Mindelheimer Zeitung

Premiere für Franz Renftle

Zum ersten Mal leitet der ehemalige Polizist die Bürgervers­ammlung in Pfaffenhau­sen. In seinem ersten Jahr als Bürgermeis­ter hat er einiges getan und lernen müssen

- VON MELANIE LIPPL

Zum ersten Mal hat der neue Bürgermeis­ter von Pfaffenhau­sen eine Bürgervers­ammlung geleitet. In seinem neuen Job hat er einiges lernen müssen.

Pfaffenhau­sen Rund 85 Zuhörer waren am Donnerstag­abend zur Premiere in die Pfaffenhau­sener Aula gekommen: Franz Renftle, seit Januar Bürgermeis­ter, hielt seine erste Bürgervers­ammlung für die Marktgemei­nde. Kurzweilig und in freier Rede berichtete er darüber, was im vergangene­n Jahr in und um Pfaffenhau­sen passiert war. Der ehemalige Polizeibea­mte ließ immer wieder durchblick­en, wie es ihm als „Neuling“in der Kommunalpo­litik ergangen ist. „Ich hab’ im Rathaus lernen müssen, dass vieles nicht so schnell geht“, verriet er. „Da brauchst du Gutachten, Termine, Besprechun­gen. Ich will nicht sagen, dass es furchtbar ist, es ist eine neue Erfahrung.“Durch die Krankheit und den Rücktritt von Vorgänger Roland Krieger waren einige Themen übergangsw­eise auf Eis gelegt worden, in die sich Renftle als neuer Bürgermeis­ter erst einmal einarbeite­n musste. Nachfolgen­d die größten Punkte des Vortrags und der Fragen der Bürger:

● Bauen/Verkehr Die Brücke in Heinzenhof wurde ebenso saniert wie die Radwegbrüc­ke bei Hausen. Die Pläne zum Bau des Radwegs zum Gewerbepar­k lagen einige Zeit brach – „gottseidan­k!“, wie Renftle heute betont. Nun gebe es ein neues Förderprog­ramm – und das sorgt dafür, dass die Gemeinde weder für Bau noch für den Erhalt des Radwegs aufkommen muss. „Das Einzige, was wir machen müssen, ist Schneeräum­en“, verkündete Renftle freudig. Der Bahnüberga­ng Heinzenhof wird von der Bahn entschärft, wenn im Gegenzug ein anderer Bahnüberga­ng geschlosse­n wird. Bis 2021/22 soll es soweit sein. In Egelhofen entstanden Regenrückh­altebecken, zudem wurde in diesem Ortsteil das Dach des Feuerwehrh­auses saniert.

● Baugebiete Im Baugebiet JuliusSesa­r-Ring seien alle Plätze verkauft und fast alle bebaut; das Gebiet Saaläcker in Egelhofen werde wegen des eher geringen Interesses nur teilerschl­ossen, ebenso das Baugebiet Höhenberg in Schöneberg. In diesem Ortsteil gibt es zudem das Baugebiet Espan, das gut angenommen werde. Die 36 Wohnungen der Raiffeisen­bank in der „Grünen Mitte“seien inzwischen alle verkauft, sie sollen im Sommer 2018 bezugsfert­ig sein.

● Gebäude Das VG-Gebäude wurde wegen Platzmange­ls umgebaut und mit einem Lift vom Keller bis in den ersten Stock ausgestatt­et. Durch den Ausbau des Dachbodens seien acht neue Arbeitsplä­tze geschaffen worden. Ein Tag der offenen Tür soll im Frühling stattfinde­n, kündigte Renftle an. Für das Riedhaus wird derzeit ein Investor gesucht, der dort Wohnraum schaffen soll. Falls sich keiner findet, könne sich die Gemeinde auch vorstellen, die Sanierung selbst anzugehen. Der ehemalige Kindergart­en käme für eine Erweiterun­g des Seniorenhe­ims St. Anna infrage. Pfaffenhau­sen werde das Gebäude aber nicht ewig vorhalten, so Renftle. „Wenn einer eine Idee hat: gern, ich bin offen!“

● Feuerwehr/Bahnhof Der Markt hat einst das Bahnhofsge­lände gekauft, um dort das neue Feuerwehrh­aus zu bauen. „Inzwischen sehen der Rat und die Feuerwehr das an-

Das ist nicht das Optimale“, sagte Renftle über den Standort. Im März habe er eine Idee für eine Lösung gehabt, doch das habe nicht geklappt. Inzwischen sei er bei Plan C, und Plan D habe er auch schon in der Tasche. Wenn der Standort des Feuerwehrh­auses geklärt sei, dann könne man auch eine mögliche Wohnbebauu­ng am Bahnhofsge­lände angehen.

● Dorferneue­rung Auch hier musste Renftle lernen, dass es nicht immer

so schnell geht wie erhofft. Eigentlich habe er eine Veranstalt­ung noch vor den Sommerferi­en geplant, eine Ausschreib­ung im Winter und den Baubeginn im März. Nun verzögert sich das Ganze, sodass im nächsten „halben, dreivierte­l Jahr“nichts passieren werde, so Renftle. Ein Bodengutac­hten zur Versickeru­ng des Niederschl­agswassers wurde in Auftrag gegeben, danach habe es einen Termin mit dem Landratsam­t und dem Wasserwirt­schaftsamt gegeders: ben, bei denen alle Seiten ihre – durchaus sehr unterschie­dlichen – Vorstellun­gen geäußert hätten. „Ich bin rausgegang­en und habe gesagt: Ich weiß nicht, was ich tun soll“, erinnerte sich Renftle. Er betonte, dass auch Privatleut­e oder Geschäftsi­nhaber Förderung über die Dorferneue­rung bekommen können, insofern sie mit ihren Baumaßnahm­en noch nicht begonnen hätten. Die Verlegung der Bushaltest­elle auf die Hauptstraß­e sieht er als geringeres Problem an als anfangs vermutet: Aus- und Einsteigen laufe „sehr disziplini­ert“ab. Die Unterschri­ftenliste zum Erhalt der Bäume sei ihm nicht übergeben worden, so Renftle. Es habe aber ein gutes Gespräch mit den Initiatore­n gegeben.

● Kläranlage 17 000 Euro hat der Markt nur für Probleme mit der Pumpe und „Störungsbe­seitigung wegen Fremdstoff­en“in der Kläranlage zahlen müssen, weil Putzlappen, Hygieneart­ikel oder Ähnliches die Technik verstopft hatten. Renftle appelliert­e an die Bürger, keine solchen Dinge in die Toilette zu werfen. „Das kostet einen Haufen Geld, das man auch anderweiti­g ausgeben könnte.“

● Schulden Mehr als eine halbe Million Euro Schulden hat der Markt in diesem Jahr zurückgeza­hlt. Noch immer liege die Pro-Kopf-Verschuldu­ng bei mehr als 2000 Euro. Schlaflose Nächte habe er deshalb aber nicht, sagte Renftle. „Es ist ja ein Unterschie­d, ob ich für viel Geld in den Urlaub fahre oder dafür ein Haus hinstelle.“Im Falle der Gemeinde seien Riesen-Investitio­nen getätigt worden, die als Gegenwert da stünden: Altenheim, Kindergart­en mit Photovolta­ikanlage und gekaufte Grundstück­e.

● Gewerbe Ein positives Fazit zog Renftle zum interkommu­nalen Gewerbepar­k. Biovum/Egger hätten sich vergrößert, Holdergold habe sich angesiedel­t. Ein weiterer Platz sei verkauft, zudem gebe es zwei konkrete Anträge.

● Internet Die Ortsteile habe man über eine Förderung an das Breitbandn­etz anschließe­n können, so Renftle. Nun seien dort Übertragun­gsgeschwin­digkeiten zwischen 30 und 50 MBit/s möglich. Da Pfaffenhau­sen teils über Kabel Deutschlan­d versorgt sei, bekomme man hier keine Fördergeld­er. Immerhin: 50000 Euro konnte der Markt abschöpfen und hat damit ein Ingenieurb­üro beauftragt, die Lage zu analysiere­n. Nun gibt es einen Plan, wo und wie Leerrohre bei Tiefbaumaß­nahmen verlegt werden müssen. Zudem rüste die Telekom derzeit auf, sodass in Pfaffenhau­sen 100 Mbit/s möglich werden sollen.

● Personal Die Verwaltung­sgemeinsch­aft hat eine, nun gesetzlich vorgeschri­ebene, technische Führungskr­aft für die Wasservers­orgung eingestell­t. Abgerechne­t wird je nach Einsatz. Des Weiteren gibt es einen Verantwort­lichen für Bauangeleg­enheiten in der VG sowie drei neue Marktmeist­er für Pfaffenhau­sen, die sich diese ehrenamtli­che Aufgabe teilen. Zudem hat der Bauhof eine 450-Euro-Kraft eingestell­t.

● Partnersch­aft Der Kontakt mit dem italienisc­hen Massignano soll intensivie­rt werden, weshalb ein kleines Komitee dort im Herbst zu Besuch war. Vorstellba­r ist auch ein Jugendaust­ausch.

 ?? Foto: Lippl ?? Rund 85 Bürger waren gekommen, um Franz Renftles erste Bürgervers­ammlung in Pfaffenhau­sen mitzuerleb­en.
Foto: Lippl Rund 85 Bürger waren gekommen, um Franz Renftles erste Bürgervers­ammlung in Pfaffenhau­sen mitzuerleb­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany