Milliardengrab
Schon der mittelalterliche Meister Dante dichtete: „Lasst alle Hoffnung fahren!“Und hätt’ er heutigentags gelebt, er hätte mit dem mahnenden Wort nicht nur uns Lebende vor ewiger Höllenpein gewarnt, sondern gewiss auch einen weiteren Gang ins Nimmerwiedersehen mitbedacht: den des Geldes in den gähnenden Schlund, ins Millionen-, ja Milliardengrab. Was da einmal hineinfährt, kehrt nicht wieder. Ob es sich um den Berliner Großflughafen oder um das BahnDebakel Stuttgart 21 handelt, um den A-380-Flieger oder um die E-Gesundheitskarte: Sind erst einmal im Grab gelandet die Millionen und Milliarden, ist zerronnen, was auf dem Reißbrett einst die schönsten Blüten trieb.
Interessant bei diesem Phänomen des ökonomischen Dahingehens: Es handelt sich um ein kollektives Phänomen. Während auf der Ebene des Humanen ein jedes Individuum für sich genommen vom Dasein ins Nicht-mehr-Dasein hinübergeht, läuft das bei Geldsubjekten nur im großen Stil. Oder hat jemand je von einem Tausendergrab gehört, von einem Zehn-, einem Hundertausendergrab? Nein, ganz klar ist definiert: Erst ab ’ner Million öffnet sich das Grab. Dann aber schaufelt der Totengräber (immer jemand aus den oberen Etagen) die Kohle rein wie das einst der Heizer auf der Lokomotive tat. Auf dass alles zu Staub werde! Daher auch der wichtige Hinweis an alle, die da meinen, im Milliardengrab läge die Kohle nur so rum: Hier ist kein Schatz zu heben, hier ist nur mehr nichts.
Genauer bedacht, greift freilich auch diesmal die Regel, wonach jede Regel ihre Ausnahme kennt. Und so sei daran erinnert, dass schon so manche Grabstätte neuerdings begonnen hat zu sprossen und zu sprießen, zu wachsen und zu blühen. Hin und wieder gilt das auch für, naja, zumindest fürs Millionengrab. Man denke nur an die Hamburger Elphie: Lange Zeit ein Fass ohne Boden, und heute? Für die Stadt die reinste Goldgrube.