Mindelheimer Zeitung

Kreistag spricht über Flexibus

- VON MANUELA FRIESS Mindelheim­er Zeitung

Mindelheim Stolz prangt die verschlung­ene Jahreszahl am Giebel des türkisen Hauses in der Dreerstraß­e: 1717. Stolz ist auch Elke KnöllerLut­z auf ihr 300 Jahre altes Häuschen, in dem sie wohnt. „Ich habe viele Jahre lang schon hier um die Ecke gearbeitet und mich damals schon in dieses Haus verliebt“, gibt sie zu. Dass sie, die im Schwarzwal­d aufgewachs­en ist und der Liebe wegen nach Mindelheim kam, jetzt als Café-Betreiberi­n auch hier zur Miete wohnen kann, das ist für sie die Erfüllung eines Traums. „Natürlich ist ein Altbau nicht pflegeleic­ht, aber ich kann mir schon gar nicht mehr vorstellen in einem neuen Haus zu wohnen. Da fehlt einfach der Charme.“

Doch nicht nur das Gebäude liegt ihr am Herzen, auch die jüngere Geschichte des Hauses bewahrt sie in Bildern und Zeitungsau­sschnitten auf. Sie weiß: „Die Krippele-Rosa gibt dem Haus einen Namen und ist den Mindelheim­ern einfach ein Begriff. “Sie kennt auch den Film von Donat Waltenberg­er über das Mindelheim­er Original, das so viele Krippen auf den drei Stockwerke­n gesammelt hat, dass ihr selbst nur noch ein einziger Raum zur Verfügung stand, in dem sie wohnte.

Weiter zurück als bis zur Krippele-Rosa reicht ihr Wissen über die alten Mauern jedoch nicht. Dafür hat sich Stadtarchi­var Andreas Steigerwal­d für die

auf die Suche gemacht und konnte die Besitzer und Bewohner bis ins Jahr 1811 zurückverf­olgen. Leider nicht bis 1717: „Davor gab es das Steuerverz­eichnis der Häuser von 1750, in diesem sind jedoch die Gebäude gänzlich anders nummeriert als in dem Rustikal- und Häuser-Steuer-Kataster von 1810“, so Steigerwal­d.

Er vermutet, dass aufgrund der Lage in der Innenstadt wahrschein­lich schon ein Vorgängerb­au viel früher errichtet wurde. Dieser könnte beim Rathausbra­nd im Jahr 1658 beschädigt worden sein. „Das Haus in seinem jetzigen Aussehen dürfte also in der Zeit der kurfürstli­chen Herrschaft­spfleger der Freiherren von Zündt zu Kenzingen erbaut worden sein“, tippt der Stadtarchi­var. Bauliche Änderdunge­n sind im Archiv nicht nachweisba­r, erst Anfang des 20. Jahrhunder­ts ist in einer Bauakte belegt, dass Toiletten und eine weitere Wohnung im Haus eingebaut wurden. Der Besitzer war zu diesem Zeitpunkt Dismas Scheitle, ein Maurer.

Vor ihm wohnte Bernhard Kerker, ein Bräuknecht (1829 bis 1868), und vor diesem der Drechsler Alois Hölzle (1811 bis 1828) in dem Haus. Die Familie Xaver Maier wohnte ab 1911 in der Dreerstraß­e 13. Der Vater von Rosina wurde im Ersten Weltkrieg verwundet und starb als Kriegsvers­ehrter im Jahr 1917. Bereits ab 1914 ist seine Frau Viktoria Maier als offizielle Besitzerin eingetrage­n, und von 1963 bis 1992 dann Tochter Rosina Maier, die alle später als Rosa kannten. Nachdem die Krippele-Rosa gestorben war, hat die Stadt das Haus erworben, später kaufte Wilfried Rampp das herunterge­kommene Gebäude und sanierte es im Jahr 1997 gründlich. Auch diese Jahreszahl ist an der Fassade verewigt.

Die Bilder, die Elke Knöller-Lutz von der Zeit vor der Sanierung besitzt, zeigen abgeblätte­rten Putz und herunterge­kommene Räume. Rampp gefiel die Idee des Cafés sehr und er unterstütz­te sie. Trotzdem benötigte die heutige Betreiberi­n fast ein Jahr, bis sie das Café 2005 eröffnen konnte. Auch eine Hauswirtsc­haftslehre machte sie, um für ihre Gäste gerüstet zu sein. „Ich komme ja aus der Verwaltung beziehungs­weise aus der Bank und hatte zu diesem Zeitpunkt eigentlich wenig Ahnung vom Gastgewerb­e“, gibt sie zu. Doch während sie die Behördenge­schichten erledigte, sanierte sie und richtete sie gleich noch die Räume so ein, bis diese ihren Wünschen entsprache­n. Alte Stühle, antike Bilder, dazu freigelegt­e Stellen mit der früheren Wandbemalu­ng: Vor allem die Räume im ersten Stock sind ein tolles Beispiel ihres individuel­len Einrichtun­gsstils.

„Ganz besonders freut es mich, dass ich im Buch „111 Orte die man im Allgäu gesehen haben muss“auftauche“, gesteht Knöller-Lutz. Wohl auch durch diese Empfehlung kehren immer mal wieder ganze Gruppen von Touristen bei ihr ein. Trotzdem sind die hauptsächl­ichen Kunden im kuschligen Café K die treuen Stammgäste. Auf diese ist die Inhaberin auch in der nächsten Zeit dringend angewiesen. Die große Baustelle gleich neben dem historisch­en Gebäude hat die Zahl der Gäste spürbar schrumpfen lassen. Vor allem die Besucher, die im Spätsommer und Herbst an den warmen Tagen noch gerne an den Tischen draußen saßen, konnten dies wegen des fehlenden Platzes rund um die Baugrube in diesem Jahr nur äußerst beschränkt tun.

Was kommt, wird sich zeigen, meint Knöller-Lutz geduldig. Sie hofft jedoch, dass die selbst gemachten Köstlichke­iten und frisch hergestell­ten Speisen auch in Zukunft noch viele Gäste in die Dreerstraß­e locken. Oder aber Menschen, die sich noch an die Krippele-Rosa und ihre große Sammelleid­enschaft erinnern. Der Einsatz eines Flexibusse­s im Landkreis ist ein Punkt auf der Sitzung des Kreistags am Montag, 11. Dezember, um 9 Uhr im Landratsam­t in Mindelheim. Weitere Punkte sind unter anderem die Umbesetzun­g der Gremien innerhalb der SPD, der Beteiligun­gsbericht sowie der Antrag der CSU, die Leitbildst­udie „Regionale Landentwic­klung“fortzuführ­en.

Die lange Liste der Besitzer steht in der alten Bauakte

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Foto: Haber So hat es einst in dem alten Haus ausgesehen. 2009 wurde im Heimatmuse­um eine Schau mit den Schätzen von Krippele Rosa gezeigt.
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Im Café von Elke Knöller Lutz hängt auch ein altes Foto von der Krippele Rosa.

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