Holpriger Neuanfang für die Kreisverkehrswacht
Erst nach langem Zögern gibt die umstrittene Ex-Vorsitzende Marion Prediger auf. Der neue Vorsitzende Daniel Pflügl aus Bad Wörishofen hat auch gleich einen kuriosen Start
Bad Wörishofen Die Kreisverkehrswacht Mindelheim hat wieder einen Vorsitzenden – dafür aber keinen Vorstand mehr. Und wie viele der aktuell 130 Mitglieder dem Kreisverband noch geblieben sind, wenn der neugewählte Vorsitzende Bad Wörishofer Grünen-Stadtrat Daniel Pflügl zur Mitgliederversammlung einladen wird, steht in den Sternen. Und sogar, ob die Wahl überhaupt rechtlich bindend ist, muss offenbar noch geklärt werden – das Chaos bei der Kreisverkehrswacht scheint also unvermittelt weiter zu gehen.
Nach wochenlangem Streit im Kreisverband war auch der Start des neuen Vorsitzenden zumindest kurios und durchaus holprig. Kaum hatte Bad Wörishofens Bürgermeister Paul Gruschka Pflügl als „Überraschungskandidat“aus dem Hut gezaubert – schwupps – war er auch schon einstimmig gewählt: ohne Vorstellung, ohne erklärende Ansprache und ohne erkennbaren Plan, wie er die Verkehrswacht aus der Krise führen will. „Hoppla, das ging jetzt aber schnell. Ich hätte mich schon gerne noch vorgestellt, damit Sie auch wissen, wen Sie da wählen“, schnappte Pflügl nach Luft.
Ob sich jetzt – nachdem die umstrittene Ex-Vorsitzende Marion Prediger auf hartnäckiges Drängen auch ihr Amt als Geschäftsführerin niedergelegt hat – die erhoffte Ruhe einstellen kann, wird sich erst zeigen müssen. Ein Prozess gegen den Vorgänger von Prediger im Amt des Vorsitzenden steht demnächst an.
Wie viele Mitglieder die Kreisverkehrswacht künftig haben wird, ist ebenfalls noch völlig offen: Marion Prediger hat angekündigt, postwendend einen neuen Verein zu gründen, der sich „Sichere Mobilität“nennen werde. Zwar betonte Prediger, dass dieser neue Verein „keine Konkurrenz“zur Verkehrswacht sein solle – sie ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass viele der von ihr in den vergangenen zwei Jahren von ihr aktivierten Mitglieder ihrem Beispiel folgen und der Kreisverkehrswacht den Abschied erklären werden.
Knapp drei Stunden lang zog sich die Sitzung im Tagungsraum des Bad Wörishofer „Luitpold“hin – und als hätte es dieser Dramaturgie auch noch bedurft, war es eiskalt im Saal – was nicht nur an der eisigen Stimmung zwischen den Anwesenden lag, sondern auch daran, dass der Raum nur spärlich geheizt war.
Dies hielt die anwesenden Kommunalpolitiker – angeführt von Bad Wörishofens Bürgermeister Paul Gruschka und Roland Ahne, dem 3. Bürgermeister der Stadt Mindelheim – nicht davon ab, die nach ihrem Rücktritt im November nur noch kommissarisch amtierende Vorsitzende Marion Prediger geradezu genüsslich zu „grillen“. Jeder Posten der vorliegenden Abrechnungen wurde detailliert hinterfragt und auch wenn es keiner ganz offen ansprach: Das Misstrauen gegenüber Marion Prediger und ihrem Vorstandsteam war bei jeder kritischen Nachfrage so unmissverständlich, dass es Prediger später selbst auf den Punkt brachte, warum die politischen Vertreter der Kommunen als Träger der Kreisverkehrswacht bei der Rechnungsprüfung so ganz genau hinschauten und am Ende erneut die Entlastung verweigerten: „Es muss wohl an meiner Person liegen“, sagte Prediger – und damit traf sie offensichtlich den Nagel auf den Kopf.
Allen im Tagungsraum war da längst klar, dass es vor allem darum ging: Marion Prediger als Vorsitzende und Geschäftsführerin loszuwerden. Denn nur so sei ein echter Neubeginn möglich, der wieder Ruhe in die krisengeschüttelte Kreisverkehrswacht bringen könne, wie Gruschka deutlich machte.
Gruschka war es auch, der den Grünen-Stadtrat und Kriminaloberkommissar Pflügl im Vorfeld überredet hatte, den Vorsitz zu übernehmen. Dass er sich damit nicht das allerleichteste Amt ausgesucht hatte, wurde auch Pflügl deutlich, wie er dann in seiner Vorstellung (nach erfolgter Wahl) deutlich machte: „Hoffentlich kehrt jetzt wieder Ruhe bei der Verkehrswacht ein. Die Messlatte liegt hoch ...“
„Hoppla, das ging jetzt aber schnell“Der neue Vorsitzende der Kreisverkehrswacht Mindelheim, Daniel Pflügl, zu seiner Wahl