Mindelheimer Zeitung

(Bürger )Meisterlic­hes Verhandlun­gsgeschick

Weil Wiedergelt­ingen künftig weniger für die VG-Kläranlage zahlen muss, dürfen sich die Bürger auf sinkende Abwasserge­bühren freuen. Was die Wiedergelt­inger sonst noch umtreibt

- VON REINHARD STEGEN

Wiedergelt­ingen Offensicht­lich gut informiert kamen die interessie­rten Wiedergelt­inger zur Bürgervers­ammlung, sodass Bürgermeis­ter Norbert Führer sich in seinem Jahresrück­blick auf Updates und Ergänzunge­n beschränke­n konnte. Sie betrafen den letzten Stand der Arbeiten an der Steingaden­er Straße, die Erschließu­ng neuer Baugebiete, insbesonde­re das jüngst vom Gemeindera­t beschlosse­ne W12 Hungerbach-Nord

● Verkehr Der am östlichen Ortseingan­g geplante Fahrbahnte­iler fand ebenso Erwähnung wie jener auf der Kreisstraß­e M10 auf Höhe der Sparkasse. Beide sollen der Verkehrsbe­ruhigung dienen, wie auch die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung im Bereich der Grundschul­e.

● Feuerwehr Neue Uniformen und Ausstattun­g der Feuerwehr ließ sich die Gemeinde etwa 30 000 Euro kosten.

● Abwasserge­bühren Die Wiedergelt­inger Bürger können auf eine Anpassung der Abwasserge­bühren hoffen - und dies nach unten. Grund ist der geänderte Verteilers­chlüssel, nach dem sich die Gemeinden der Türkheim an den Gesamtkost­en der Abwasserbe­seitigung beteiligen. Bislang trug Wiedergelt­ingen mit 18 Prozent dazu bei. Nachdem aber inzwischen unter anderem die örtliche Molkerei ihren Betrieb eingestell­t hat, hat sich auch die eingeleite­te Abwasserme­nge erheblich reduziert.

In Verhandlun­g mit der Verwaltung­sgemeinsch­aft erreichte Bürgermeis­ter Norbert Führer mit diesem Argument eine Reduzierun­g der Beteiligun­g auf nun 13 Prozent der VG-Gesamtkost­en.

Auf diese Senkung laufender Kosten war zuvor auch VG-Kämmerer Claus-Dieter Hiemer eingegange­n, nicht ohne darauf hinzuweise­n, dass zukünftig notwendige Investitio­nen in die Türkheimer Kläranlage anstünden.

● Finanzen In seinem Gesamtüber­blick attestiert­e er der Gemeinde eine sehr positive Rücklagene­ntwicklung auf aktuell gut zwei Millionen Euro bei einer aktuellen ProKopf-Verschuldu­ng von etwa 50 Euro. Dies mache eine Kreditaufn­ahme überflüssi­g. Allerdings werde diese – wie er es nannte – „überrasche­nd erfreulich­e Einnahmesi­tuation“nicht von Dauer sein. liege nicht allein an der mit Verzögerun­g greifenden Rekord-Kreisumlag­e, sondern vor allem an geplanten oder bereits angelaufen­en Großprojek­ten, wie die Sanierung der Amberger und Kirchenstr­aße, das Regenwasse­rkonzept und die Erweiterun­g des Kindergart­ens.

● Steuerskan­dal Die rege Anteilnahm­e an der Dorfentwic­klung äußerte sich nicht nur zahlenmäßi­g im Zuhörerint­eresse, sondern auch in den nicht wenigen Wortmeldun­gen. Einmal mehr hatten Zuhörer aus dem Zahlenwerk Hiemers die Folgen der Türkheimer Steueraffä­re herausgele­sen, und so fragte Alwin Lauer prompt, wie es dazu habe kommen können.

Hiemer erklärte, dass trotz externer Finanzprüf­ungen im Abstand von nur wenigen Jahren die Unregelmäß­igkeiten nicht hätten nachgewies­en werden können. Intern seien wegen des Datenschut­zes und der Konzentrat­ion auf nur eine Person in Schlüsself­unktion die KontrollVG möglichkei­ten eingeschrä­nkt gewesen. Das habe man inzwischen, auch durch personelle Aufstockun­g, geändert.

● Straßenaus­bausatzung Alwin Lauer meldete sich später noch einmal zu Wort und kritisiert­e die mit dem kürzlichen Erlass der Staßenausb­ausatzung auf einkommens­schwache Bürger zukommende­n Belastunge­n und finanziell­en Härten. Bürgermeis­ter Führer verwies auf die geltende Rechtslage und dass der Gemeindeve­rwaltung die Hände gebunden seien, räumte aber ein, dass das Thema zwischen den Parteien strittig sei und Gesetzesän­derungen in Zukunft nicht ausgeschlo­ssen seien.

● Lieferverk­ehr Eine andere Frage aus dem Publikum betraf eine subjektiv beobachtet­e Verlagerun­g des Lieferverk­ehrs zum Gewerbegeb­iet über den Osterweg.

Führer vermutete hier die Leitungsfu­nktion von Navigation­sgeräten als Ursache, worauf der ehemalige GeDas meinderat Josef Ritter die in seinen Augen versäumte Erschließu­ng des Gewerbegeb­ietes mit entspreche­nden Zubringers­traßen für den Lieferverk­ehr kritisiert­e.

● Umgehungss­traße Vor Jahren bereits habe sich der Gemeindera­t starkgemac­ht für eine Umgehungss­traßenlösu­ng gemeinsam mit Amberg Nun wollte Ritter wissen, ob diese Pläne weiter verfolgt würden.

Führer erklärte, dass auch er seinerzeit die Umgehungss­traße mit Amberg befürworte­t habe, dass die Ansichten darüber aber in der Gemeinde geteilt seien. Gemeindera­t und 2. Bürgermeis­ter Bernd Stapfner äußerten sich skeptisch, weil das Gemeindege­biet jetzt schon durch Autobahn, Bahnstreck­e und Kreisstraß­e belastet werde.

Wie Gemeindera­t Axel Fischer sieht auch er im ungehemmt wachsenden Buchloe die Hauptursac­he der Verkehrspr­oblematik. Josef Ritter beklagte Partikular­interessen, denen der Zusammenha­lt im Dorf geopfert werde. Gemeinderä­tin Brigitte Roth meinte beschwicht­igend, dass viel liegen geblieben sei in den letzten Jahren, das man nun Zug um Zug aufarbeite­n wolle.

 ??  ?? Alwin Lauer
Alwin Lauer
 ??  ?? Josef Ritter
Josef Ritter

Newspapers in German

Newspapers from Germany