(Bürger )Meisterliches Verhandlungsgeschick
Weil Wiedergeltingen künftig weniger für die VG-Kläranlage zahlen muss, dürfen sich die Bürger auf sinkende Abwassergebühren freuen. Was die Wiedergeltinger sonst noch umtreibt
Wiedergeltingen Offensichtlich gut informiert kamen die interessierten Wiedergeltinger zur Bürgerversammlung, sodass Bürgermeister Norbert Führer sich in seinem Jahresrückblick auf Updates und Ergänzungen beschränken konnte. Sie betrafen den letzten Stand der Arbeiten an der Steingadener Straße, die Erschließung neuer Baugebiete, insbesondere das jüngst vom Gemeinderat beschlossene W12 Hungerbach-Nord
● Verkehr Der am östlichen Ortseingang geplante Fahrbahnteiler fand ebenso Erwähnung wie jener auf der Kreisstraße M10 auf Höhe der Sparkasse. Beide sollen der Verkehrsberuhigung dienen, wie auch die Geschwindigkeitsbegrenzung im Bereich der Grundschule.
● Feuerwehr Neue Uniformen und Ausstattung der Feuerwehr ließ sich die Gemeinde etwa 30 000 Euro kosten.
● Abwassergebühren Die Wiedergeltinger Bürger können auf eine Anpassung der Abwassergebühren hoffen - und dies nach unten. Grund ist der geänderte Verteilerschlüssel, nach dem sich die Gemeinden der Türkheim an den Gesamtkosten der Abwasserbeseitigung beteiligen. Bislang trug Wiedergeltingen mit 18 Prozent dazu bei. Nachdem aber inzwischen unter anderem die örtliche Molkerei ihren Betrieb eingestellt hat, hat sich auch die eingeleitete Abwassermenge erheblich reduziert.
In Verhandlung mit der Verwaltungsgemeinschaft erreichte Bürgermeister Norbert Führer mit diesem Argument eine Reduzierung der Beteiligung auf nun 13 Prozent der VG-Gesamtkosten.
Auf diese Senkung laufender Kosten war zuvor auch VG-Kämmerer Claus-Dieter Hiemer eingegangen, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass zukünftig notwendige Investitionen in die Türkheimer Kläranlage anstünden.
● Finanzen In seinem Gesamtüberblick attestierte er der Gemeinde eine sehr positive Rücklagenentwicklung auf aktuell gut zwei Millionen Euro bei einer aktuellen ProKopf-Verschuldung von etwa 50 Euro. Dies mache eine Kreditaufnahme überflüssig. Allerdings werde diese – wie er es nannte – „überraschend erfreuliche Einnahmesituation“nicht von Dauer sein. liege nicht allein an der mit Verzögerung greifenden Rekord-Kreisumlage, sondern vor allem an geplanten oder bereits angelaufenen Großprojekten, wie die Sanierung der Amberger und Kirchenstraße, das Regenwasserkonzept und die Erweiterung des Kindergartens.
● Steuerskandal Die rege Anteilnahme an der Dorfentwicklung äußerte sich nicht nur zahlenmäßig im Zuhörerinteresse, sondern auch in den nicht wenigen Wortmeldungen. Einmal mehr hatten Zuhörer aus dem Zahlenwerk Hiemers die Folgen der Türkheimer Steueraffäre herausgelesen, und so fragte Alwin Lauer prompt, wie es dazu habe kommen können.
Hiemer erklärte, dass trotz externer Finanzprüfungen im Abstand von nur wenigen Jahren die Unregelmäßigkeiten nicht hätten nachgewiesen werden können. Intern seien wegen des Datenschutzes und der Konzentration auf nur eine Person in Schlüsselfunktion die KontrollVG möglichkeiten eingeschränkt gewesen. Das habe man inzwischen, auch durch personelle Aufstockung, geändert.
● Straßenausbausatzung Alwin Lauer meldete sich später noch einmal zu Wort und kritisierte die mit dem kürzlichen Erlass der Staßenausbausatzung auf einkommensschwache Bürger zukommenden Belastungen und finanziellen Härten. Bürgermeister Führer verwies auf die geltende Rechtslage und dass der Gemeindeverwaltung die Hände gebunden seien, räumte aber ein, dass das Thema zwischen den Parteien strittig sei und Gesetzesänderungen in Zukunft nicht ausgeschlossen seien.
● Lieferverkehr Eine andere Frage aus dem Publikum betraf eine subjektiv beobachtete Verlagerung des Lieferverkehrs zum Gewerbegebiet über den Osterweg.
Führer vermutete hier die Leitungsfunktion von Navigationsgeräten als Ursache, worauf der ehemalige GeDas meinderat Josef Ritter die in seinen Augen versäumte Erschließung des Gewerbegebietes mit entsprechenden Zubringerstraßen für den Lieferverkehr kritisierte.
● Umgehungsstraße Vor Jahren bereits habe sich der Gemeinderat starkgemacht für eine Umgehungsstraßenlösung gemeinsam mit Amberg Nun wollte Ritter wissen, ob diese Pläne weiter verfolgt würden.
Führer erklärte, dass auch er seinerzeit die Umgehungsstraße mit Amberg befürwortet habe, dass die Ansichten darüber aber in der Gemeinde geteilt seien. Gemeinderat und 2. Bürgermeister Bernd Stapfner äußerten sich skeptisch, weil das Gemeindegebiet jetzt schon durch Autobahn, Bahnstrecke und Kreisstraße belastet werde.
Wie Gemeinderat Axel Fischer sieht auch er im ungehemmt wachsenden Buchloe die Hauptursache der Verkehrsproblematik. Josef Ritter beklagte Partikularinteressen, denen der Zusammenhalt im Dorf geopfert werde. Gemeinderätin Brigitte Roth meinte beschwichtigend, dass viel liegen geblieben sei in den letzten Jahren, das man nun Zug um Zug aufarbeiten wolle.