Dieser Mann hat „Philipp Lahm“erfunden
Fußball zieht auch in der Theaterkunst: Mit einem genialen Kniff hat der Augsburger Dramatiker Michel Decar seinem neuen Stück schon vor der Uraufführung Aufmerksamkeit beschert
Preis des Landes Berlin. Die Uraufführung von „Der neue Himmel“fand am Deutschen Theater Berlin statt – es gibt nicht viele noch renommiertere Bühnen in der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Mittlerweile verfolgen beide Dramatiker stärker eigene Wege. Nolte war mit seinem Roman „Schreckliche Gewalten“für den Deutschen Buchpreis nominiert, Decar wird nächsten Sommer vermutlich unter dem Titel „1000 deutsche Diskotheken“seinen ersten Roman veröffentlichen.
Nun gibt es noch diese Uraufführung am Wochenende. Sein Philipp Lahm sei eine fiktive Person, sagt Decar. Er habe im Vorfeld keine Biografien gelesen, auch nicht recherchiert. „Ich habe eine Theaterfigur erfunden“, sagt der Dramatiker. Er will einen Menschen auf der Bühne zeigen, der nicht der spannendste Typ ist, der in seiner Karriere keine schlechten Entscheidungen getroffen hat, der nie wegen Eskapaden für Schlagzeilen sorgte, „der Anti-Söder“. Decar lacht.
Sein „Philipp Lahm“, aufgeführt als Ein-Personen-Stück, tritt am Residenztheater in Konkurrenz zur großen Theaterliteratur, etwa zur blutrünstigen Shakespeare-Tragödie „Richard III.“, die gerade Premiere hatte. „Man erwartet immer Konflikte und den großen Knall“, sagt Decar. Er entziehe sich dem und sei damit viel näher am Publikum, das auch nicht in solch dramatischen Verhältnissen lebe.
Was ihm bei den Münchner Proben positiv auffiel: „Der Text ist nicht geändert worden.“Da habe er in seinem noch gar nicht so lange währenden Autorenleben schon Katastrophen erlebt – wenn Regisseure für eine Uraufführung das komplette Manuskript umgeschrieben haben.
OAufführungen „Philipp Lahm“im Marstall am 16. und 21. Dezember (beide ausverkauft), 2. und 10. Januar