Mindelheimer Zeitung

Abenteuer Spielplatz

In Mindelheim wird erstmals zusammen mit Kindern geplant. Die Stadträte sind offenbar bereit, sich das einiges kosten zu lassen

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Schaukel, Sandkasten, Rutsche, Sitzbank - in etwa so ist in Mindelheim ein durchschni­ttlicher Spielplatz möbliert. Alles ist technisch geprüft und somit sicher für die Kinder. Und alles ist von der Stange gekauft. Katalogwar­e gewisserma­ßen. Nicht schlecht, aber geht da nicht mehr?

Das Kinderparl­ament hat sich der Sache angenommen. Im Herbst des vergangene­n Jahres haben die Kinder zusammen mit dem Kreisjugen­dring ein Plakat gestaltet, auf dem sie Ideen für den idealen Spielplatz gesammelt haben. Jetzt gibt ihnen Bürgermeis­ter Stephan Winter und der Stadtrat die Chance, dass ein so ganz anderer Spielplatz an der Bleichstra­ße erstmals in Mindelheim gebaut werden kann.

Den Weg, in welche Richtung es gehen könnte, hatte vor einem Jahr Stadträtin Ursula Kiefersaue­r gewiesen. Sie machte auf einen Spielplatz­bauer aus dem Oberallgäu aufmerksam. Sie zeigte Bilder von einem besonderen Holzspielp­latz der Firma Cucumaz aus Wiggensbac­h. Das Bauamt der Stadt nahm Kontakt zu der Firma auf. Und Firmenchef Frank Linhart hat sich ans Werk gemacht und auf eigene Kosten ein Modell entworfen.

Das Unternehme­n baut ausschließ­lich Unikate in Handarbeit. Die Firma setzt auf langlebige­s Robinienho­lz und weitere Naturmater­ialien, Steine, Balken, Hügel. Es sind Spielplätz­e zum Erleben und Entdecken, wie es Sabine Filser vom Bauamt formuliert.

Im Stadtrat fanden die Ideen großen Anklang. Die Kinder fanden allerdings, dass ein Piratenwra­ck auch eine schönen Sache wäre. Noch ist völlig unklar, was der neue Spielplatz kosten wird. Zwischen 75 000 und 100 000 Euro rechnet der Bürgermeis­ter, wobei 40 000 Euro davon der Investor übernehmen will, der das ehemalige V-Markt-Gelände bebaut hat. Nach dem Vortrag von Frank Linhart gewannen die Stadträte eher den Eindruck, dass die genannten Summen wohl nicht ausreichen werden. Ob die Firma Cucumaz überhaupt zum Zug kommt, ist noch gar nicht klar. Mindestens drei Angebote muss die Stadt nach den Vergaberic­htlinien einholen.

Kontakt besteht inzwischen zu den Firmen SIK-Holz in Brandenbur­g, Spielplatz­geräte Maier aus Altenmarkt und zu Lignumplus aus Oberstdorf, die eine Außenstell­e im nahen Apfeltrach unterhält. Auf zuletzt genannte Firma hatte Stadtrat René Lang (Grüne) hingewiese­n. Das Bauamt hat allen Firmen groß umrissen, wie der Spielplatz nach den Vorstellun­gen der Kinder aussehen soll, so dass eine Vergleichb­arkeit gegeben ist. In der nächsten Stadtratss­itzung am 22. Januar soll dann entschiede­n werden, wer den Auftrag bekommt.

Nicht ganz glücklich mit der Vorgehensw­eise war Kiefersaue­r. Sie sagte, die Grundidee des Spielplatz­es stammte von der Firma Cucumaz. Diese Ideen könne man wegen des Urheberrec­hts nicht einfach weitergebe­n, argumentie­rte sie. Bürgermeis­ter Winter hielt dagegen. Die Stadt brauche eine Vergleichb­arkeit.

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