Zahnlose Löwen, bissiger Ice Tiger
In Bad Wörishofen ist das Löwen-Schicksal nicht mehr aufzuhalten. In Nürnberg scheitert ein Mindelheimer erneut beim Versuch, endlich deutscher Meister zu werden. Entschädigt wird er jedoch mit einer schönen Heim-WM
Unterallgäu Was haben sie in München den „Geist von Bad Wörishofen“beschworen: Immer, wenn es bei den Fußballern des Traditionsklubs TSV 1860 München in jüngster Vergangenheit eng geworden war, suchte man die Kneippstadt im Unterallgäu als Anlaufstelle für ein Trainingslager aus. So auch im Mai dieses Jahres: Die Löwen steckten urplötzlich mitten im Abstiegskampf der Zweiten Liga – und das trotz eines teuren Kaders und eines portugiesischen Startrainers.
Doch eben jener Vito Pereira schien seine Mannen im Saisonendspurt nicht mehr zu erreichen und hatte auch sonst keinerlei Heilmittel im Abstiegskampf zu bieten. Weil es dann doch eng wurde, musste also Bad Wörishofen als „Heilbad“wieder herhalten. Dort versprühte Pereira zwar noch reichlich Pathos („Wir sind hier, um den Spielern bewusst zu machen, welche Verantwortung sie gegenüber dem Verein und den Fans haben“oder „Wir müssen unser Leben für diesen Verein geben.“), doch einen echten Plan für den Klassenerhalt hatte er dann doch nicht zu bieten.
Diesmal war der Geist von Bad Wörishofen offenbar anderweitig unterwegs. Denn statt der erhofften Rettung im letzten Saisonspiel ging es in die Relegation, aus der der SSV Jahn Regensburg als Sieger und damit Aufsteiger hervorging. Und damit nicht genug: Weil der jordanische Geldgeber Hassan Ismaik eben kein Geld mehr gab und die für die Dritte Liga notwendigen rund zehn Millionen Euro verweigerte, stürzten die Löwen in die Regionalliga ab. Dort spielten sie zum Saisonauftakt in Memmingen, doch nur noch ein Teil der Spieler kannte die Richtung auf der A 96 bereits.
Für die beiden Mindelheimer Brüder Patrick und Jochen Reimer geht die Jagd nach dem deutschen Meistertitel weiter. Auch in diesem Jahr war für die beiden Profis der Nürnberg Ice-Tigers im Halbfinale Endstation. Gegner waren einmal mehr die Grizzlys aus Wolfsburg. „Wir hatten vor der Saison gesagt, dass wir heuer eine Riesenchance auf den Titel haben. Doch dann haben sich wichtige Spieler verletzt. Und das dann in langen und harten Play-offs zu kompensieren, ist schwierig. Um Meister zu werden, muss einfach alles passen“, sagte Patrick Reimer dann einige Tage später im „Man muss es letztlich einfach akzeptieren. Aber es ist schon hart, wenn nach einem Jahr Arbeit die Chance auf den Titel wieder weg ist.“Und doch war Patrick Reimer einmal mehr einer der herausragenden Spieler der DEL. Zum dritten Mal wurde er nach der Hauptrunde zum Spieler der Saison gewählt, als erster Spieler überhaupt knackte er die 300-Tore-Marke in der höchsten deutschen Liga. „Wenn man als Erster einen Meilenstein setzt mit den 300 Toren zum Beispiel, dann ist das schon ein tolles Gefühl. Aber darum spiele ich nicht Eishockey. Es geht mir nicht darum, Rekorde aufzustellen, denn die werden eh irgendwann einmal wieder von einem anderen gebrochen.“
Nach der Saison sollten sich dann auch die Wege der beiden Brüder trennen, denn Torhüter Jochen Reimer schloss sich dem Ligakonkurrenten ERC Ingolstadt an. Im Mai schließlich drückte er seinem Bruder bei der Eishockey-WM in Köln und Paris die Daumen. Und die deutsche Mannschaft begeisterte bei dieser Heim-WM nach einem durchwachsenen Auftakt. Erst im Viertelfinale kam dann nach großem Kampf gegen den Topfavoriten Kanada das Aus. 1:2 hieß es nach 60 Minuten.
Einen ganz Großen seiner Zunft bekamen die Mindelheimer Tischtennisfans im November live zu sehen. Im Rahmen einer deutschlandweiten Turnierserie standen sich Deutschlands erfolgreichster Spieler aller Zeiten, Timo Boll, und weitere fünf (Alt-)Stars des Tischtennis gegenüber: die beiden Schweden JanOve Waldner und Jörgen Persson, der Tscheche Petr Korbel, der Serbe Aleksandar Karakasevic sowie Stefan Fegerl aus Österreich. Am Ende gewann standesgemäß und sehr zur Freude der Zuschauer Timo Boll.
Einen weiteren Star erlebten die zahlreichen geladenen Sportler bei der Sportlerehrung des Landkreises im Mindelheimer Forum. Als Überraschungsgast trat diesmal der ehemalige Biathlon-Star Michael Greis auf die Bühne und erzählte zahlreiche Geschichten und Anekdoten aus seiner großen Karriere, die bei den Olympischen Spielen 2006 mit drei Goldmedaillen ihren Höhepunkt gefunden hatte.