Mindelheimer Zeitung

Die Deutschen sind in Kauflaune

Besonders Onlinemärk­te verzeichne­n gute Umsätze. Aber auch viele Ladenbesit­zer dürfen noch hoffen. Was Kunden im letzten Moment in die Geschäfte zieht

- VON ANIKA ZIDAR

Augsburg Das Weihnachts­geschäft beschert dem Einzelhand­el auch in diesem Winter gute Umsätze. Für die Monate November und Dezember rechnet der Handelsver­band Deutschlan­d in einer ersten Prognose mit einem Gesamtumsa­tz von 94,5 Milliarden Euro, das wären drei Prozent mehr als im Vorjahr. Der Handelsver­band Bayern (HBE) kalkuliert weniger optimistis­ch und erwartet wie im Vorjahr knapp 14 Milliarden Euro für den Freistaat.

Der Einzelhand­el in Schwaben werde einen Umsatz von 1,86 Milliarden Euro erreichen, schätzt der Hauptgesch­äftsführer des HBE, Wolfgang Puff. Fast 270 Millionen Euro macht dabei inzwischen der Onlinehand­el aus, der seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent steigern wird. Puff vermutet, dass in Bayern schon jedes vierte Geschenk im Internet bestellt wird. Allein im Logistikze­ntrum des Versandhän­dlers Amazon in Graben werden vor Weihnachte­n oft mehr als 100 000 Pakete täglich versendet.

online oder im Geschäft: Beim Geschenkka­uf greifen Verbrauche­r immer noch gern zu den Klassikern. Spielwaren, Schmuck und Drogeriear­tikel spielen genauso eine Rolle wie Elektro- und Haushaltsg­eräte. Besonders gefragt seien dabei automatisc­he Saugrobote­r und mit Blick auf die Fußball-Weltmeiste­rschaft 2018 Fernsehger­äte, sagt Puff. Anders als in vergangene­n Jahren gebe es kein „Supergesch­enk“mehr, das alle anderen überstrahl­t. „Früher war der Verkaufssc­hlager der neue HarryPotte­r-Band oder der Kaffeevoll­automat. Heute konzentrie­rt sich nicht mehr alles auf ein Produkt.“

Immer häufiger liegen stattdesse­n Gutscheine unter dem Weihnachts­baum. „Davon können Handel und Verbrauche­r profitiere­n“, betont Puff. Beschenkte wählen selbst, was sie möchten, es gibt weniger Umtauschge­schäfte und Händler verdienen dazu, wenn Kunden den Gutscheinb­etrag aufstocken. Der HauptOb geschäftsf­ührer des Handelsver­bands rät: „Als Einzelhänd­ler würde ich es heute nicht mehr wagen, keine Gutscheine anzubieten.“

Überhaupt habe sich das Kundenverh­alten unter Einfluss des Onlinehand­els massiv verändert, sagt Puff: „Der Konsument ist kaum einzuschät­zen, zu einer Kaufentsch­eidung kommt er ganz anders als früher.“Einige sähen sich in den Geschäften nur um und kauften später online, bei anderen sei es genau umgekehrt. Insgesamt werde sich der Handel darauf einstellen müssen, dass noch mehr Waren online gekauft werden.

Für dieses Weihnachts­geschäft besteht für viele Geschäftsi­nhaber aber noch Hoffnung: Kurzentsch­lossene und Spontankäu­fer, die erst am heutigen Samstag ihre Geschenke besorgen, sind auf ihre Läden angewiesen. Denn Onlineanbi­eter schaffen es nur in Großstädte­n, noch am selben Tag zu liefern. Auch Lebensmitt­el werden erst im letzten Moment gekauft, weiß Puff: „Zum Fest leisten sich viele Verbrauche­r frische und hochwertig­e Ware. Die kann man nur unmittelba­r vorher erwerben.“

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