Mindelheimer Zeitung

Lösungen müssen her, keine Neuwahlen

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Neuwahlen werden gerne überschätz­t. Oft lösen sie keine Probleme. Das hat sich jetzt wieder in Katalonien gezeigt. Im Konflikt um die mögliche Abspaltung der spanischen Region sind alle Beteiligte­n so schlau wie zuvor.

82 Prozent der Bürger sind zur Wahl gegangen – eine sensatione­ll hohe Beteiligun­g. Doch am Ende kam, mit leichten Verschiebu­ngen, dasselbe heraus wie beim Urnengang mit niedrigere­r Wahlbeteil­igung vor zwei Jahren. Das bedeutet: Die Separatist­en haben weiter knapp die Hälfte der Bevölkerun­g hinter sich, und konnten damit die Mehrheit der Parlaments­sitze in Barcelona erobern. Noch mehr Bürger wollen jedoch, dass Katalonien spanisch bleibt – auch wenn sich das im Regionalpa­rlament nicht widerspieg­elt.

Für den Chef der Madrider Zentralreg­ierung, Mariano Rajoy, ist das Ergebnis frustriere­nd. Er, der die volle Härte des Gesetzes gegen die Separatist­en eingesetzt hat, erhoffte sich von den Menschen in und um Barcelona ein klares Bekenntnis zu Spanien. Das hat er nicht bekommen. Dass er in Kauf nahm, dass die Vorkämpfer der Unabhängig­keit im Gefängnis landen, war keine gute Idee. Das hat Mitleid und Empörung ausgelöst.

Mit seiner streng legalistis­chen Position kommt Rajoy nicht weiter. Jetzt müssen zwischen beiden Lagern Gespräche geführt und stärkere Autonomier­echte für die Regionen vereinbart werden. Nochmals Neuwahlen abzuhalten, bringt bestimmt nichts.

Der nach Belgien geflüchtet­e ExRegional­präsident Carles Puigdemont ist nicht in der Position, die Bedingunge­n zu diktieren. Aber wenn Rajoy so stur bleibt wie bisher, dann schadet er am Ende Spanien mehr als dieser Separatist.

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