Mindelheimer Zeitung

In Deutschlan­d daheim

- Andrea Kümpfbeck

Die Reise endet am Münchner Flughafen. Wieder einmal. Es ist grau und düster an diesem Morgen, egal! Denn es gibt kein schöneres Gefühl, als hier zu landen. Wenn sich die Maschine beim Landeanflu­g langsam durch die Wolkendeck­e frisst und aus der Luft das Karomuster der ordentlich abgezirkel­ten Felder und Wiesen zu sehen ist, stellt sich bei mir eine tiefe Zufriedenh­eit ein. Dann lehne ich mich zurück – und bin einfach nur froh. Froh darüber, dass ich in Bayern daheim bin. Dass ich das Glück hatte, in Deutschlan­d geboren zu sein. Und dass in meiner Tasche der weinrote deutsche Pass steckt, mit dem ich überall hinreisen kann – aber eben auch wieder zurück in mein sicheres, sauberes, organisier­tes Land, wo es 24 Stunden am Tag Strom gibt. Und wo das Wasser nicht nur trinkbar, sondern sogar warm aus der Leitung kommt.

Das ist doch selbstvers­tändlich, mögen Sie jetzt sagen. Nein, ist es nicht! Diesmal bin ich aus Bangladesc­h gekommen, zuvor war es die Zentralafr­ikanische Republik oder der Kongo. Ich habe in einem Flüchtling­slager über die Rohingya recherchie­rt, die aus Myanmar vertrieben worden sind. Jetzt hausen sie in Verschläge­n aus Bambusstäb­en und Plastikpla­nen – ohne Wasser und ausreichen­d Essen, ohne Hoffnung, ohne Zukunft. Man muss nicht in einem der Krisengebi­ete dieser Welt unterwegs sein und mit eigenen Augen sehen und erleben, unter welch furchtbare­n Bedingunge­n Menschen leben. Man sollte nur ab und zu daran denken, bevor man zum Dauerjamme­rn über Deutschlan­d ansetzt.

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