Mindelheimer Zeitung

5000 Sterne für Timo

Krebskrank­er Bub will anderen Betroffene­n Hoffnung machen

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Beeskow Ein knapp sieben Meter hoher Weihnachts­baum steht im Garten von Familie Wagener in Beeskow, einem Städtchen nahe der Grenze zu Polen. Ihn zu schmücken, dauert Tage. Genug Material zum Dekorieren gibt es allerdings: Knapp 5000 selbst gebastelte Weihnachts­sterne aus 66 Ländern sind in den vergangene­n Wochen per Post in Brandenbur­g angekommen – aus Guatemala, Australien, Namibia und den USA.

Der 15-jährige Timo Wagener hatte sie sich im November über Facebook gewünscht – und zwar aus solchen Ländern, in die der 15-Jährige gerne reisen würde, es aber nicht kann. Timo hat Krebs, bereits seit seinem siebten Lebensjahr. Damals war ein bösartiger Tumor in seinem Bein entdeckt und per Chemothera­pie bekämpft worden. Nach vier Jahren Kampf hatte der Junge eine Weile Ruhe, ging zur Schule, träumte von einem Beruf als ITSpeziali­st. Doch im Frühling war der Krebs wieder da, Ärzte entdeckten Metastasen in seiner Lunge.

Ein Schicksal, das offensicht­lich Menschen weltweit berührt. Auf 30, 40 Zusendunge­n hatte Timo gehofft. Dass es jetzt über hundertmal so viele sind, „damit hätte ich nie im Leben gerechnet“, sagt der blasse Junge mit den braunen Augen. Nicht nur Sterne werden ihm zugeschick­t, sondern auch Briefe mit guten Wünschen. Seine Mutter liest sie alle. Timo selbst hat für die täglich ankommende Post zeitweise keine Kraft und Zeit. Gerade ist er aus der Berliner Charité zurück, wohin er alle zwei Wochen mehrere Tage lang zur Chemothera­pie muss. Schüttelfr­ost und Schmerzen zählen zu den Nebenwirku­ngen. Erst im Februar 2018 können die Ärzte feststelle­n, ob die Therapie anschlägt.

Den mit den Sternen geschmückt­en Baum wird Timo fotografie­ren und auf Facebook posten – als Dankeschön, wie er sagt. „Die Sterne stehen für alle Betroffene­n, die gegen Krebs kämpfen, auch für die, die es nicht geschafft haben“, sagt er. Er hat schon mehrere Freunde verloren, die er im Krankenhau­s kennengele­rnt hatte.

Eine türkische Schulklass­e hat Timo ein Pfirsichbä­umchen gepflanzt. Die Kinder wollen es pflegen, bis Timo selbst einmal vorbei kommt, haben sie ihm geschriebe­n. Doch dafür müsse es dem Jungen erst einmal besser gehen. Immerhin kann er Weihnachte­n zu Hause verbringen, mit seiner Familie in Beeskow.

 ?? Foto: Patrick Pleul, dpa ?? Die Sterne reichen für einen großen Nadelbaum im Garten von Timo Wageners Familie und den Christbaum im Haus. „Sie stehen für alle Betroffene­n, die gegen Krebs kämpfen, auch für die, die es nicht geschafft haben“, sagt er.
Foto: Patrick Pleul, dpa Die Sterne reichen für einen großen Nadelbaum im Garten von Timo Wageners Familie und den Christbaum im Haus. „Sie stehen für alle Betroffene­n, die gegen Krebs kämpfen, auch für die, die es nicht geschafft haben“, sagt er.

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