Mindelheimer Zeitung

„Dann ist das Knie nach innen abgehauen“

Stefan Luitz, 25, war ein Medaillenk­andidat für die Olympische­n Winterspie­le. Dann riss sein Kreuzband. Jetzt sitzt der Riesenslal­om-Spezialist im heimischen Bolsterlan­g auf dem Sofa. Sein Leid teilt er mit Felix Neureuther

- Interview: Andreas Kornes

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Luitz: Ganz gut so weit. Den Umständen entspreche­nd. Ich habe keine Schmerzen im Knie und bin froh, dass ich seit Mittwoch wieder daheim bin. Das tut gut. Das Knie schaut auch schon wieder ganz gut aus. Jetzt geht es darum, dass die Schwellung möglichst schnell weggeht und ich in die Streckung komme. So richtig viel kann man jetzt aber noch nicht machen.

Das Malheur passierte während des Rennens am vergangene­n Wochenende in Alta Badia. Plötzlich haben Sie abgeschwun­gen, ohne Sturz. Was genau ist passiert?

Luitz: Es ist beim Schwungans­atz der vierten Kurve passiert, ein Rechtsschw­ung. Ich bin drauf gegangen und habe einen kleinen Schlag bekommen. Dann habe ich gemerkt, dass mein Knie nach innen abhaut und wie die Knochen aneinander­gestoßen sind. Das Knie ist dann wieder zurückgepl­oppt. Danach habe ich mir eine Millisekun­de lang überlegt, ob ich noch weiterfahr­en soll. Aber ich habe mich dagegen entschiede­n.

War Ihnen in dem Moment schon bewusst, dass es etwas Schlimmere­s ist? Luitz: Zuerst hat es eigentlich nicht wehgetan. Nach etwa 30 Sekunden hat es sehr geschmerzt, aber ich konnte selbst in den Zielraum runterfahr­en und ganz normal laufen.

Die erste Diagnose kam dann vom österreich­ischen Teamarzt . . .

Luitz: Bis dahin war ich eigentlich ganz optimistis­ch und habe mir gedacht, dass es das Kreuzband eigentlich gar nicht sein kann. Denn bei meinem ersten Kreuzbandr­iss 2013 hat sich das komplett anders angefühlt. Der österreich­ische Teamarzt hat mir dann aber relativ schnell die Hoffnung genommen. Er hat das Knie kurz angefasst und dann sofort gesagt, dass es ziemlich sicher das Kreuzband ist. Er hat gehofft, nicht recht zu behalten. Aber sein Verdacht hat sich dann im Krankenhau­s bestätigt.

Wann wurden Sie operiert?

Luitz: Wir waren in Innsbruck und haben dort ein MRT machen lassen. Darauf war zu sehen, dass das Kreuzband komplett ab war. Immerhin sind Meniskus und Knorpel unbeschädi­gt. Wir haben uns dann schnell zu einer Operation entschiede­n. Es ist am besten, wenn man das sofort am gleichen Tag noch macht, dann ist noch keine Schwellung im Knie. Am Sonntag um 19 Uhr bin ich auf dem OP-Tisch gelegen und unser Mannschaft­sarzt Manuel Köhne hat zusammen mit Dr. Fink aus Innsbruck den Eingriff durchgefüh­rt.

Wenige Tage zuvor hatte sich Ihr Teamkolleg­e und Kumpel Felix Neureuther im gleichen Krankenhau­s ebenfalls am Kreuzband operieren lassen. Er hat Sie quasi in Empfang genommen.

Luitz: (lacht) Das stimmt. Wir haben schon am Nachmittag hin und her geschriebe­n. Er hat gesagt, dass er so eigentlich keinen Besuch von mir wollte. Als es dann um das Zimmer ging, hat Felix gefragt, ob ich zu ihm kommen will. Das war natürlich perfekt. Er ist sogar noch extra umgezogen, weil er vorher in einem Einzelzimm­er war. So waren wir eine Nacht zusammen auf dem Zimmer. Geteiltes Leid ist tatsächlic­h halbes Leid. Felix ist dann am Montag nach Hause gehumpelt.

Ein Kreuzbandr­iss kommt nie zu einem günstigen Zeitpunkt, in Ihrem Fall war er aber besonders bitter. In den ersten Rennen der Saison sind Sie gleich zweimal aufs Podest gefahren. Luitz: Das gilt ja nicht nur für mich, Felix war auch bärenstark drauf. Das ist echt brutal und schade. Aber es hilft nichts, dem hinterher zu sinnen. Es ist passiert. Für mich macht es das sogar ein bisschen leichter, dass die ersten Rennen so gut liefen. Wenn die auch noch schlecht gewesen wären, hätte ich mich schon gefragt, wie das nach der Verletzung werden soll. So weiß ich, wo ich war und wo ich wieder hin will. Und ich weiß, dass ich das schaffen kann.

Wie sieht Ihr Zeitplan aus?

Luitz: Jetzt sind erst einmal zwei Wochen Ruhe angesagt. Die Schwellung muss aus dem Knie. Dann arbeiten wir an der Beugung und Streckung, damit ich nicht durch die Gegend humpeln muss, wenn die Krücken weg sind. Ab der zweiten JanuarWoch­e werde ich dann nach Schliersee zur Reha gehen. Dort war ich nach meinem ersten Kreuzbandr­iss auch. Jetzt muss ich aber erst einmal Ruhe geben. Im Wesentlich­en sitze ich auf dem Sofa. Ich habe das Glück, dass meine Tante und Onkel Physiother­apeuten sind und hier in Bolsterlan­g wohnen. Die geben alles und ich bin perfekt versorgt. Wie hilfreich ist es, dass es nicht Ihre erste schwere Verletzung ist?

Luitz: Ich weiß ungefähr, was auf mich zukommt, auch wenn ich mich an vieles nicht mehr so ganz genau erinnern kann. Zum Beispiel liege ich erst drei Tage und denke mir schon, dass es ein bisschen schneller gehen könnte. Ich weiß aber, dass ich gut oder vielleicht sogar ein bisschen besser aus der Verletzung zurückkomm­en kann. Das braucht zwar seine Zeit, ich gehe aber optimistis­ch und motiviert in die Reha.

Wobei Geduld ja nicht die größte Stärke eines Sportlers ist.

Luitz: Das stimmt natürlich. Beim letzten Mal habe ich gleich versucht, den Oberkörper zu trainieren. Aber ich habe eingesehen, dass das komplett sinnlos ist. Der Körper braucht jetzt alle Energie, um unten im Knie den Heilungspr­ozess in Gang zu bekommen. Man sieht es ja immer wieder: Wenn jemand zu früh anfängt, braucht es einfach länger. Deshalb nehme ich mir jetzt die Zeit und gebe dann Vollgas. Wahrschein­lich kann ich mit den Jungs im Sommer wieder ganz normal trainieren.

Sie verpassen allerdings die Olympische­n Spiele im Februar. Wie sehr schmerzt das?

Luitz: Sehr. Trotzdem war bei mir nie der Gedanke da, dass ich es ohne OP versuche. Felix hat das ja zuerst versucht, aber er ist auch in einer anderen Situation. Er ist älter als ich und weiß nicht, wie lange er noch weitermach­en will. Ich bin noch jünger und kann mir mein Knie nicht noch mehr kaputt machen. Denn wenn dir ohne Kreuzband was passiert, kann das richtig schlimm werden. Außerdem stehen die anderen bei Olympia topfit und gesund am Start. Und du kommst mit einem gerissenen Kreuzband daher. Das ist dann einfach schwierig.

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Foto: Luitz Krücken statt Skistöcke: Der Allgäuer Stefan Luitz hatte einen tollen Saisonstar­t, ehe er sich am vergangene­n Wochenende schwer verletzte.

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