Mindelheimer Zeitung

Weihnachts­duft in jedem Raum

- VON ULF LIPPMANN redaktion@mindelheim­er zeitung.de

Irgendwann zwischen Bescherung und Nachtisch wird auch heuer bestimmt wieder jemand an unsere liebste Weihnachts­katastroph­e erinnern und wie jedes Jahr werden wir uns wieder köstlich amüsieren. Ganz anders war das an besagtem Heiligaben­d vor rund 15 Jahren. Damals hatte mein Vater den Christbaum ein paar Tage vor dem Fest besorgt und einfach draußen im Carport zwischenge­lagert. Am Vormittag des 24. Dezember holte ich das Prachtstüc­k ins Haus und es wurde festlich geschmückt. Alle Zeichen standen auf Harmonie und Weihnachts­frieden. Doch irgendwann im Laufe des Tages erfüllte ein unerwartet­er Duft den Raum, der ganz und gar nicht weihnachtl­ich war. Offenbar hatte der Hund des Nachbarn bei seinen Ausflügen über unseren Hof den Baum als Fremdköper in seinem Revier entdeckt und ihn ausführlic­h markiert und so quasi in Besitz genommen. Auch wir wurden jede Sekunde im Weihnachts­zimmer daran erinnert. Um den Gestank aus dem Haus zu bekommen, wurde zunächst stundenlan­g gelüftet, doch bei einer Raumtemper­atur von 11 Grad macht schließlic­h die Bescherung keinen Spaß. Also brachte jeder seine Ideen ein, die von Raumspray über Parfüm bis zu Klostein und Wunderbaum reichten. Als durchaus hilfreich erwiesen sich schließlic­h die erzgebirgi­schen Räucherker­zchen, die meine Mutter so liebte – und alle anderen hassten. Doch dieser schwere und irgendwie künstliche Tannenduft schaffte es tatsächlic­h, den Hund im Baum zu überdecken. Der Heilige Abend war gerettet und am zweiten Feiertag waren alle unerwünsch­ten Düfte verflogen.

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