Von Luchsen und Wölfen
Wie sich unsere Tierwelt über die Jahrzehnte verändert hat
Unterallgäu Angesichts des Insektensterbens und der massiven Veränderungen in Landschaft und Natur rücken auch die „Opfer“dieses Wandels ins Blickfeld. Dazu gehören auch Vögel und Tiere, die in unseren Wäldern und Fluren leben.
Dabei gibt es auch ein „Kommen und Gehen“. Während verschiedene Arten leise verschwinden, gibt es andere, die zunehmen und manchmal sogar lästig werden. Dazu zählen zum Beispiel die Biber, die Kormorane, Wildschweine oder Krähen. Auch die Störche vermehren sich im Unterallgäu wieder, was aber viele Menschen erfreut.
Bei dieser Betrachtung kann auch ein Blick etwas weiter zurück von Interesse sein. So lebten in unseren ausgedehnten Waldungen und Feuchtgebieten einst viele Tiere, die längst verschwunden sind. Alte Erzählungen berichten von großem Wildreichtum im Voralpenland. So ist zu lesen, dass der berühmte Kaiser Maximilian im 16. Jahrhundert mit großem Gefolge des Öfteren im nassen Mindeltal jagte. Die Reiherbeize, die Entenjagd und die Falknerei hatten es ihm besonders angetan. Außerdem hatte er es auf Bären, Wildschweine, Rehe und Hasen abgesehen.
Auch in der Frundsberg-Zeit (um 1500) wurde der Überlieferung nach viel gejagt und vor allem Wölfen, Wildkatzen, Luchsen und Bären nachgestellt. So wird auch von lebensgefährlichen Begegnungen berichtet, wie zum Beispiel aus Bedernau, als noch Ende des 19. Jahrhunderts unter dramatischen Umständen ein Luchs gefangen wurde.
Luchse oder Wölfe begegnen uns im Unterallgäu nicht mehr, wobei der Wolf womöglich eine Renaissance erlebt. Aber Wildtiere gehören nach wie vor zu unserer Kulturlandschaft. Dazu zählen Rehe, Hasen, Füchse, Dachse, Wiesel, Igel, Marder und diverse Greifvögel. In den großen Mooren im Mindel- und Flossachtal zum Beispiel lebten einst viele Moosvögel wie die Bekassine, der Brachvogel, Eulenvögel oder der Auerhahn. Auch die Kreuzotter war dort heimisch. Heute wächst dort meist nur noch Mais.
Trotz dieses großen Wandels ist das Unterallgäu immer noch reich an Tieren, ob sie nun Wild-, Hausoder Nutztiere sind. Der Landkreis blieb eine rindviehreiche Region, auch wenn man nicht mehr so viele Kühe auf der Weide sieht wie einst. Nicht nur Hunde und Katzen, auch Pferde erfreuen sich großer Beliebtheit. Man sieht Schafherden und hört Ziegen meckern, selbst eine Vogel-Strauß-Zucht gibt es. Zahlreiche Vogelarten begleiten nach wie vor die Menschen mit ihrem Gesang. In den Fluren sind die Greifvögel nicht zu übersehen, die hinter Mäusen her sind.
Da ist es naheliegend, dass auch das neue Heimatbuch „Das Unterallgäu im Spiegel der Zeit“der Tierwelt ein Forum gibt. Es macht sich dabei auch Gedanken über die Gefährdung ihrer Lebensräume. Das Buch beschreibt das Unterallgäu als „Storchenlandkreis“, es geht auf Aspekte der Rindviehhaltung ein, es spürt den Bären im Allgäu nach, es widmet dem Mauersegler ein eigenes Kapitel und den vielen Verkehrsopfern unter den Tieren sogar einen Nachruf. Mit viel Herzblut erzählt eine Oma, wie natürlich die Landkinder einst mit vertrauten Haustieren vom Hofhund über Stallhasen bis zu Kälbchen und Hühnern groß geworden sind. Als Hirtenkinder hatten sie zudem schon früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Auch die Rolle von Tieren in Wetter- oder Bauernregeln wird beobachtet, wie etwa in den Sprüchen: „Wenn die Krähe schreit, ist der Regen nicht weit“oder: „Hat der Hase ein dickes Fell, wird der Winter ein harter Gesell.“
OHeimatbuch Mehr Geschichten aus der Heimat sind im neuen Buch „Brauchtum Heimat Geschichten/Das Unterallgäu im Spiegel der Zeit“aus dem Verlag Hans Högel enthalten. Es sind 70 spannende Erzählungen und amü sante Geschichten aus dem Unterallgäu mit 300 originalen Bildern. Autor ist der langjährige MZ Mitarbeiter Josef Hölz le. Erhältlich ist es in den Geschäfts stellen der Mindelheimer Zeitung, bei DIN A4 Pfaffenhausen und im Buchhandel (ISBN 978 3 9818338 7 4).