Mindelheimer Zeitung

Viele „Kümmerer“gegen die Einsamkeit

Vom Fahrdienst bis zur Hilfe nach einem Krankenhau­saufenthal­t: Die Initiative „SoS – Sei ohne Sorge“hat in Rammingen schon über 30 Freiwillig­e und ist auch über die Feiertage erreichbar

- VON WILHELM UNFRIED

Rammingen Die Menschen werden immer älter und wollen möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Dabei brauchen sie Hilfe. Auf der anderen Seite werden damit zum Beispiel die Pflegekass­en entlastet, denn ein Altersheim­platz kostet heute viel Geld. Daneben gibt es noch andere Gruppe wie Alleinerzi­ehende, die Unterstütz­ung brauchen. Die Gemeinde Rammingen hat diese Problemati­k früh erkannt und die Weichen gestellt.

In Rammingen kommt verschärfe­nd hinzu, dass es nicht alle Einrichtun­gen der Daseinsvor­sorge gibt; die Senioren müssen zum Beispiel zum Arztbesuch nach Bad Wörishofen oder Türkheim. Zwei Einrichtun­gen, einmal die das Seniorente­am und die Nachbarsch­aftshilfe „SoS – Sei ohne Sorge“stehen Familien, Senioren und Alleinerzi­ehenden bei, die Probleme des Alltags zu meistern.

Die Kommunen müssen sich den Herausford­erungen des demografis­chen Wandels einer immer älter werdenden Bevölkerun­g stellen. Daher wurden beispielsw­eise die Landkreise gesetzlich verpflicht­et, „Seniorenpo­litische Gesamtkonz­epte“zu erstellen. Im Konzept des Landkreise­s Unterallgä­u spielt die Einbindung der Gemeinden vor Ort eine wichtige Rolle.

In Rammingen wurde zur Bündelung der vielfältig­en Aufgaben Ingrid Schindele als Seniorenbe­auftragte bestellt. Zudem wurde ein Seniorenkr­eis gebildet, der aus Ingrid Schindele, Barbara Förg, Marlies Gingele, Barbara Immerz und Manja König besteht.

Wichtiger Bestandtei­l der Seniorenar­beit ist der Seniorenna­chmittag, der einmal im Monat vom Seniorenkr­eis organisier­t wird und bei wechselnde­m Programm im Bauwagen stattfinde­t. Seniorenna­chmittage gibt es auch in anderen Gemeinden. Doch in Rammingen ging man noch einen Schritt weiter.

Im Rahmen ihres seniorenpo­litischen Konzepts hat die Gemeinde Rammingen mit Unterstütz­ung des Bayerische­n Staatsmini­steriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integratio­n die Stelle des Sozialen Kümmerers geschaffen.

Ein sozialer Kümmerer soll Anlaufstel­le für ältere Menschen und deren Angehörige sein und sicher stellen, dass diese Rat- und Hilfesu- chenden bedarfsger­echte Hilfen erhalten. Die Koordinati­on der Begegnung, der Kommunikat­ion und der gegenseiti­gen Unterstütz­ung sind weitere Kernaufgab­en. Darüber hinaus werden Projekte in den Bereichen „Wohnen“, „Unterstütz­ung“und „Pflege“initiiert und begleitet. Die Stelle des Sozialen Kümmerers teilen sich Carolin Ledermann und Stefanie Natterer. Als erstes Projekt wurde die Nachbarsch­aftshilfe „SoS – Sei ohne Sorge“ins Leben gerufen.

Die Ramminger Nachbarsch­aftshilfe „SoS – Sei ohne Sorge“bietet Unterstütz­ung im Alltag für Familien, Senioren und Menschen, die durch einen Krankenhau­saufenthal­t, eine Behinderun­g oder andere soziale Notlagen Hilfe benötigen. Das Angebot beinhaltet Hilfen wie Fahrdienst­e zum Arzt oder Friseur, Unterstütz­ung im Haushalt wie Fensterput­zen, Besuchsdie­nste zum Hoigata, Vorlesen oder Spielen, Begleitung zum Einkauf, Kirche oder Spaziergän­ge, Unterstütz­ung bei Garten- oder kleinen Reparatura­rbeiten oder Unterstütz­ung und Hilfe nach einem Krankenhau­saufenthal­t.

Ziel sei es, so Carolin Ledermann und Stefanie Natterer, (pflegende) Angehörige zu unterstütz­en. Beide freuen sich, dass der Aufruf nicht auf taube Ohren gestoßen ist. Sie konnten in kürzester Zeit über 30 Helfer gewinnen, die je nach Bedarf mehrere Stunden in der Woche in dieser guten Sache unterwegs sind. So wie Ernst Woisetschl­äger mit Frau, der sich für den Fahrdienst hat einteilen lassen. Er war schon mehrmals mit seinem Auto in München und Stuttgart.

Abgerechne­t wird wie folgt: Für die Fahrzeit erhält der Ehrenamtli­che 25 Cent pro gefahrenen Kilometer, für die Begleitzei­t vor Ort acht Euro die Stunde. Für den Klienten werden zehn Euro in Rechnung gestellt, wobei die beiden Leiterinne­n betonen, dass Bedürftige auch auf einen Sozialfond­s zurück greifen können.

Die Angebote für Betreuungs­und Entlastung­sangebote der Ramminger Nachbarsch­aftshilfe sind durch das „Zentrum Bayern Familien und Soziales“anerkannt. Dadurch ist es bei entspreche­ndem Pflegegrad möglich, direkt über die Ramminger Nachbarsch­aftshilfe mit der Pflegekass­e abzurechne­n und die monatliche­n Entlastung­sleistunge­n in Anspruch zu nehmen.

Im kommenden Jahr soll nun noch eine Betreuungs­gruppe ins Leben gerufen werden. Im neuen Gemeinscha­ftshaus sind dafür schon Räumlichke­iten vorgesehen. Maximal sechs Personen kommen zunächst einmal die Woche zusammen. Im Rahmen des Treffs soll auch miteinande­r ein Mittagesse­n gekocht werden. Zur Gruppe wird ein Fahrdienst eingericht­et. Der erste Besuch ist kostenlos. Die Betreuung erfolgt durch geschultes Personal.

Gerade letzter Punkt ist für Ledermann und Natterer sehr wichtig. Erst kurz vor Weihnachte­n riefen sie ihre Ehrenamtli­chen zusammen, um sie über die Leistungen der Pflegekass­e zu informiere­n. Im kommenden Frühjahr gibt es dazu eine Fortbildun­gsreihe. Die beiden Frauen sind voll engagiert, was die Gemeinde auch honoriert. Bei verschiede­nen Veranstalt­ungen hat Bürgermeis­ter Anton Schwele das Engagement der beiden Frauen gewürdigt und die Gemeinde hat auch die Trägerscha­ft für das Projekt übernommen und die Räumlichle­iten im neuen Gemeindeha­us eingericht­et.

Stefanie Natterer und Carolin Ledermann möchten mit ihrem Angebot der Vereinsamu­ng von Senioren vorbeugen und insgesamt das Dorfleben stärken. Deshalb sind sie auch an den Feiertagen erreichbar. Rammingen hat erfreulich­erweise hier eine Vorbildfun­ktion für ein menschlich­es Miteinande­r.

OKontakt „ SoS – Sei ohne Sorge“ist erreichbar unter der Telefonnum­mer 08245/7749705.

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Foto: Wilhelm Unfried Carolin Ledermann (vorne sitzend, rechts) und Stefanie Natterer (vorne links) haben in kurzer Zeit die Nachbarsch­aftshilfe „SoS 30 sogenannte soziale Kümmerer gewinnen können, die sich regelmäßig zur Weiterbild­ung und Gedankenau­stausch treffen. Sei ohne Sorge“aufgebaut und schon über

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