Viele „Kümmerer“gegen die Einsamkeit
Vom Fahrdienst bis zur Hilfe nach einem Krankenhausaufenthalt: Die Initiative „SoS – Sei ohne Sorge“hat in Rammingen schon über 30 Freiwillige und ist auch über die Feiertage erreichbar
Rammingen Die Menschen werden immer älter und wollen möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Dabei brauchen sie Hilfe. Auf der anderen Seite werden damit zum Beispiel die Pflegekassen entlastet, denn ein Altersheimplatz kostet heute viel Geld. Daneben gibt es noch andere Gruppe wie Alleinerziehende, die Unterstützung brauchen. Die Gemeinde Rammingen hat diese Problematik früh erkannt und die Weichen gestellt.
In Rammingen kommt verschärfend hinzu, dass es nicht alle Einrichtungen der Daseinsvorsorge gibt; die Senioren müssen zum Beispiel zum Arztbesuch nach Bad Wörishofen oder Türkheim. Zwei Einrichtungen, einmal die das Seniorenteam und die Nachbarschaftshilfe „SoS – Sei ohne Sorge“stehen Familien, Senioren und Alleinerziehenden bei, die Probleme des Alltags zu meistern.
Die Kommunen müssen sich den Herausforderungen des demografischen Wandels einer immer älter werdenden Bevölkerung stellen. Daher wurden beispielsweise die Landkreise gesetzlich verpflichtet, „Seniorenpolitische Gesamtkonzepte“zu erstellen. Im Konzept des Landkreises Unterallgäu spielt die Einbindung der Gemeinden vor Ort eine wichtige Rolle.
In Rammingen wurde zur Bündelung der vielfältigen Aufgaben Ingrid Schindele als Seniorenbeauftragte bestellt. Zudem wurde ein Seniorenkreis gebildet, der aus Ingrid Schindele, Barbara Förg, Marlies Gingele, Barbara Immerz und Manja König besteht.
Wichtiger Bestandteil der Seniorenarbeit ist der Seniorennachmittag, der einmal im Monat vom Seniorenkreis organisiert wird und bei wechselndem Programm im Bauwagen stattfindet. Seniorennachmittage gibt es auch in anderen Gemeinden. Doch in Rammingen ging man noch einen Schritt weiter.
Im Rahmen ihres seniorenpolitischen Konzepts hat die Gemeinde Rammingen mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration die Stelle des Sozialen Kümmerers geschaffen.
Ein sozialer Kümmerer soll Anlaufstelle für ältere Menschen und deren Angehörige sein und sicher stellen, dass diese Rat- und Hilfesu- chenden bedarfsgerechte Hilfen erhalten. Die Koordination der Begegnung, der Kommunikation und der gegenseitigen Unterstützung sind weitere Kernaufgaben. Darüber hinaus werden Projekte in den Bereichen „Wohnen“, „Unterstützung“und „Pflege“initiiert und begleitet. Die Stelle des Sozialen Kümmerers teilen sich Carolin Ledermann und Stefanie Natterer. Als erstes Projekt wurde die Nachbarschaftshilfe „SoS – Sei ohne Sorge“ins Leben gerufen.
Die Ramminger Nachbarschaftshilfe „SoS – Sei ohne Sorge“bietet Unterstützung im Alltag für Familien, Senioren und Menschen, die durch einen Krankenhausaufenthalt, eine Behinderung oder andere soziale Notlagen Hilfe benötigen. Das Angebot beinhaltet Hilfen wie Fahrdienste zum Arzt oder Friseur, Unterstützung im Haushalt wie Fensterputzen, Besuchsdienste zum Hoigata, Vorlesen oder Spielen, Begleitung zum Einkauf, Kirche oder Spaziergänge, Unterstützung bei Garten- oder kleinen Reparaturarbeiten oder Unterstützung und Hilfe nach einem Krankenhausaufenthalt.
Ziel sei es, so Carolin Ledermann und Stefanie Natterer, (pflegende) Angehörige zu unterstützen. Beide freuen sich, dass der Aufruf nicht auf taube Ohren gestoßen ist. Sie konnten in kürzester Zeit über 30 Helfer gewinnen, die je nach Bedarf mehrere Stunden in der Woche in dieser guten Sache unterwegs sind. So wie Ernst Woisetschläger mit Frau, der sich für den Fahrdienst hat einteilen lassen. Er war schon mehrmals mit seinem Auto in München und Stuttgart.
Abgerechnet wird wie folgt: Für die Fahrzeit erhält der Ehrenamtliche 25 Cent pro gefahrenen Kilometer, für die Begleitzeit vor Ort acht Euro die Stunde. Für den Klienten werden zehn Euro in Rechnung gestellt, wobei die beiden Leiterinnen betonen, dass Bedürftige auch auf einen Sozialfonds zurück greifen können.
Die Angebote für Betreuungsund Entlastungsangebote der Ramminger Nachbarschaftshilfe sind durch das „Zentrum Bayern Familien und Soziales“anerkannt. Dadurch ist es bei entsprechendem Pflegegrad möglich, direkt über die Ramminger Nachbarschaftshilfe mit der Pflegekasse abzurechnen und die monatlichen Entlastungsleistungen in Anspruch zu nehmen.
Im kommenden Jahr soll nun noch eine Betreuungsgruppe ins Leben gerufen werden. Im neuen Gemeinschaftshaus sind dafür schon Räumlichkeiten vorgesehen. Maximal sechs Personen kommen zunächst einmal die Woche zusammen. Im Rahmen des Treffs soll auch miteinander ein Mittagessen gekocht werden. Zur Gruppe wird ein Fahrdienst eingerichtet. Der erste Besuch ist kostenlos. Die Betreuung erfolgt durch geschultes Personal.
Gerade letzter Punkt ist für Ledermann und Natterer sehr wichtig. Erst kurz vor Weihnachten riefen sie ihre Ehrenamtlichen zusammen, um sie über die Leistungen der Pflegekasse zu informieren. Im kommenden Frühjahr gibt es dazu eine Fortbildungsreihe. Die beiden Frauen sind voll engagiert, was die Gemeinde auch honoriert. Bei verschiedenen Veranstaltungen hat Bürgermeister Anton Schwele das Engagement der beiden Frauen gewürdigt und die Gemeinde hat auch die Trägerschaft für das Projekt übernommen und die Räumlichleiten im neuen Gemeindehaus eingerichtet.
Stefanie Natterer und Carolin Ledermann möchten mit ihrem Angebot der Vereinsamung von Senioren vorbeugen und insgesamt das Dorfleben stärken. Deshalb sind sie auch an den Feiertagen erreichbar. Rammingen hat erfreulicherweise hier eine Vorbildfunktion für ein menschliches Miteinander.
OKontakt „ SoS – Sei ohne Sorge“ist erreichbar unter der Telefonnummer 08245/7749705.