Ein (fast) ganz normales Paar
Die Neukams tragen die gleichen Vornamen wie das Heilige Paar. Was sie sonst noch mit Josef und Maria verbindet
„Nein, dass unsere Namen so gut zusammenpassen, war nicht der Grund, warum wir uns verliebt haben“, sagt Maria Neukam über ihren Josef. Sie hat ihn als 16-Jährige bei der Geburtstagsfeier ihrer Schwester zum ersten Mal getroffen. Mittlerweile kenne sie ihn schon mehr als 60 Jahre: länger, als manche Menschen leben dürfen, sagt sie und wird nachdenklich. „Josef war aus einem Nachbarort, wir haben uns dann immer wieder gesehen“, so die 76-Jährige.
Im Sommer 1962 haben sie in ihrer Heimat in der Oberpfalz geheiratet, nach einem längeren Zwischenstopp in Riem ist das Ehepaar dann samt seiner drei Kinder in Türkheim gelandet. Sie waren damals auf der Suche nach einer Bäckerei, die Josef – inzwischen Meister – selbstständig führen wollte. Doch in München waren ihnen schon damals die Mieten dafür zu hoch.
Nachdem die beiden keine Herberge, sondern eine Bäckerei gesucht hatten, wäre Josef Neukam auch äußerst irritiert gewesen, wenn ihm seine Frau von einer Schwangerschaft nach dem Besuch eines Engels erzählt hätte. „Nein, da hätte ich gesagt, du spinnst“, meint Josef und lacht laut. Seine Frau fügt hinzu: „Das steht halt so in der Bibel, aber so richtig glauben kann ich das von der unbefleckten Empfängnis nicht. Obwohl wir gläubig sind“, wie sie betont. Auch ein richtiges Jesuskind hat die Familie Neukam nicht zu bieten, obwohl die beiden zwei Töchter und einen Sohn groß gezogen haben. „Wobei wir ein Enkelchen haben, das am 23. Dezember zur Welt gekommen ist“, fällt Maria ein. „Obwohl das jetzt nicht so ganz in die Weihnachtsgeschichte passt.“
Ihre Namen waren in ihrer Generation in der Oberpfalz gang und gäbe, überhaupt nichts Besonderes, geben die beiden freimütig Auskunft. Sie kennen auch andere Ehepaare mit der Kombination Maria und Josef, auch wenn viele Männer dann Sepp gerufen wurden. „So nennen mich auch noch manche. Aber daran habe ich mich nie gestört“, meint Josef Neukam. Schön sei es jedoch, dass wieder so viele Eltern ihre Töchter Maria oder Marie tauften, findet seine Frau. Vielleicht kommt ja auch Josef bald wieder bei den beliebtesten Vornamen unter die ersten Plätze? „Irgendwann kommt ja alles wieder“, sagt Josef Neukam und schmunzelt.
Nach der Geburt Jesu flieht das Heilige Paar wegen der Gefahr der Verfolgung durch König Herodes nach Ägypten. Ein Land, das auch das Ehepaar Neukam bereits besucht hat. Die beiden sind früher viel gereist, immer im Januar, im Betriebsurlaub der Bäckerei. Viele Male waren die beiden in Sri Lanka, doch nach dem Tsunami im Jahr 2004 war nicht daran zu denken, da buchten Neukams ihren Urlaub kurzerhand im Land der Pyramiden und Pharaonen.
Mittlerweile seien sie körperlich schon stark eingeschränkt. An eine Fernreise wie früher sei nicht zu denken, erzählen die beiden. Maria Neukam hat im vergangenen Jahr eine künstliche Schulter und ein künstliches Hüftgelenk bekommen. Und Josef Neukam hilft zwar fast täglich noch in der Bäckerei des Sohnes mit, aber das Laufen falle ihm schwer. Sein geliebtes Hobby, das Radfahren, musste er inzwischen nach drinnen auf den Hometrainer verlegen.
Weihnachten ist bei Neukams ein normales Familienfest. „Alle kommen mal vorbei“, berichten sie. Aber Geschenke machten sie sich gegenseitig keine mehr. „Wir haben doch alles, was wir brauchen, und das Einzige, das wir in unserem Alter unbedingt nötig hätten, das kann man nicht unter den Baum legen: Gesundheit.“