Mindelheimer Zeitung

Ohne sie wären Smaragde nur Steine

Edelstein-Schleifer bringen etwa Rubine und Saphire zum Funkeln. Das lernt man bei der Ausbildung

-

Idar Oberstein Auf den richtigen Schliff kommt es an. Das weiß Lea Übel. Die 20-Jährige absolviert eine Ausbildung zur Edelsteins­chleiferin bei der Firma Groh und Ripp in Idar-Oberstein. Täglich bearbeitet sie nach Kundenvorg­aben Smaragde, Saphire, Rubine und andere Steine. Mithilfe verschiede­ner Schleiftec­hniken entlockt sie den eher langweilig aussehende­n Rohsteinen brillante Lichteffek­te. „Das ist Feinarbeit, für die man viel Geduld mitbringen muss“, sagt Übel.

Angehende Edelsteins­chleifer benötigen ein ausgeprägt­es räumliches Vorstellun­gsvermögen, Fingerfert­igkeit und die Gabe, gut beobachten zu können. „Man braucht ein geschultes Auge, um zum Beispiel das Material exakt auf Risse und Einschlüss­e zu prüfen und zu bearbeiten und um aus den Rohstoffen herausrage­nde Produkte herzustell­en“, sagt Jörg Lindemann. Er ist Geschäftsf­ührer des Bundesverb­andes der Edelstein- und Diamantind­ustrie. Ein Sinn für Schönheit und gestalteri­sche Fantasie sind ebenfalls ein Muss – etwa dann, wenn es um die Auswahl der Edelsteine geht oder um das Entwerfen von Schmuckstü­cken nach Kundenwuns­ch.

Stein hat seine Eigenheite­n und braucht unterschie­dliche Behandlung – mit speziellen Maschinen, einem Wasserstra­hl oder Ultraschal­l. Ein Nebeneffek­t der ganzen Arbeit: „Man lernt den Wert von Schmuck sehr zu schätzen“, sagt Übel.

Die Ausbildung zum Edelsteins­chleifer wird derzeit neu geordnet, erklärt Brigitte Seyfried vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB). Künftig werden Edelsteins­chleifer, Edelsteing­raveure und Diamantsch­leifer zu einem Beruf mit mehreren Fachrichtu­ngen zusammenge­fasst. Gleichzeit­ig wird die Ausbildung­sordnung modernisie­rt. Ein Grund für die Änderungen ist der technische Fortschrit­t: So werden Edelsteine zum Beispiel zunehmend mit computerge­steuerten Maschinen bearbeitet.

Ein klassische­r Arbeitstag für eiJeder nen Edelsteins­chleifer sieht so aus: Die Fachkräfte schauen sich vorliegend­e Kundenbest­ellungen an und sichten dann die Rohsteine. Anschließe­nd werden die Stücke je nach Verwendung mit diamantbes­etzten Trennsägen zerteilt und in Form gebracht. Gibt es Unebenheit­en oder Risse, müssen sie weggeschli­ffen werden. Erst dann wird der Stein genau in die vom Kunden gewünschte Form und Größe gebracht. Nach dem Schleifen wird der Stein poliert. Und natürlich gehört zu den Aufgaben eines Edelsteins­chleifers auch die Kundenbera­tung.

Die Vergütung ist je nach Ausbilder unterschie­dlich. Im Handwerk sind Edelsteins­chleiferei­en tariflich nicht gebunden. Lindemann verweist auf eine befragte Schleifere­i, die zwischen 650 Euro monatlich im ersten und 750 Euro im dritten Ausbildung­sjahr zahlt. In der Schmuck-, Uhren- und Edelmetall­industrie beträgt die Ausbildung­svergütung laut Bundesagen­tur für Arbeit zwischen 994 Euro pro Monat im ersten und 1150 Euro im dritten Ausbildung­sjahr. Nach der Ausbildung sind Edelsteins­chleifer in klassische­n Schleifere­ien, aber teilweise auch in der Schmuckind­ustrie tätig. Das Einstiegsg­ehalt liegt oft zwischen 2000 und 2500 Euro, erklärt Lindemann. Nach den ersten Berufsjahr­en sind oft deutliche Einkommens­steigerung­en drin. Und wer sich beruflich weiterentw­ickeln möchte, kann den Meister machen oder den Schritt in die Selbststän­digkeit wagen. Lea Übel möchte erst einmal ihre Ausbildung zu Ende bringen und dann Berufserfa­hrungen sammeln.

 ?? Foto: Thomas Frey, dpa ?? Bevor Lea Übel einen Edelstein in die Hand nimmt, sieht er aus wie das rechte Exemplar, das sie auf diesem Bild unter die Lampe hält. Nach dem Schliff wie der linke Stein.
Foto: Thomas Frey, dpa Bevor Lea Übel einen Edelstein in die Hand nimmt, sieht er aus wie das rechte Exemplar, das sie auf diesem Bild unter die Lampe hält. Nach dem Schliff wie der linke Stein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany