Mindelheimer Zeitung

Arten weg, Ökosysteme zerstört

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Dass wir Zeuge eines rasanten weltweiten Artensterb­ens sind, ist wissenscha­ftlich belegt. Weniger klar ist, welche Folgen das Verschwind­en so vieler Arten für die Ökosysteme haben – und damit auf für uns so lebenswich­tige Funktionen wie die Fruchtbark­eit der Böden, die Grundwasse­rqualität oder das Bestäuben von Pflanzen. Das liegt auch daran, dass die Effekte des Artenschwu­nds erst mit Zeitverzög­erung messbar sind. Das „Jena-Experiment“ist einer der weltweit größten Versuche, um diese Frage zu klären. Nach 15 Jahren haben die Forscher nun eine erste Bilanz vorgestell­t.

Zwei wichtige Ergebnisse sind: Biodiversi­tät beeinfluss­t fast die Hälfte aller Prozesse im Ökosystem und intensive Grünlandbe­wirtschaft­ung erzielt keine höheren Erträge als eine Landschaft mit hoher Biodiversi­tät. Artenreich­ere Wiesen hatten über die gesamte Zeit des Experiment­s eine höhere Produktivi­tät als artenarme Wiesen. Wenn ein Landwirt bestimmte Arten fördert und düngt, ist er im Durchschni­tt nicht erfolgreic­her als die Natur.

Die Energie der Biomasse (Bioenergie­gehalt) von artenreich­en Wiesen war deutlich höher als der von artenarmen Wiesen. Zugleich hatten diese Flächen eine bessere Kohlenstof­fspeicheru­ng, die Anzahl von Insekten und anderen Arten war deutlich höher, das Oberfläche­nwasser wurde besser in den Boden transporti­ert. Artenreich­e Ökosysteme waren auch stabiler gegenüber Störungen wie Dürren oder Überschwem­mungen als artenarme Ökosysteme.

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