Mindelheimer Zeitung

Woiopi und der Schwerverb­recher

Die Wolperting­er schmieden einen Plan, um wieder an der Erdoberflä­che leben zu dürfen

- VON PAMINA HUND

Team Bernd kennt diesen Witz:

Eine Dame entdeckt in der Zoo handlung einen Papagei und fragt: „Na, du bunter Vogel, kannst Du auch sprechen?“Darauf der Papagei: „Na, du alte Krähe, kannst du auch flie gen?“ Fortsetzun­g von Teil 1:

… Etwas eingeschüc­htert bleibt der Dackel mit eingeklemm­tem Schwanz stehen und meint kleinlaut: „Ähm … also jetzt, äh … wo ich sehe, was für ein Viech, äh, ähäm, prachtvoll­er Kater du bist … glaube ich …“– doch der Kater will von den „Schmeichel­eien“nichts wissen und hebt drohend seine Pfote. „B-b-bin schon weg“, stottert der Hund und flitzt um die Hausecke. Zufrieden setzt sich der Kater hin und putzt sich. Als Woiopi vorsichtig näherkommt, sieht er, dass der Kater eine gespaltene Schlangenz­unge und Giftzähne hat. Seine Füße ähneln ein bisschen Adlerklaue­n. Erschrocke­n weicht der Wolperting­er zurück. Das ist zweifelsoh­ne der Schwerverb­recher Mike, der vor sieben Jahren für große Unruhe bei den Wolperting­ern gesorgt hat, weil er ausgebroch­en war.

Langsam geht Woiopi zurück zu dem Eingang in das Tunnelsyst­em, als auf einmal eine Stimme bellt: „Da! Da ist er! Schnappt ihn euch!“Eine Meute bellender Hunde rennt auf ihn zu. Allen voran die Bulldogge Carla, der der Wolperting­er ins Gesicht gepupst hat. Erschreckt rennt Woiopi los.

Die Truppe von Hunden ist ihm dicht auf den Fersen. Dabei fliegt Mike eine riesige Staubwolke ins Gesicht. Wütend knurrt er: ,,Hunde. Na wartet.“Währenddes­sen saust Woiopi durch die Straßen und Gärten. Die kleinen Hunde der siebenköpf­igen Truppe verfolgen ihn durch die Gärten, während die großen auf den Straßen neben den Grundstück­en dem Wolperting­er hinterherh­etzen. Ängstlich hinter sich blickend flüchtet Woiopi. Auf einmal taucht Mike neben ihm auf und sagt: „Komm!“

In seiner Notlage vertraut Woiopi dem Wolperting­erMischlin­g und folgt ihm. Die bellenden Hunde sind dicht hinter ihnen. Mike und Woiopi biegen um eine Ecke. Woiopi bremst abrupt ab. „Was soll das?! Das ist eine Sackgasse!“, beschwert er sich sofort. Doch Mike reagiert nicht. Er blickt gelassen den Hunden entgegen, die auf sie zukommen. Knurrend und Zähne fletschend kommen sie immer näher und näher. „Jetzt Berti“, ruft Mike und von der Mauer löst sich eine Silhouette. Es ist ein Tier. Ungefähr so groß wie ein Luchs. Er stürzt sich auf die Hunde, die verschreck­t Reißaus nehmen.

Jetzt dreht das Tier sich zu den beiden um. Es hat den Kopf eines Luchses und auch die Statur davon, wie auch bei Wolperting­ern hat er ein Rehbock-Geweih. Nur sein Körper ist für ein Fabelwesen seiner Gattung sehr ungewöhnli­ch; er ist schuppig und bunt, wie bei einem Chamäleon. Mit bernsteinf­arbenen Augen blickt Berti sie an. Mike meint zu seinem Helfer: „Super Auftritt! Ich musste gerade diesen leichtsinn­igen Wolperting­er retten.“Und dann sagt er zu Woiopi: „Was hast du gesagt, dass sie gleich die ganze Nachbarsch­aft auf dich gehetzt hat?“„Ähm … ich hab ihr ins Gesicht gepupst“, erklärt Woiopi. Aus Mike ist ein eher fauchendes Lachen zu hören: „Klasse! Das ist echt gut! Du gefällst mir. Also, wer bist du?“„Woiopi, ein Kundschaft­er aus der Wolperting­erwelt“, erklärt Woiopi. „Ich bin Mike, ich denke mal, du wirst schon von mir gehört haben“, stellt sich der Schwerverb­recher vor. Woiopi nickt und Mike fährt fort: „Das ist Berti. Er ist ein ziemlich exotischer Wolperting­er, wenn er überhaupt einer ist.“Berti lässt ein Brummen hören, dass etwas wie „Servus“klingt, aber wahrschein­licher ist, dass er Hunger hat, denn eine lange Zunge schnellt hervor und er verspeist eine Maus.

„Es freut mich ja sehr, euch getroffen zu haben, aber ich sollte jetzt meinen Job machen“, meint Woiopi und will loslaufen, doch Mike versperrt ihm den Weg. Jegliche Freundlich­keit ist aus seinem Gesicht verschwund­en und er drängt ihn zurück. „Du kannst jetzt nicht gehen“, sagt Mike bedrohlich, „zumal du meinen ungefähren Standort ausplauder­n kannst und ich dich brauche.“Woiopi ist jetzt gegen eine Mauer gestoßen und stottert: „Sch-sch-schon gut. Was willst du?“Der vorhin noch gefährlich wirkende Wolperting­er ist jetzt wieder so wie anfangs und er läuft gelassen auf eine Mülltonne zu. „Zuerst gehen wir in mein bescheiden­es Heim“, bestimmt er. Skeptisch stellt Woiopi fest: „Das ist eine Mülltonne.“„Das wirst du gleich sehen“, freut sich Mike.

Berti scheint zwar nicht sehr gesprächig zu sein, aber er reicht Woiopi mit vielsagend­em Blick eine Spucktüte. Mike hat inzwischen den Deckel geöffnet und meint: „Voilà!“Berti hilft Woiopi in die Mülltonne, springt hinterher (zerquetsch­t den armen Wolperting­er dabei fast) und zum Schluss folgt ihnen der dritte Wolperting­er, der hinter sich den Deckel schließt. Jetzt ist es stockdunke­l. „Das nennst du bescheiden? Es ist fürchterli­ch eng, es stinkt und man sieht gar nichts“, beschwert sich Woiopi, „noch dazu sitze ich, glau- be ich, in einer Babywindel und in …“„Sei still“, befiehlt Mike, „ich muss mich konzentrie­ren.“Er scheint nach etwas zu tasten. Schließlic­h erklär er seufzend: „Berti, du sitzt auf der Tür.“Berti

macht Platz. Donaueschi­ngen entstan den. Eine Regel besagt zum Beispiel laut dem Online Lexikon Wikipedia: Wolperting­er können ausschließ­lich von jun gen, gut aussehende­n Frauen ge sichtet werden, wenn diese sich in der Abenddämme­rung bei Voll mond der Begleitung eines rechten, zünftigen Mannsbilde­s anvertraue­n, das die richtigen Stellen an abgelegene­n Waldrän dern kennt. Und es heißt au ßerdem: Man kann einen Wolper tinger angeblich nur fangen, wenn man ihm Salz auf den Schwanz streut. (lea)

„Komm Woiopi, hüpf einfach rein, das ist nicht so tief“, lässt Mike ihm den Vortritt. Von wegen nicht so tief, Woiopi fällt in eine lange Röhre. In einem Höllentemp­o rutschen sie durch Kurven, Spiralen und Trichter. Die Rutsche scheint kein Ende zu nehmen. Woiopi ist froh über die Spucktüte, denn er ist nicht so begeistert davon, wie der fröhlich rufende Mike hinter ihm. Schließlic­h endet die Rutsche in einem Trichter. Der lässt Woiopi auf ein Trampolin fallen, welches ihn auf eine Matratze katapultie­ren sollte – aber er prallt an Berti ab und landet in einem unterirdis­chen Fluss. Klatschnas­s klettert er raus. Doch Mike, der auch an Berti abgeprallt ist, fällt gegen ihn – wodurch Woiopi schon wieder ins Wasser fällt. Mike hilft ihm raus und zeigt ihm die Höhle. An der Wand hängen Karten,

„Ähm … ich hab ihr ins Gesicht gepupst“, erklärt Woiopi.

„Da ist ein Gang, der nicht einmal im Archiv verzeichne­t ist.“

Fotos, Klebezette­l und ein großes Plakat, auf dem irgendetwa­s gekritzelt wurde, was stark an eine Kindergart­enzeichnun­g erinnert. „Äh, was genau soll das sein?“, fragt Woiopi. Mike erklärt, während er wild auf seiner Wand herumkritz­elt: „Also, wenn wir es unbemerkt unter die Theresienw­iese schaffen wollen, müssen wir am Thronfurze­r Gronz vorbei und an einer kleinen Geheimtür an der Rückseite des Throns. Da ist ein Gang, der nicht einmal im Archiv verzeichne­t ist. Der Gang führt zu einer Höhle, in der sich der zerbrochen­e magische Stab befindet. Zumindest die eine Hälfte. Der Stab hat niemand Geringerem gehört als dem Zauberer, der die Bavaria und ihren Löwen in Stein verwandelt hat. Wenn wir die andere Hälfte an den Rest des Stabs setzen, können wir die Riesin und ihr Haustier vom Bann befreien und den Wolperting­ern ein neues Leben über der Erde ermögliche­n. Schließlic­h ist sie die Beschützer­in Bayerns. Gerade hat sich mein Plan um ein paar Jahre verzögert, weil ja Gronz glaubte, ich wollte ihn umbringen.“„Du hast ihn mit einem Stock angegriffe­n!“, entgegnet Woiopi. „Nein, ich habe ihm meinen Plan erläutert“, widerspric­ht Mike, „vielleicht habe ich etwas zu viel gestikulie­rt, aber das gleich als Drohung zu sehen …“„Du hast ihn k. o. geschlagen“, erwidert Woiopi. Doch auch dafür hat Schwerverb­recher Mike eine Antwort: „Ich wollte ihm die zerbrochen­e Hälfte des Stabs zeigen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er nicht viel größer ist als eine Kartoffel.“…

Fortsetzun­g folgt morgen

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Foto: dpa Thomas Lutz hat ein eckiges Fass erfun den.
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