„Klaus’ Wunschkiste“geöffnet
Der Dirlewanger Musikverein feiert Klaus-Jürgen Herrmannsdörfer, der seit 25 Jahren Dirigent ist, mit einem ganz besonderen Programm
Dirlewang Klaus-Jürgen Herrmannsdörfer ist zeitlos. Er ist Mitleiter der Städtischen Sing- und Musikschule in Bad Wörishofen, unterrichtet dort Saxofon und Klarinette, er sorgt in der Showband „Voice“bei vielen Auftritten für passende Musik, mit den „Allgaiern“ist er die Hausband bei der Kult-Faschingsveranstaltung „Schwaben weißblau“, alljährlich ein Quotenhit im Fernsehen. Die Titelmelodie stammt aus seiner Feder. Als Produzent und Arrangeur arbeitet Herrmannsdörfer im eigenen Midi-TonStudio unter anderem mit Marianne und Michael. Er komponiert für zahlreiche Künstler und er dirigiert seit 25 Jahren die Blaskapelle seines Wohnortes Dirlewang.
Dieses Pensum kann man nur bewältigen, wenn der Begriff „Zeit“nicht existiert. Dass Zeit vielleicht doch eine Rolle spielt, das wurde Klaus-Jürgen Herrmannsdörfer an diesem denkwürdigen Abend bewusst: Seit 25 Jahren steht er als Dirigent am Pult des Musikvereins Dirlewang. Zudem wurde er im Juli 60 Jahre jung und feierte das 30-jährige Bestehen seines Midi-Tonstudios.
Kein Wunder, dass das Konzert unter dem Motto „Klaus’ Wunschkiste“stand. Und erneut spielte die Zeit keine Rolle: Erst kurz vor 23 Uhr verklang das letzte Stück, „Hymn“von Barclay James Harvest, stimmungsvoll von den Vokalisten vorgetragen unter anderem von Klaus-Jürgen Herrmannsdörfer selbst. Wäre es nach dem Publikum gegangen, hätte das Konzert ruhig noch länger dauern können.
Was verbarg sich alles in der „Wunschkiste“? Natürlich die Lieblingsstücke des Jubilars, mit denen ihn besondere Erinnerungen verbinden. Dabei kennt Herrmannsdörfer keine musikalischen Schubladen. Von Deep Purple bis Ernst Mosch, von Polka bis Pop reicht sein breites Spektrum. Wichtig ist dem Musiker die Qualität der Stücke, sowohl die der Komposition als auch der Interpretation. So hatte er einiges in der Kiste verpackt und holte es mit den Musikern gemeinsam hervor. Die „Moldau“von Friedrich Smetana plätscherte zunächst fröhlich leicht dahin, wurde immer wuchtiger und vielschichtiger. Die Musical-Medleys „Tanz der Vampire“und „Miss Saigon“mit unsterblichen Melodien waren große, breit angelegte musikalische Gemälde, gleichermaßen mit solistischem Können als auch konzentriertem Orchesterspiel.
Dazwischen ein schöner Walzer von Ernst Mosch, ein wilder Ritt auf der Tuba beim „Tuba Wahnsinn“, eine zwitschernde „Zaunkönig Polka“, flotte Märsche und Chuck Mangiones grooviges „Children of Sanchez“.
Als sein persönliches Highlight setzte sich Klaus-Jürgen Herrmannsdörfer ans Klavier, zog den weißen Bademantel an, den ihm der Musikverein geschenkt hatte, und zeigte bei einem Medley mit bekannten Liedern von Udo Jürgens, wie viel Spaß ihm auch das Singen bereitet. Es muss ja nicht immer der Taktstock sein! Den übernahm beim Udo-Jürgens-Medley sein Stellvertreter Andreas Stich.
„Klaus-Jürgen Herrmannsdörfer bringt Emotionen in die Musik“, stellte Andreas Schuster, Bezirksvorsitzender des Allgäu Schwäbischen-Musikbundes treffend fest. Das merkt man an seiner eigenen Spielfreude, das sieht man in den Gesichtern der Musiker. Er empfahl, nach der Silberhochzeit zwischen Herrmannsdörfer und dem Musikverein Dirlewang nun die Goldene anzustreben. „Das ist aber eher unwahrscheinlich“, meinte Herrmannsdörfer, immerhin wäre er dann 85. Aber bei jemandem, für den Zeit keine Rolle zu spielen scheint, kann man dieses Jubiläum vielleicht nicht ausschließen.