Wo bleibt die Wertschätzung?
Bauern produzieren gesunde, günstige Lebensmittel. Viele Verbraucher erkennen das nicht an, klagt der Verband
Unterallgäu Das Gute, finden die Bauern, sehen viele Verbraucher zu wenig. Und es sind ja gute Nachrichten, die der Kreisverband des Bayerischen Bauernverbandes kurz vor Weihnachten zu berichten weiß. In Deutschland werden ausgesprochen gesunde Lebensmittel produziert. Kein Nahrungsmittel wird strenger kontrolliert als Milch. Dennoch können diese Lebensmittel konkurrenzlos günstig an die Verbraucher abgegeben werden. Nirgendwo in Europa muss weniger fürs Essen ausgeben werden als hierzulande, sagt Geschäftsführer Helmut Mader.
Die Landfrauen fordern vor diesem Hintergrund ein Schulfach Alltagsund Lebenskompetenz. Darin sollte vermittelt werden, wie aus gesunden Lebensmitteln gute Speisen bereitet werden. Beim gesunden Pausenbrot setzen sich die Landfrauen seit Jahren dafür ein, dass die Kinder gestärkt durch den Schulalltag kommen.
Dass in Zeiten von Fertiggerichten die Kochfertigkeiten nachgelassen haben, stellt der Kreisobmann des Bauernverbandes, Martin Schorer aus Heimertingen fest. Er weist auf die Schulküche des Amtes für Landwirtschaft in Memmingen hin. Sie ist aufwendig saniert worden und steht für Lehrgänge nicht nur der Landwirtschaft zur Verfügung. „Jeder, der Interesse hat, kann sich für Abend- oder Wochenendkurse melden“, sagt Schorer.
Joachim Nuscheler aus Katzenhirn betreibt mit seiner Familie einen Milchviehbetrieb. Er gehört der Vorstandschaft des Bauernverbandes im Unterallgäu an. Der Landwirt sagt, er würde sich von der Gesellschaft mehr Wertschätzung für die wichtige Arbeit der Bauern wünschen. Statt dessen erlebten die Bauern oft Unverständnis oder würden als angebliche Naturzerstörer kritisiert. Das Gegenteil ist wahr, sagt sinngemäß Kreisobmann Schorer. Keine Branche arbeite nachhaltiger als die Landwirtschaft. 2015 hat die deutsche Landwirtschaft laut Helmut Mader 15 Prozent weniger schädliche Treibhausgase produziert als noch im Jahr 1990. Zu verdanken sei das der weiter verbesserten Effizienz in der Landwirtschaft.
2386 landwirtschaftliche Betriebe gibt es derzeit im Landkreis Unterallgäu. Ihre Zahl nimmt seit Jahren alle zwölf Monate um zwei bis drei Prozent ab. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Manche Bauern geben auf, weil es keinen Hofnachfolger gibt. Andere wurden Opfer der Niedrigpreise. Und andere müssten immens investieren, um ihre Höfe zukunftsfest zu bekommen. Darunter sind etwa jene, die ihre Kühe in einem Anbindestall halten. Wohl in einigen Jahren dürfte diese Form der Haltung nicht mehr erlaubt sein. Rund ein Viertel der bayerischen Kühe lebt in Anbindeställen.
In der Tendenz bedeutet all das: Die Betriebe werden immer größer. 50 bis 100 Stück Milchvieh sind im Unterallgäu inzwischen notwendig, damit eine Familie genügend Einnahmen erwirtschaften kann.
Jetzt allerdings droht allen Betrieben, aber vor allem den kleineren, neuer Ärger. Die Düngerverordnung, sagt Schorer, „schlägt bei uns heftig auf.“Letztlich bedeutet das für die Betriebe: mehr Fläche bewirtschaften oder die Zahl der Nutztiere verringern.
Wie groß die Einschnitte für die Bauern ausfallen werden, dazu mochte sich Mader nicht äußern. Das sei noch nicht durchgerechnet. Nuscheler vermutet, dass manche Betriebe ihren Bestand um ein Drittel verringern müssen. Der Kreisobmann des Bauernverbandes Schorer sagt, Ökonomie und Ökologie müssten zusammenpassen. Mader erinnert daran, dass jeder achte Arbeitsplatz in Bayern von der Landwirtschaft abhängt. Wenn die Bauern weniger organischen Dünger ausbringen dürften, sagt Schorer, müssten sie mehr Mineraldünger zukaufen. Vor allem die kleineren Betriebe dürften das kaum verkraften können.
Letztlich gehe es bei der Düngeverordnung um den Schutz des Trinkwassers. „Hier werden wir Bauern alles tun, dass die hohe Qualität gehalten werden kann“, versichert Schorer. Die Wasserqualität habe sich in der Region keineswegs verschlechtert. Die Düngeverordnung liegt den Bauern schwer im Magen. Kreisbäuerin Margot Walser aus Pleß findet, dass das, was der Gesetzgeber hier von den Landwirten verlangt, völlig überzogen ist.