Peking im Blick
Christian Lindner aus Buchloe ist Europacupsieger und zugleich Präsident des Verbandes. In dieser Funktion kämpft er nicht nur um die Nähe zur Daube
Buchloe 8000 Mannschaften waren heuer in der Qualifikation zum Europacup im Eisstockschießen dabei. In die Endrunde schafften es 23 Teams, das Endspiel war aber eine deutsche Angelegenheit. Vor 400 Zuschauer besiegte der TSV Peiting den EC Passau-Neustift mit 33:9. Bei den Oberbayern spielte auch Defensivmann Christian Lindner mit. Für den 45-jährigen Buchloer war es der zweite Erfolg im Europacup: 2015 gewann er den Titel sowohl mit Peiting als auch mit seinem Sohn Michael (19 Jahre). „Das ist das Schöne am Eisstocksport: Man kann es generationenübergreifend machen“, freut sich Lindner.
Der Buchloer ist deshalb gleichsam ein Paradefall für den Sport – und geht damit mit gutem Beispiel voran. Denn Lindner ist nicht nur Spieler, sondern auch Funktionär, und zwar Präsident des Deutschen Eisstock-Verbandes (DESV). Als solcher ist er Herr über 50 000 aktive Mitglieder – das seien mehr als beim Eishockey. Wobei Eisstockschießen zudem noch als Gaudi zum Beispiel in Biergärten oder auf Weihnachtsmärkten betrieben werde. „Man ist an der frischen Luft und hat Bewegung. Außerdem ist das ein schöner und geselliger Freizeitsport“, erklärt Lindner.
Allerdings ist er auf erfolgreicher Vereinsebene auch nicht für jeden erschwinglich. „Das ist kein günstiger Sport, denn ein paar tausend Euro kostet das“, meint der Präsident. Dennoch schaut er in Deutschland auf eine der erfolgreichsten Nationen mit vielen Weltund Europameistertiteln in der Sportart. Weltweit sind nur 38 Länder auf den fünf Kontinenten organisiert, Hochburgen sind neben Deutschland vor allem die Nachbarn aus Österreich und Italien. Da sorgte vor Kurzem ein Ausreißer für Abwechslung, als Brasilien Vizeweltmeister wurde. „Das ist aber gut für den Sport“, sagt Lindner, da die Aufmerksamkeit gleichsam gestreut werde. Auch im Europacup kommen die Favoriten aus dem Kreis der großen Nationen.
2015 holte Peiting mit Vater und Sohn Lindner den Titel, ein Jahr später machten österreichische Teams den Sieg unter sich aus. Heuer waren wieder die Deutschen dran und der TSV Peiting siegte in der Besetzung Mathias Adler (25 Jahre/ Nationalspieler), Thomas Rapp-König (49/deutsche Legende in dem Sport), Christopher Schwaiger (26), Alexander Vöst (26) und Lindner. „Das Ziel des Spiels ist immer, mit möglichst vielen Eisstöcken so nahe wie möglich an die Daube zu kommen“, erklärt der Buchloer. Im Gegensatz zum verwandten Curling ist eine Mannschaft nach dem Eröffnungsschuss so lange am Zug, bis sie näher an der Daube ist – erst dann kommt wieder der Gegner.
Während der mehrfache deutsche Meister aus Peiting den Sieg im Europacup geholt hat, liegt der TSV in der Deutschen Meisterschaft zum Ende der Vorrunde nur auf Platz vier. Doch das Ziel sei auch dieses Mal, im neuen Jahr den Platz an der Sonne zu ergattern.
Für Lindner ist in der momentanen Pause auch Zeit, seinen Pflichten als Präsident des Verbandes nachzukommen: Treffen im Bundesinnenministerium, um Zuschüsse zu verhandeln, der Besuch nationaler Wettkämpfe oder Treffen mit dem Weltverband International Feösterreichischer Eisstockschießen
● Organisation Deutscher Eisstock Verband (DESV).
● Präsident Christian Lindner aus Buchloe.
● Mitglieder 50 000.
● Verbreitung In Deutschland vor allem in der Alpenregion. Gespielt wird außerdem in 38 Ländern auf al len Kontinenten.
● Hochburgen Deutschland, Italien, Österreich, Schweiz. Auch in Tschechien, Ungarn, Slowenien und Polen wird dem Sport sehr aktiv nachgegangen.
● Internationale Wettbewerbe 1951 fanden in Garmisch Parten kirchen die ersten Europameister schaften statt. Die ersten Eisstock Weltmeisterschaften wurden 1983 in Frankfurt ausgetragen. Die Bemü hungen, Eisstockschießen zu einer Disziplin bei den Olympischen Spielen zu etablieren, wurden bisher noch nicht von Erfolg gekrönt.
● Spiel Vier Spieler versuchen den Eisstock in das Zielfeld (6x3 Meter) in 24,5 Meter Entfernung zu schie ßen. Dort sollen möglichst viele Eisstöcke so nahe wie möglich an der Daube (Durchmesser: Zwölf Zenti meter) liegen – gegnerische Eisstöcke dürfen weggeschossen werden.
● Ausrüstung Eisstöcke für Offensi ve und Defensive (400 Euro/ Stück), vier Stiele (100 Euro/Stück), zehn Laufsohlen (80 Euro/Stück), rutschfeste Schuhe (160 Euro), Sportbekleidung. Das Equipment ist in doppelter Ausführung nötig, da es auch eine Sommersaison gibt.
● Disziplinen Mannschaft (Vier Mit glieder und ein Auswechselspie ler), Einzel und Weitschießen (Welt rekord: 566 Meter).
Owww.desv.info deration Icestocksport (IFI), bei dem Lindner Mitglied in der Technischen Kommission ist.
Sehr wichtig seien auch die Gespräche mit dem Nationalen Olympischen Komitee. Dort sind alle 62 Sportverbände Deutschlands Mitglied. Denn schließlich wollen alle Sportarten bei den prestigeträchtigen (und finanziell lukrativen) Olympischen Spielen dabei sein. „Wir sind auch eine Sportart auf dem Weg nach Olympia. 2022 in Peking, das schaut ganz gut aus“, meint Lindner. PRO PHYSIO HALLENTAGE IN MINDELHEIM
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