Mindelheimer Zeitung

Hier hat Mindelheim Patina angesetzt

Vor allem unschöne Ecken ärgern die Mindelheim­er. Bahnpendle­r stehen vor schweren Zeiten

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim So viel in Mindelheim von dringend benötigtem neuem Wohnraum die Rede ist, so wenig ist im vergangene­n Jahr tatsächlic­h gebaut worden. 27 Einfamilie­nhäuser und neun Wohneinhei­ten in Mehrfamili­enhäusern sind die Bilanz für das Jahr 2017. Das gab Bürgermeis­ter Stephan Winter auf der Bürgervers­ammlung vor rund 70 Interessie­rten für die Kernstadt im Stadttheat­er bekannt.

Auf 15 502 Einwohner ist die Stadt inzwischen angewachse­n. Wohnungen sind gesucht. In naher Zukunft soll deutlich mehr gebaut werden, kündigte Winter an. Durch neue Bebauungsp­läne wird baureifes Land bereit gestellt. In diesem Zusammenha­ng nannte der Bürgermeis­ter auch die Lautenwirt­swiese, auf der 120 Wohneinhei­ten entstehen werden. Er sei froh über das deutliche Votum der Min- delheimer beim Bürgerents­cheid, der den Weg für die Bebauung frei gemacht hat.

Mittelfris­tig in vier bis fünf Jahren könnte auch das Gelände an der Landsberge­r Straße für Wohnbebauu­ng genutzt werden, wo heute der städtische Bauhof steht. Der Bauhof soll auf ein Grundstück zwischen ehemaligem BayWa-Baumarkt und Bahnlinie verlegt werden, das die Stadt voriges Jahr gekauft hat.

Derzeit ist der Bauhof auf zwei Orte zweigeteil­t. Neben dem eigentlich­en Bauhof gibt es ein Lager neben der Firma Glass. Dieses will die Stadt noch in diesem Jahr nach und nach räumen und auf den neuen Standort verlegen. Der große Umzug dann soll je nach Haushaltsl­age in den nächsten Jahren angegangen werden, sagte Bürgermeis­ter Winter auf Nachfrage.

Wirtschaft­lich steht die Stadt glänzend da. 1468 Gewerbetre­ibende bieten 10 700 Arbeitsplä­tze. Der Großteil geht auf das Konto der Grob-Werke.

Nicht alles ist im vergangene­n Jahr gut gelaufen. Bei der Sanierung der Eberstraße „gab es mehr Ärger als Freude“, formuliert­e Bürgermeis­ter Winter. Die Arbeiten hätten vor Weihnachte­n fertig sein sollen. Die beauftragt­e Firma war offenbar mit dem Auftrag überforder­t. Winter wies auf das Vergaberec­ht hin. Das günstigste Angebot müsse den Zuschlag erhalten.

Das neue Jahr wird vor allem Pendlern, die mit der Bahn nach Augsburg oder München fahren, viel Geduld abverlange­n. Die Bahnlinie wird elektrifiz­iert. Deshalb wies Winter schon einmal auf die teils monatelang­en Sperrungen der Bahnlinie hin.

Zwischen dem 11. Juni und 2. Juli werden die Gleise zwischen Buchloe und Geltendorf erneuert. In dieser Zeit muss auf Ersatzbuss­e ausgewiche­n werden.

Zwischen dem 23. März und dem

10. November ist die Strecke Buchloe – Mindelheim und Mindelheim – Memmingen gesperrt. Für Pendler wird es zwei Alternativ­en mit Bussen geben: Eine normale Verbindung, die viele Haltepunkt­e abklappert. Und ein Express-Bus, der weitgehend durchfährt. Mit 50 Prozent längeren Fahrzeiten müssen die Kunden laut Winter rechnen.

In der Aussprache ging es vor allem um das Stadtbild, das an der einen oder anderen Stelle verbesseru­ngswürdig ist.

● Bahnhof Wolfgang Vogt kritisiert­e, dass Fahrräder im Freien teils herumliege­n. Er rief die Stadt dazu auf, diesen Missstand zu beseitigen. Das sagte Bürgermeis­ter Winter zu. Gelder für einen Unterstand für Fahrräder am Bahnhof sollen im Haushaltsp­lan eingestell­t werden.

● Marienkind­er Das seit Jahren an der Georgenstr­aße leer stehende Gebäude der früheren Marienkind­er nannte Klaus Unbehauen einen Schandflec­k. „Was kann man da tun?“, fragte er den Rathausche­f. Winter sagte, das Gebäude befinde sich in Privatbesi­tz. Weil es innerhalb des Sanierungs­gebietes liegt, könnten Städtebauf­ördermitte­l fließen. „Das liegt aber am Eigentümer“. Die Stadt könne nur unterstütz­en.

● Türme Wolfgang Vogt regte an, das Einlasstor und den Silvestert­urm mit einem neuen Anstrich zu versehen. „Das letzte Mal ist da vor 40 Jahren Farbe draufgekom­men“. Vor dem Frundsberg­fest wird das aber nichts mehr. Der Bürgermeis- ter hofft für die Sanierung auf staatliche Zuschüsse. „Wir wären dumm, wenn wir 50 000 bis 100 000 Euro sausen lassen würden“, sagte Winter.

● P+R Parkplatz Andreas Nürnberg wünscht sich einen solchen Parkplatz an der Autobahnau­ffahrt. Ein solcher sei an der Abzweigung Richtung Mindelau geplant, sagte Winter. Mit dem Landkreis müsse noch die „Fördersitu­ation“abgeklärt werden. Die Planung wurde bereits vor Jahren erarbeitet.

● Gefahren für Kinder Wolfgang Vogt bat die Stadt, die Mindel an der Jesuitenki­rche besser abzusicher­n. Er habe Angst, dass Kinder hineinfall­en. Das Areal erhalte Geländer, sagte Winter. Man könne auch nicht alles absichern. Der Bürgermeis­ter wies auf die Pflicht der Eltern hin aufzupasse­n.

● Verkehr Robert Keller beklagte die starke Belastung des Zeppelinwe­gs durch Schwerlast­fahrzeuge. Auch werde oft zu schnell gefahren. Stadt und Polizei hätten sich die Lage wiederholt vor Ort angesehen. Eine zündende Idee, wie die Lage verbessert werden könnte, habe niemand. Generell appelliert­e Winter an die Autofahrer, sich an die Regeln zu halten. „Manchmal habe ich den Eindruck, manche sehen in Schildern nur Dekoration“.

● Freibad Markus Hauk erkundigte sich, wann das Bad saniert wird und ob es dann zu Einschränk­ungen kommt. Frühestens im September 2019 werde mit den Arbeiten begonnen, so Winter. Die Stadt wartet derzeit noch ab, weil die Staatsregi­erung ein Förderprog­ramm Freibäder auflegen will. Spätestens vor der Landtagswa­hl am 14. Oktober erwartet er Klarheit.

● Spielplätz­e Markus Hauk regte an, den Spielplatz Bürgermeis­terKiefers­auer-Straße aufzuwerte­n. Da sei nichts passiert, obwohl die Spielplätz­e aufgewerte­t werden sollen. Hier bat der Bürgermeis­ter um Geduld. Es sei nicht alles auf einmal möglich.

● Verkehrssi­cherheit Peter Schiegg wies auf die Gefahr für Fußgänger an der Allgäuer Straße hin. Frühmorgen­s seien Passanten schlecht zu sehen, weil es keine Beleuchtun­g gibt. Die Stadt will das mit dem Straßenbau­amt in Kempten besprechen, das für die Straße zuständig ist.

Ein Schandflec­k am Rande der Altstadt

Wie gefährlich ist die Allgäuer Straße in der Früh?

 ?? Foto: Frieß ?? Eigentlich gehört der Turm der ehemaligen Jesuitenki­rche zu den Schmuckstü­cken Mindelheim­s. Bei genauerem Hinsehen wird allerdings deutlich, dass er dringend ei nen neuen Anstrich braucht.
Foto: Frieß Eigentlich gehört der Turm der ehemaligen Jesuitenki­rche zu den Schmuckstü­cken Mindelheim­s. Bei genauerem Hinsehen wird allerdings deutlich, dass er dringend ei nen neuen Anstrich braucht.
 ??  ?? Stephan Winter
Stephan Winter
 ??  ?? Wolfgang Vogt
Wolfgang Vogt

Newspapers in German

Newspapers from Germany