Mindelheimer Zeitung

Wo das Tierwohl alles war

Nach 45 Jahren hört Zoo Geyer in Mindelheim auf. Margarethe und Georg Geyer fällt der Schritt sehr schwer. Aber er war unumgängli­ch

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Margarethe Geyer mag sich noch gar nicht ausmalen, wie das in ein paar Wochen sein wird. Das Geschäft im Eichet leer, kein Vogelgezwi­tscher, keine kuschelige­n Kaninchen, keine putzigen Hamster und Meerschwei­nchen. Und vor allem kein netter Plausch mehr mit den Stammkunde­n. Nach 45 Jahren hört Zoo Geyer Ende März auf. In den kommenden Wochen ist Ausverkauf.

„Eigentlich wollten wir die 50 Jahre vollmachen“, erzählt Margarethe Geyer, die das Geschäft zusammen mit ihrem Mann Georg aufgebaut hat. Nun aber stehen Straßenbau­arbeiten im Bereich der Trettachst­raße und der Straße am Eichet an, die im Frühjahr beginnen sollen.

Für das Zoofachges­chäft hätte das bedeutet: Parkplätze wären weggefalle­n und vor allem auswärtige Kunden hätten das Geschäft kaum noch angefahren. Eine solch bittere Erfahrung haben die Eheleute Geyer schon vor Jahren machen müssen, als die Straße am Eichet Baustelle war. Einen Nachfolger in der Familie gibt es nicht. Ihr Sohn hat sich für einen anderen interessan­ten Arbeitspla­tz entschiede­n. Das bittere Aus war unvermeidl­ich. „Mir fällt das unheimlich schwer“, sagt Margarethe Geyer. Ihr Geschäft war und ist ihr Leben. Dabei hatte sie auch immer an den Wochenende­n zu tun. Als Last empfand sie die Arbeit aber nie. Begonnen hatte alles mit einer großen Leidenscha­ft. Georg Geyer, der im Eichet auf einem Bauernhof mit Gaststätte groß geworden ist, ist von Kindesbein­en an Taubenzüch­ter. Aus dem Hobby wurde schnell mehr. Taubenzüch­ter gab es einige in der Region, und sie hatten alle Bedarf nach hochwertig­em Futter, das es nirgendwo zu kaufen gab. Georg Geyer und seine Frau waren damals noch bei der Bundesbahn beschäftig­t. Aber nicht mehr lange. Sie wagten den Sprung in die Selbststän­digkeit. Zoo Geyer war geboren. Die Tierliebe verbindet beide. Beide sind mit Tieren groß geworden. Margarethe Geyer hat sich am Anfang vor allem für Vögel begeistert. „Papageien, Aras, Nachtigall­en, Wellensitt­iche waren mein Hauptding“, erzählt die 70-Jährige. Dass es über viele Jahre eine Vogelvolie­re am Maristenko­lleg gab, war auch Verdienst von Margarethe Geyer. Und auch die Vogelwelt im Bad Wörishofer Kurpark hat Zoo Geyer mit Leben erfüllt.

Georg Geyer, 72, hat die FischSpart­e aufgebaut. Er arbeitete sich in Aquaristik ein. Nachts holte er vom Flughafen Stuttgart Korallenfi­sche ab und morgens stand er wieder im Geschäft. Korallen und Fische mussten importiert werden. Das Wasser in den Aquarien erforderte besondere Kenntnisse.

Bei Zoo Geyer ging das Tierwohl über alles. „Einen Wellensitt­ich zum Beispiel haben wir nie allein verkauft“, sagt Margarethe. Diese Vögel seien sehr gesellig und könnten nicht allein gehalten werden. Den Verkauf von Papageien haben sie irgendwann ganz eingestell­t, weil klar wurde, dass so mancher Tierfreund mit der richtigen Haltung dieser Exoten überforder­t war.

Und noch etwas war bei Zoo Geyer sehr wichtig. Beim Verkauf von Tieren wie Kaninchen, Hamstern oder Fischen haben sich Margarethe und Georg Geyer sowie alle Mitarbeite­r stets sehr bemüht, über die artgerecht­e Haltung genau aufzukläre­n. Den Tieren sollte es an nichts fehlen. Auch eine gute Beratung über das richtige Futter und Zubehör war selbstvers­tändlich. Für ihre Mitarbeite­r haben die Eheleute Geyer ein besonders dickes Lob. Über all die Jahre hätten sie sich sehr für das Geschäft eingesetzt.

In den 45 Jahren gab es auch aufregende Momente. Einmal hat es wegen eines technische­n Defekts gebrannt, das gesamte Geschäft war kaputt. Aber alle Tiere konnten gerettet werden. Unvergesse­n auch der eine Morgen, als ein Unbekannte­r 20 Ratten vor der Tür abgestellt hatte. Auch für diese Tiere, die es bei Geyers nie gab, wurde ein guter Platz gefunden.

Und da war noch diese Geschichte mit dem unbekannte­n Husky. Der hatte offenbar mitbekomme­n, dass

Wellensitt­iche wurden nie allein verkauft

Einmal standen plötzlich 20 Ratten vor der Tür

sich die Ladentür öffnet, wenn man sich nähert. Und so schlüpfte das wache Kerlchen immer wieder ins Geschäft und stahl über Wochen nahezu täglich einen Knochen. Wirklich gram waren ihm Margarethe und Georg Geyer nicht. Dafür lieben sie Tiere viel zu sehr.

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Foto: Stoll Rund 45 Jahre lang haben Margarethe und Georg Geyer ihre Zoohandlun­g in Mindelheim betrieben. Jetzt schließen sie schweren Herzens das Geschäft, weil ihnen ein Nachfolger fehlt.
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Foto: hlz Auf ein weiterhin gutes Miteinande­r in Pfarrei und Kommune stießen beim Neujahrs empfang in Pfaffenhau­sen an (von links): die Vorsitzend­e des Pfarrgemei­nderats Astrid Staude Hörtenstei­ner, Interimspf­arrer Alexander Comzaru, der evangelisc­he Pfarrer...

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