Mindelheimer Zeitung

Das E Auto zieht viele Probleme hinter sich her

Um Lithium und Kobalt ist ein weltweiter Wettlauf entbrannt. Und das Stromnetz könnte an die Grenzen stoßen

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Berlin Ohne sie muss die Revolution auf der Straße ausfallen: Lithium, Kobalt, Coltan und die Metalle der Seltenen Erden sind der Grundstein für Elektroaut­o-Batterien und Smartphone-Akkus. Vor allem bei Lithium zeichnet sich eine wachsende Knappheit ab. Zumal der Wirtschaft­sgigant China versucht, weltweit Zugriff auf immer größere Vorkommen zu erhalten. Das „weiße Gold“ist unverzicht­bar, besonders in der Elektromob­ilität. Dort kommt es in der Zellproduk­tion zum Einsatz.

Das Dreiländer­eck Chile/Argentinie­n/Bolivien wird bereits als das „Saudi-Arabien Südamerika­s“bezeichnet. Am Salzsee von Uyuni im bolivianis­chen Hochland gibt es die wohl größten Lithium-Reserven der Welt. „Wir werden eine große Lithium-Industrie aufbauen, über 800 Millionen Dollar stehen dafür bereit“, sagte kürzlich Boliviens Präsident Evo Morales. Nach Tests mit einem Pilotsyste­m soll eine große Förderanla­ge errichtet werden, die die Firma K-Utec aus Thüringen geplant hat. Der Abbaukompl­ex umfasst rund 40 Quadratkil­ometer.

In der Nähe soll eine große Batteriefa­brik entstehen, die Bolivien als Gemeinscha­ftsunterne­hmen mit ausländisc­hen Firmen betreiben will. Besonders chinesisch­e Firmen hoffen auf den Zuschlag. Bolivien hat mit geschätzt neun Millionen Tonnen die größten Lithium-Reserven. Chile wird bis auf Weiteres aber Weltmarktf­ührer bleiben. Bis 2030 soll der Export von Lithiumkar­bonat auf 180 000 Tonnen pro Jahr mehr als verdoppelt werden.

Nach Schätzunge­n der Deutschen Rohstoffag­entur (Dera) wird sich der globale Bedarf an Lithium von derzeit 33 000 Tonnen bis zum Jahr 2025 mindestens verdoppeln. Einige Experten wie Jaime Alée, Direktor des Lithium-Programms an der Universida­d de Chile, warnten zuletzt jedoch auch vor einer Blase: „Die Reserven liegen weltweit geschätzt bei 40 Millionen Tonnen.“

Die Metalle Kobalt, Nickel und Platin und Seltene Erden spielen eine ebenso zentrale Rolle. Die Kobalt-Nachfrage wuchs von 2010 bis 2015 von 65 000 auf über 90 000 Tonnen pro Jahr. Derzeit wird die Hälfte in Batterien verbaut. Das Öko-Institut in Freiburg erklärte kürzlich, es könne zu einer Verknappun­g kommen. Mehr als die Hälfte des weltweit geförderte­n Kobalts kommt aus dem Kongo. Laut Schätzunge­n stammen zehn bis 20 Prozent des Kobalts aus kaum überwachte­n, improvisie­rten Minen und Kleinbergb­au im Kongo. Amnesty Internatio­nal beklagt Kinderarbe­it, Unfälle und Gesundheit­srisiken.

Und noch ein Folgeprobl­em könnte das E-Auto nach sich ziehen. Das deutsche Stromnetz ist einer Studie zufolge auf den zu erwartende­n Boom von Elektroaut­os nur unzureiche­nd vorbereite­t. Ab einer Quote von 30 Prozent Elektroaut­os komme es zu Engpässen bei der Stromverso­rgung, heißt es in einer neuen Studie der Technische­n Universitä­t München. Notwendig seien bis zu elf Milliarden Euro für den Netzausbau und Flexibilit­ät der vielen Nutzer beim Laden ihrer E-Autos. „Wenn alle gleichzeit­ig um 20 Uhr ihr Auto mit Strom volltanken, knallt es im Netz“, sagte Thomas Fritz von der Unternehme­nsberatung Oliver Wyman.

Von 30 Prozent E-Autos ist Deutschlan­d freilich weit entfernt. Der Anteil an Pkws mit alternativ­en Antrieben lag Anfang 2017 laut Kraftfahrt­bundesamt bei gerade mal 1,6 Prozent.

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Foto: Jan Woitas, dpa Viele Rohstoffe für E Autos sind knapp und teuer.

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