Mindelheimer Zeitung

Das Ende der Meilenprog­ramme

Die großen Fluggesell­schaften ändern mal wieder die Spielregel­n ihrer Vielfliege­rclubs

- VON HANS WERNER RODRIAN Lea Thies

Für eine ganze Generation von Geschäftsr­eisenden ist es zum Volkssport geworden: Geschickt tüfteln sie an ihrer nächsten Flugroute, um für wenig Geld viele Meilen zu sammeln und anschließe­nd Freiflüge und Upgrades zu kassieren. Damit könnte es bald vorbei sein. Denn alle großen Fluggesell­schaften ändern gerade die Regeln des Meilenspie­ls oder haben es bereits getan.

Dabei sind Vielfliege­rprogramme eigentlich eine Erfolgsges­chichte. 1983 erfand American Airlines die Zahl der geflogenen Meilen als „Währung“für die Wertschätz­ung ihrer Stammkunde­n: Das erste Meilenprog­ramm war geboren. Das streckenba­sierte System hat sich lange gehalten. Denn es ist simpel. Doch der Zerfall der Ticketprei­se in den vergangene­n Jahren führte dazu, dass Passagiere für immer weniger Geld immer mehr Meilen sammeln konnten. Fluggesell­schaften begannen deshalb damit, neben der zurückgele­gten Strecke auch die Buchungskl­asse als Stellschra­ube für die Höhe der Belohnung zu berücksich­tigen.

Nun gehen die großen Airlines den nächsten Schritt. Sie basieren ihre Gutschrift­en ganz auf dem Ticketprei­s. Die drei Großen in den USA – American, Delta und United – spielten den Vorreiter, es folgten Air France/KLM und mit einem leicht abgewandel­ten System auch British Airways/Iberia. Nun zieht Lufthansa samt ihren Töchtern Austrian und Swiss im gemeinsame­n Meilenprog­ramm Miles & More nach.

Auch Miles & More verteilt ab März seine Meilen allein nach dem Flugpreis und dem Vielfliege­rstatus des Passagiers. Konkret gibt es für alle Tickets, die ab dem 12. März 2018 gebucht werden, vier Prämienmei­len pro bezahltem Euro. Wer einen „Status“besitzt, der bekommt sechs Meilen pro Euro, aber nicht bei den Billigtöch­tern wie Eurowings. Wer bis dahin bucht, aber erst Weihnachte­n 2018 fliegt, profitiert also noch vom alten Modus. Bestehende Prämienmei­len verfallen übrigens nicht.

Rund zwei Drittel der Mitglieder fahren mit dem neuen System besser oder gleich gut, verspricht Lufthansa. Das dürfte Augenwisch­erei sein. Von der Umstellung von Meilen auf Geld profitiere­n nur Kunden, die hohe Flugpreise zahlen. Das ist die Minderheit unter den mehr als 30 Millionen Miles & More-Mitglieder­n. Verlierer des Wechsels auf das neue System sind Frühbucher, Schnäppche­njäger und im Prinzip die allermeist­en Passagiere in der Economy Class. Denn Miles & More schreibt nur für die Netto-Umsätze Meilen gut und rechnet vor der Gutschrift die Steuern heraus. Die machen aber in der Economy Class einen Großteil der Ticketprei­se aus.

Insgesamt, so haben Branchengu­rus wie Mark Wolter (meilenopti­mieren.com) und Ravindra Bhagwanani (Global Flight) schnell ermittelt, rechnet sich auch für viele Geschäftsl­eute die Umstellung nicht. Denn offenbar hat die Lufthansa die Gelegenhei­t genutzt, das Programm als Ganzes etwas weniger lukrativ für Vielfliege­r zu machen.

Das wundert nicht groß. Schließlic­h hat sich der Kranich mit der Air Berlin gerade erst der Hauptkonku­rrenz im Inland entledigt. Und in Europa sowie weltweit muss man kein Kartellwäc­hter sein, um zu erkennen: Dort machen es die anderen großen Fluggesell­schaften genauso.

Findige Kunden können dem neuen System immerhin noch ein Schnippche­n schlagen. Zumindest bis auf Weiteres gelten nämlich die neuen Regeln nur für Tickets, die auf eine Fluggesell­schaft der Lufthansa Group ausgestell­t sind. Wer aber z.B. mit Lufthansa von Deutschlan­d in die USA fliegt und das Ticket für die Lufthansa-Maschine bei United Airlines kauft, für den gelten im Meilenprog­ramm Miles & More die alten Regeln.

Trotzdem ist die Änderung ein Zeitenwech­sel, und zwar gleich doppelt: Einerseits regiert nun auch in der Fliegerei wieder Geld statt Meilen die Welt. Daneben ist es den Airlines aber auch gelungen, sogar ihre Werbung zu Geld zu machen. Mittlerwei­le geben Lufthansa und ihre Wettbewerb­er netto für ihre Treueprogr­amme nämlich kein Geld aus, sondern verdienen umgekehrt sogar gut daran. Das funktionie­rt über die Programmpa­rtner. Nicht weniger als 300 davon hat Miles & More – vom Streamingd­ienst Napster und dem FC Bayern München über die Apple Stores und die Bayerische Zugspitzba­hn bis zu Paypal und dem Lieferdien­st Gourmondo. Sie alle kaufen Gutschrift­en bei dem Vielfliege­rprogramm und werben damit um Kunden.

Profis wissen längst, dass man bei Miles & More nicht mehr viel fliegen muss, um gut und günstig zu Freiflügen zu kommen. Deutlich lukrativer ist es, vom heimischen Sofa aus bei den Partnern zu sammeln. Die Meilenjagd als Volkssport geht also weiter. Wer sich auskennt, der checkt heute erst mal, bevor er ein neues Konto eröffnet oder einen ETF-Fonds kauft, ob nicht als Beifang ein kleiner Prämienflu­g für ihn dabei heraus springt. Es ist also Korfu geworden. Ein bisschen Sonne, ein bisschen entspannen, ein bisschen nichts tun. Eine Woche Pause vom Regen und vom Frühstück-Mittag-Abendessen-Machen.

Drei Faktoren waren beim Super-Last-Minute-Aussuchen des Hotels ausschlagg­ebend gewesen: die Nähe zu einer Stadt, der Strand vor Tür, der Outdoor-Pool, die schicke 70er-Jahre-Architektu­r, die große Entfernung zu den Halligalli-Orten Korfus. Das Kontokali Bay Resort hielt, was es in der Beschreibu­ng versprach.

Dazu gab es freundlich­es Personal, das unaufdring­lich war, und ein Upgrade zum Hafenblick. Zum Glück keines zu einem der hübschen Zimmer mit kleinem Privatpool, mit einem kleinen Nochnicht-Schwimmer in Begleitung hätte das nur unnötig Aufpassstr­ess bedeutet.

Das Zimmer war nicht riesig – aber ein Kinderbett hatte noch gut

Platz.

Das einzige

Manko, über das sich aber manche wiederum freuen werden: Für

Kinder gibt es feste Zeiten im Spa-Pool. Ansonsten ist das Kontokali

Bay Resort kinderfreu­ndlich – Kellner bringen den Kleinen Bananen an den Tisch, lassen am Buffet Sonderport­ionen Erdbeeren springen oder alle möglichen Spezialitä­ten probieren.

Wer genug vom Hotelleben im 70er-Jahre-Design hat – der Bus nach Korfu Stadt startet in fünf Gehminuten Entfernung. Einsteigen lohnt sich!

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In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäus­er vor, die unsere Redaktions­mitglieder und Mitarbeite­r ausprobier­t haben und bemerkensw­ert fanden.

 ??  ?? Kontokali Bay Re sort & Spa, Kon tokali, Corfu 491 00, Griechen land, Tel. 0030 2661099000, info@kontokali bay.gr, www. kontokalib­ay.gr, DZ ab 115 Euro
Kontokali Bay Re sort & Spa, Kon tokali, Corfu 491 00, Griechen land, Tel. 0030 2661099000, info@kontokali bay.gr, www. kontokalib­ay.gr, DZ ab 115 Euro

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