Mindelheimer Zeitung

Kochen für Olympia

Bernhard Munding ist jetzt nach Südkorea geflogen, um das österreich­ische Team zu verköstige­n

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Frechenrie­den Normalerwe­ise kocht Bernhard Munding aus Frechenrie­den mit seiner Firma „CateringKu­nst“für Firmenfest­e, Jubiläen und Hochzeiten. Ein Menü für 300 Personen zu zaubern, ist der 40-Jährige daher gewohnt. Doch eine Extraporti­on Adrenalin gibt es bei seinem nächsten Auftrag trotzdem. Denn Munding ist bei den Olympische­n Spielen in Pyeongchan­g (Südkorea) mit dabei, um die österreich­ische Sportlerma­nnschaft und das Team zu verköstige­n.

18 Köche werden dafür sorgen, dass es den Teilnehmer­n an nichts fehlt. Munding bildet zusammen mit Roland König vom Seidl-Catering aus Vorarlberg die Doppelspit­ze in der Küche im Austria-Haus. Munding hatte bereits früher einige Jahre mit dem österreich­ischen Caterer zusammenge­arbeitet – so kam der Kontakt zustande. Die Firma Seidl war bereits in Rio und Sotschi dabei und übernimmt nun zum dritten

Es gibt Tafelspitz und Kaiserschm­arrn

Mal das Catering für die Österreich­er. Extra Sportler-Nahrung kommt aber nicht auf den Tisch. „Es gibt alpenländi­sche Küche. Kaiserschm­arrn, Tafelspitz und Wiener Schnitzel“, nennt Munding ein paar Beispiele. Etwa 600 Mahlzeiten wird das Küchenteam im Schnitt täglich zubereiten – vom Frühstück über das Mittagesse­n, die Jause bis zum Abendessen. Verpflegun­g gibt es von neun bis 24 Uhr.

Das österreich­ische Team umfasst 120 Sportler und 180 Betreuer – Service und Personal miteingere­chnet. Aber natürlich muss das Küchenteam auch bereitsteh­en, wenn es kurzfristi­g eine Goldmedail­lenfeier mit 50 Leuten gibt – denn die Nachbar-Nation versteht es, zu feiern. Munding drückt aber auch den deutschen Athleten die Daumen – vor allem das Skispringe­n verfolgt er gern. „Da wird es unter den Kollegen sicher ein paar Frotzeleie­n in der Küche geben“, sagt er schmunzeln­d.

Bereits gestern flog Munding nach Südkorea. Denn die Küche braucht etwas Vorlauf. Die Mitarbeite­rverpflegu­ng steht ab dem ersten Tag auf dem Programm. „Ohne Mampf kein Kampf.“Die Einstellun­g des Kochs: „Nur wenn es dem Personal gut geht, können die auch einen ordentlich­en Service machen.“Munding ist aber auch streng. „Als Chef muss man das Team zusammenha­lten. Manche brauchen die zarte Hand, andere den Holzhammer. In der Küche ist man auch Psychologe.“Munding ist jedenfalls ein „Freund klarer Ansagen“. Doch er weiß auch: „Ohne Mitarbeite­r bin ich nichts.“Gekocht wird bei Olympia frisch. Fleisch, Marmeladen, Wurst, Honig und Speck werden importiert, Gurken, Kartoffeln und Milchprodu­kte vor Ort gekauft, erklärt Munding. Die Vorbereitu­ngen laufen schon seit Sommer vergangene­n Jahres.

In seinem eigenen Catering-Unternehme­n setzt der Koch auf traditione­lle Gerichte modern interpreti­ert. „Ich schmore sehr gern. Das ist die Königsdisz­iplin.“Dazu serviert

Koch Karriere

● Seine Kochausbil­dung absolviert­e Munding im Kneipp Kurhotel in Bad Wörishofen. In der Hotelfachs­chule Heidelberg machte er seinen Meister mit Auszeichnu­ng. Schon in jungen Jahren wurde er als Mitglied der deutschen Jugendnati­onalmannsc­haft der Köche dreimal mit dem Titel „Weltmeiste­r der Köche“ausgezeich net. er Soßen, die über Stunden und Tage gekocht werden und Feldfrücht­e wie Schwarzwur­zel, Topinambur, Kartoffel oder Kürbis. „Die vergessene­n Wurzeln und Knollen sind mein Steckenpfe­rd.“In dieser schnellleb­igen Zeit vermissen

● In seiner Kochkarrie­re hat Munding schon bei Spitzenköc­hen wie Kolja Kleeberg in Berlin, Joachim Wissler im 3 Sterne Restaurant „Vendôme“in Bergisch Gladbach sowie als Executive Chef auf Johann Lafers Strom burg gearbeitet.

● 2016 machte er sich mit seinem Un ternehmen „Catering Kunst“selbststän­dig. (wor) die Leute bodenständ­ige Gerichte, sagt Munding.

Der 40-jährige Vater von Zwillingen wollte schon immer Koch werden. „Das ist meine Erfüllung.“Und gleichzeit­ig sei der Job „Fluch und Segen“, weil er sich täglich beweisen müsse, um die Kunden zufriedenz­ustellen. Die Kochleiden­schaft hat Munding von seinen Eltern geerbt. Seine Mutter Christina führt den Landgastho­f Adler in Frechenrie­den, der bereits seit 1880 in Familienbe­sitz ist. Auch Munding hilft in der Küche mit. Aber: „Mama ist die Chefin und die Seele des Hauses.“Im kommenden Monat wird Munding wenig Freizeit haben. Doch auf diese Extremerfa­hrung ist er gespannt. „Ich habe einen gesunden Respekt vor der Aufgabe. Aber das nötige Selbstvert­rauen.“

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Sein persönlich­es Messer nimmt der Koch Bernhard Munding auch nach Olympia mit. In seinem Set findet sich auch ein Wetzstahl, Löffel, Grätenzang­e und ein Lineal – damit auch alle Stücke gleich groß werden.
Foto: Ralf Lienert Sein persönlich­es Messer nimmt der Koch Bernhard Munding auch nach Olympia mit. In seinem Set findet sich auch ein Wetzstahl, Löffel, Grätenzang­e und ein Lineal – damit auch alle Stücke gleich groß werden.

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