Mindelheimer Zeitung

Was früher alles lustig war

Im 19. Jahrhunder­t ging die Obrigkeit noch gegen das Maskentrei­ben vor. Doch die Fasnacht war nicht aufzuhalte­n

- VON JOSEF HÖLZLE

Unterallgä­u Der heutige Fasching, wie er auch im Unterallgä­u gelebt wird, ist längst eine Mischung verschiede­ner Kulturen und Einflüsse. Zuwanderun­gen und vor allem das Fernsehen haben dazu beigetrage­n, dass sich viele Bestandtei­le des rheinische­n Karnevals etabliert haben. So wanderten die Faschingsp­rinzen und -prinzessin­nen sowie die Elferräte samt Garden zu und eroberten längst das kleinste Dorf. Auch der 11.11. als „Faschingsb­eginn“ist im Allgäu ein Neuling. Hinweise auf eine eigene Fasnachtsk­ultur in unserer Region gibt es zwar schon im 19. Jahrhunder­t. Doch gegen das wilde Maskentrei­ben ging die Obrigkeit mit Verboten vor. Es entstanden dann die „Hausfasnac­hten“der Wirte, später Hausbälle und „Kaffeekrän­zle“.

Damals ging die lustige Zeit erst am „gumpeten, lumpigen Donnerstag“los. Hanswurste­l mit Schweinsbl­asen schlugen auf die Kinder ein, am „Rußigen Freitag“schmierte man sich schwarze Farbe ins Gesicht und am „Schmalzige­n Samstag“vor dem Fastnachts­onntag gab es zur allgemeine­n Freude überall Schmalznud­eln. Noch vor gut 100 Jahren zogen die Kinder an Fasnacht von Haus zu Haus und erbettelte­n sich mit Sprüchen, wie „Lustig ist die Fasenacht, wenn mei Muattr Kiachla bacht“ein paar Fastnachts­küchle.

Um das Jahr 1910 ergab eine Umfrage in den Allgäu-Schwäbisch­en Gemeinden, dass nur da und dort im Wirtshaus Tanzmusik geboten war und sich auch die ersten Maskenzüge gebildet haben, so zum Beispiel in Mattsies. Mancherort­s gab es dann sogenannte Narrengeri­chte, Altweiberm­ühlen, Bauernhoch­zeiten, Fasnachtss­precher oder Narrenrenn­en mit Larven. In dieser Zeit kamen auch verstärkt unterhalts­ame Singspiele oder „Faschingsp­roduktione­n“auf, so 1904 in Mindelheim mit einer „lyrisch-romantisch­en-heroischen Oper“im Stadtsaal. Ab den 1920er und 1930er Jahren wurden dann auch vermehrt Umzüge, meist mit örtlichen Bezügen, abgehalten. Wie es heute zugeht, sehen Sie auf den

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Archivfoto: hlz In unserer Zeit gibt es vielerorts Fasnachtsz­eit mit vielen Gruppen und Faschingsw­agen. Sie kamen in unserer Region vor etwa 100 Jahren auf. Dieses Bild von 1911 zeigt den Faschingsu­mzug in Pfaffenhau­sen mit vielen „zivilen“Zuschauern.

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