Was früher alles lustig war
Im 19. Jahrhundert ging die Obrigkeit noch gegen das Maskentreiben vor. Doch die Fasnacht war nicht aufzuhalten
Unterallgäu Der heutige Fasching, wie er auch im Unterallgäu gelebt wird, ist längst eine Mischung verschiedener Kulturen und Einflüsse. Zuwanderungen und vor allem das Fernsehen haben dazu beigetragen, dass sich viele Bestandteile des rheinischen Karnevals etabliert haben. So wanderten die Faschingsprinzen und -prinzessinnen sowie die Elferräte samt Garden zu und eroberten längst das kleinste Dorf. Auch der 11.11. als „Faschingsbeginn“ist im Allgäu ein Neuling. Hinweise auf eine eigene Fasnachtskultur in unserer Region gibt es zwar schon im 19. Jahrhundert. Doch gegen das wilde Maskentreiben ging die Obrigkeit mit Verboten vor. Es entstanden dann die „Hausfasnachten“der Wirte, später Hausbälle und „Kaffeekränzle“.
Damals ging die lustige Zeit erst am „gumpeten, lumpigen Donnerstag“los. Hanswurstel mit Schweinsblasen schlugen auf die Kinder ein, am „Rußigen Freitag“schmierte man sich schwarze Farbe ins Gesicht und am „Schmalzigen Samstag“vor dem Fastnachtsonntag gab es zur allgemeinen Freude überall Schmalznudeln. Noch vor gut 100 Jahren zogen die Kinder an Fasnacht von Haus zu Haus und erbettelten sich mit Sprüchen, wie „Lustig ist die Fasenacht, wenn mei Muattr Kiachla bacht“ein paar Fastnachtsküchle.
Um das Jahr 1910 ergab eine Umfrage in den Allgäu-Schwäbischen Gemeinden, dass nur da und dort im Wirtshaus Tanzmusik geboten war und sich auch die ersten Maskenzüge gebildet haben, so zum Beispiel in Mattsies. Mancherorts gab es dann sogenannte Narrengerichte, Altweibermühlen, Bauernhochzeiten, Fasnachtssprecher oder Narrenrennen mit Larven. In dieser Zeit kamen auch verstärkt unterhaltsame Singspiele oder „Faschingsproduktionen“auf, so 1904 in Mindelheim mit einer „lyrisch-romantischen-heroischen Oper“im Stadtsaal. Ab den 1920er und 1930er Jahren wurden dann auch vermehrt Umzüge, meist mit örtlichen Bezügen, abgehalten. Wie es heute zugeht, sehen Sie auf den