Die Medaillen Hoffnungen von Übermorgen
Die Eishockey-Minis beim ESV Türkheim denken noch nicht einmal an eine Profi-Karriere. Sie sind schon genug damit beschäftigt, sich auf den Kufen halten zu können
Türkheim Es geht heiß her im Eisstadion in Türkheim: Dreimal wöchentlich stehen jeweils eine Stunde Training auf dem Plan. Dann stürmen die jüngsten Kufencracks auf das Eis. Es gibt kein Halten mehr für die Kleinen, die mit ihrem professionellen Outfit schon wie die ganz Großen aussehen. Dabei sind sie erst zwischen vier und sieben Jahre alt.
Und wer glaubt, dass Eishockey nur ein Sport für hart gesottene Jungs ist, kann sich in Türkheim vom Geschick und starken Durchsetzungsvermögen der Mädchen überzeugen.
Die wenigsten verschwenden zwar einen ernsthaften Gedanken daran, später einmal als Profi zu spielen, oder gar bei den Olympischen Spielen aufzulaufen. Doch den deutschen Kufen-Cracks in Südkorea werden sie bestimmt zujubeln – so ein kleines bisschen träumen wird man ja noch dürfen ...
Körperlicher Einsatz und Härte auf dem Eisplatz – das sind die Bilder, die wir normalerweise mit Eishockey verbinden. Was jedoch bei den erwachsenen Puckjägern teilweise so (aus)gelebt wird, ist bei den Kleinsten ganz anders. Fairness und Teamwork stehen im Vordergrund und es geht einem das Herz auf, wenn man den Zwergen auf dem Eisplatz zusieht.
Anika Debus aus Türkheim hat mit ihren sieben Jahren erst vor fünf Wochen mit dem Eishockeytraining begonnen. Aber schon jetzt weiß sie, dass sie einmal Torwart in der Bezirksliga werden will. Mit viel Enthusiasmus geht Anika dreimal die Woche ins Training. Mama Martina begleitet sie und ist mächtig stolz auf ihre Tochter. „Es macht großen Spaß mitzuerleben, wie Anika innerhalb weniger Wochen RiesenFortschritte auf dem Eis gemacht hat“, erzählt Martina Debus mit unübersehbarem Strahlen in ihren Augen. Aber auch Wolfgang Rocholl (51) unterstützt seinen Sohn Maximilian(7), der seit November im Nachwuchsteam des ESVT zeigt, was er drauf hat. Für ihn steht fest: Er will Profi werden und dafür hart trainieren. Papa Wolfgang, selbst ehemals Eishockeyspieler, nimmt daher den Wunsch von Maximilian sehr ernst. So ernst, dass er in Kürze seine Trainerprüfung absolviert und dann nicht nur seinen Sohn, sondern das gesamte Nachwuchsteam der „Bambinis“in Türkheim betreuen kann.
es der vierjährige Emanuel, der fünfjährige Kai, die siebenjährige Maja oder Franziska ist, die am vergangenen Freitag ihren elften Geburtstag feierte, alle haben sie einen Riesenspaß auf dem Eisplatz und zeigen, was in ihnen steckt. Schnell wie der Wind überqueren sie mit ihren flinken Beinen die Eisfläche und befolgen gleichzeitig aufmerksam und diszipliniert die Anweisungen der Trainer. Als Zuschauer kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
„Dabei konnten die meisten anfangs nicht einmal richtig Schlittschuh fahren“, erzählt der Teamleiter und Trainer Manfred Dörner, der selbst als junger Spund im Teenager-Alter mit dem Eishockey begann. Seither ist viel Zeit vergangen und inzwischen sind es 50 Jahre, in denen der heute erfahrene Trainer beim ESVT aktiv mitarbeitet. In der Eislaufschule lernen die Kinder zuerst die Grundfertigkeiten des Eislaufens.
Dabei steht Spaßhaben an oberster Stelle. Bewegungsabläufe und das Beherrschen der Schlittschuhe auf dem Eis vermitteln die Trainer in spielerischer Art und Weise. Da die Eislaufschule und das Eishockeytraining parallel auf dem Platz stattfinden, wollen viele Kinder nach dem Erlangen der Grundfertigkeiten in die Eishockeyschule wechseln.
Den Puck mit dem Schläger zu treffen, ist für die Kleinen anfangs noch relativ schwierig. Entweder stehen sie zu nah am Puck oder sind zu weit weg; und damit ist für die Bambini der richtige Treffpunkt des Pucks natürlich noch nicht wirklich einschätzbar.
In der Eishockeyschule werden die Kinder für den MannschaftsOb sport Eishockey vorbereitet. Ziel ist es, die läuferischen Fähigkeiten zu verbessern und die Koordination mit dem Schläger und dem Puck zu üben. Die Kinder können in dieser Phase austesten, ob Eishockey die Sportart ist, die sie gerne erlernen wollen. Dafür stellt der Verein die erforderliche Ausrüstung gegen Gebühr zur Verfügung.
Laut Dörner sind etwa zehn Jahre Training erforderlich bis zum Einstieg in die erste Mannschaft. Deshalb liegt das ideale Einstiegsalter zwischen fünf und sechs Jahren. Dies bestätigt auch Leo Weber, 1. Vorstand beim ESVT. Seiner Erfahrung nach steigen circa 30 Prozent aus dem Nachwuchs in die Bezirksliga auf.
Ein respektabler Anteil, der Dank intensiver Bemühungen in die eigene Nachwuchsarbeit möglich sei. „Wir werben in Kindergärten, Schulen, im Kino und natürlich auf unserer Webseite“, so Weber. „Der ESVT ist einer von wenigen Vereinen in Bayern, der jeweils Mannschaften im Bereich der U8 (unter acht Jahre) bis U19 (unter 19 Jahre) aus eigenem Nachwuchs bilden kann, was ein großer Vorteil ist“, berichtet er weiter.
Engagiert beteiligt sich auch Mathias Wexel (19) im Verein. Mit Siebzehn begann er seine Trainerarbeit beim ESVT. „Bei uns liegt Eishockey im Blut“, sagt er stolz.
Jeder bei den Wexels ist in irgendeiner Form mit dem Eishockey verbunden. Was ihm besonders gefällt, ist die Arbeit mit den Kindern. „Bei ihnen sieht man binnen kürzester Zeit, welche Fortschritte sie machen und wie viel Spaß sie haben“, so der begeisterte Jungtrainer.
Der ESVT lässt sich viel einfallen: Beim Turnier „learn to play“, ausgerichtet für die U 8, können alle umliegenden Vereine teilnehmen. Die Mannschaften werden gemischt, die dann in der jeweiligen Leistungsklasse gegeneinander aufgestellt werden. Die Ausrüstung ist frei, die Kinder sind versichert.
Alle 14 Tage am Samstag von 19 bis 21 Uhr findet die Schlittschuhnacht statt. Jung und Alt – von fünf bis 80 Jahre – sind herzlich willkommen. Ein Erlebnis mit toller Musik, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Wer lieber spontan aufs Eis will, kann beim Schlägerlauf mitmachen, der immer samstags von 12.45 bis 13.45 Uhr angeboten wird. Hier kann jeder mit Schläger und Puck auf dem Eis Hockey spielen. Manchmal bilden sich kleine Gruppen, die dann ein Spiel machen. Oder die Papas gehen mit ihren Söhnen aufs Eis und üben dort gemeinsam die Fertigkeiten mit dem Puck. Früh übt sich ...