Mindelheimer Zeitung

Gibt es bald eine Umfahrung für Kammlach?

Der Landtagsab­geordnete Bernhard Pohl glaubt, dass die Straße schon in wenigen Jahren gebaut sein könnte. Warum Bürgermeis­ter Josef Steidele jedoch weniger optimistis­ch ist

- MZ

Kammlach Lärmgeplag­te Anwohner der Hauptstraß­e in Kammlach wünschen sich schon lange eine Umgehungss­traße. Jetzt kündigt der Landtagsab­geordnete Bernhard Pohl (Freie Wähler) in einer Pressemitt­eilung an: „Umfahrung Kammlachs rückt näher!“Er habe sich an die Oberste Baubehörde im bayerische­n Innenminis­terium gewandt und für eine Umgehungss­traße in kommunaler Sonderbaul­ast geworben. „Dabei finanziert der Freistaat in der Regel zwischen 70 und 80 Prozent der Maßnahme, den Rest müssen die betroffene­n Gemeinden beisteuern“, so Pohl. „Ich freue mich sehr darüber, dass ich für das Vorhaben positive Signale aus der Obersten Baubehörde bekommen habe.“Damit sei zwar noch keine Förderzusa­ge verbunden, er werte die Aussagen jedoch als ein klares Zeichen dafür, dass die Gemeinde gute Förderchan­cen habe. Laut dem Abgeordnet­en liege der Ball nun bei den beteiligte­n Gemeinden. „Sie müssen in den nächsten Monaten beraten, ob die Umgehung komplett oder abschnitts­weise gebaut wird.“

Während Pohl damit rechnet, dass die Straße in vier bis fünf Jahren bereits gebaut sein könnte, ist Bürgermeis­ter Josef Steidele weni- ger optimistis­ch. Die Pläne für eine Umgehungss­traße gibt es nämlich bereits seit Jahren: Die Trasse, die östlich an Ober- und Unterkamml­ach und möglicherw­eise sogar Oberrieden vorbeiführ­en würde, wurde bereits im Jahr 2000 in den Flächennut­zungsplan eingezeich­net. Was fehlt, ist ein entspreche­nder Gemeindera­tsbeschlus­s, die Straße auch auf eigene Kosten zu bauen. Dass der Staat das übernehmen könnte, gilt als extrem unwahrsche­inlich: Das Verkehrsau­fkommen in Kammlach ist zwar vielen Bürger entschiede­n zu hoch, offiziell aber nicht hoch genug, um eine Umgehungss­traße zu rechtferti­gen.

Würde die Gemeinde die Straße selbst bauen, müsste sie jedoch nicht nur die Kosten schultern, sondern auch das komplette Planfestst­ellungsver­fahren inklusive der Grundstück­sverhandlu­ngen und der Suche nach Ausgleichs­flächen. „Das ist eine Sisyphus-Aufgabe“, sagt Steidele, der befürchtet, dass die Gemeinde damit überforder­t wäre. „Ich will das nicht liegen- oder fallenlass­en“, betont der Rathausche­f. „Aber das ist eine große Nummer.“

Es zeichne sich ab, dass nach der umstritten­en Ansiedlung der Bettenwelt, für die viel Land verbraucht wurde, einige Landwirte nicht bereit seien, noch mehr Flächen zu opfern. Zumal für eine Umgehungss­traße, die die Gemeinde zwar in Nord-Süd-Richtung, also zwischen Ober- und Unterkamml­ach, entlastet, nicht aber die Anwohner der ehemaligen B 18 in Oberkammla­ch. „Wir werden keine 80- oder 90-Prozent-Lösung herkriegen. Und dafür dann einen Millionenb­etrag ausgeben ...?“

Auf Nachfrage der räumt Bernhard Pohl ein, seine Pressemitt­eilung „vielleicht ein bisschen zu forsch formuliert“zu haben. Er habe nicht bedacht, dass es sich um eine kleine Gemeinde handle. Es sei wohl realistisc­her, dass die Umgehungss­traße nicht in den nächsten Monaten, sondern „im Laufe dieses Jahres“auf den Weg gebracht werde. In diesem Fall könnte sie in fünf bis sechs Jahren fertig sein.

Die Pläne für die Straße liegen seit Jahren in der Schublade

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