Mindelheimer Zeitung

Auch Frauen können checken

Saskia Selzer hat bereits als Jugendlich­e olympische Luft geschnuppe­rt. Kein Wunder, dass sie damals auch von „richtigen“Olympische­n Spielen träumte. Doch dieser Traum platzte

- VON HELMUT BADER

Bad Wörishofen Im Grunde genommen war die Oma der Auslöser für eine nicht gerade gewöhnlich­e Sportlerka­rriere in Bad Wörishofen. Saskia Selzer ist Eishockey-Spielerin und dazu noch eine ausgesproc­hen gute. Immerhin spielte sie schon beim ECDC Memmingen Bundesliga, bestritt aber auch Junioren-Länderspie­le für Deutschlan­d und ist jetzt noch in der Landesliga in Königsbrun­n aktiv.

Begonnen hat jedoch alles mit Saskias Großeltern und deren Tochter Andrea. Die Familie Selzer betrieb viele Jahre den Kiosk im Kneippstäd­ter Eisstadion, Tochter Andrea engagierte sich bei der Eislaufsch­ule. So war es kein Wunder, dass auch Saskia bereits mit drei Jahren erstmals auf den Kufen stand. Dennoch war die Familie etwas erstaunt, als sich Saskia schon früh nicht für den Eiskunstla­uf wie andere Mädchen interessie­rte, sondern gleich bei den Kleinstsch­ülern Eishockey spielte. „Ihr damaliger Trainer Josef Schreiber beim EVW war von ihr begeistert und förderte sie von Anfang an“, sagt Oma Selzer. Als die kleine Saskia dann auch bei einem internatio­nalen Turnier einen Pokal überreiche­n durfte, war die Leidenscha­ft endgültig geweckt und sie spielte bei den Jungs des EV Bad Wörishofen sowohl bei den Kleinschül­ern als auch den Knaben sehr erfolgreic­h mit, ehe sie nach Memmingen wechselte.

Dass Saskia Selzer nun besonders aufmerksam die Olympische­n Spiele in Pyeongchan­g verfolgt, hat einen besonderen Grund. Denn theoretisc­h hätte auch sie selbst dabei sein können. Doch zum einen hat sich die deutsche Frauen-EishockeyA­uswahl nicht qualifizie­rt und zum anderen entschied sich die nun erwachsene Saskia vor einiger Zeit, doch dem „großen Eishockey“zu- gunsten der Ausbildung den Rücken zu kehren.

Als im Jahre 2012 die erste Jugend-Olympiade in Innsbruck stattfand, war Saskia Selzer mit der deutschen Junioren-Auswahl mit von der Partie. „Es war schon ein tolles Erlebnis damals“, erinnert sie sich. „Es gab ein olympische­s Dorf in verschiede­nen Häuserblöc­ken und es waren Jugendlich­e aus etlichen anderen Ländern mit dabei. 1000 junge Athleten zwischen 15 und 18 Jahren waren in verschiede­nen Diszipline­n am Start.“Im Eishockeyt­urnier mit fünf Mannschaft­en belegte das deutsche Team mit Saskia immerhin den dritten Platz. Kein Wunder, dass da schon Träume von einer „richtigen“Olympiade aufkamen. „Doch es kam dann doch anders“, berichtet ihr Vater.

Ein neuer Trainer kam, unter ihm sollte sie statt in der ersten Reihe nur noch im vierten Sturm mitspielen. „Da ging schon die Freude etwas verloren.“Schließlic­h stand nun auch die berufliche Entwicklun­g im Vordergrun­d. Die Ausbildung als Erzieherin hatte Vorrang und dies war mit Bundesliga-Eishockey in Memmingen nicht mehr zu vereinbare­n. Denn die Memmingeri­nnen sind immerhin amtierende­r Deutscher Meister und da wäre der Aufwand schon sehr hoch gewesen.

„Ich habe immer aber auch schon gerne mit den Jungs gespielt und so war ich dann zuerst wieder bei denen in Türkheim aktiv und spielte zusätzlich mit einer Doppellize­nz bayernweit in der Frauen-Landesliga in Königsbrun­n“, erklärt Saskia selbst die Entscheidu­ng. So war auch der Spaß an ihrem Sport wieder zurückgeke­hrt. In Erinnerung bleiben jedoch die Länderspie­le mit der U18-Junioren-Mannschaft mit Bundestrai­ner Klaus Kathan und ganz besonders die damalige Weltmeiste­rschaft in Schweden.

Was aber bedeutet es für die Eltern, wenn die Tochter hochklassi­gen Sport betreibt? Vater Jürgen Nawratil-Selzer beschreibt es so: „Wir haben das immer gerne unterstütz­t, zumal Eishockey in der Familie einen hohen Stellenwer­t besitzt. Es hat auch immer Spaß gemacht, weil ja der Erfolg da war, und wir sind gerne zum Training und zu den Spielen gefahren. Wir haben aber auch die Entscheidu­ng akzeptiert, als eine gewisse Grenze erreicht war.“Nun bleibt eben noch das Daumen-Drücken vor dem Fernseher für die deutschen Eishockey-Männer bei den Olympische­n Spielen. Die tun es Saskia Selzer nach – und holen eine Medaille.

 ?? Fotos: Erwin Hafner, Helmut Bader ?? An der Medaille geknabbert: 2013 gewann Saskia Selzer (stehend, Neunte von links) mit der Frauen Mannschaft des ECDC Mem mingen den DEB Pokal.
Fotos: Erwin Hafner, Helmut Bader An der Medaille geknabbert: 2013 gewann Saskia Selzer (stehend, Neunte von links) mit der Frauen Mannschaft des ECDC Mem mingen den DEB Pokal.
 ??  ?? Der Eishockey Schläger spielt bei Saskia Selzer immer noch eine wichtige Rolle.
Der Eishockey Schläger spielt bei Saskia Selzer immer noch eine wichtige Rolle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany