Mindelheimer Zeitung

Sechs Schwaben sind wohl einer zu viel

Wen die schwäbisch­e SPD für die Landtagswa­hl ins Rennen schickt. Und was das Problem ist

- VON HOLGER SABINSKY WOLF

Schwabmünc­hen Für die schwäbisch­e SPD könnte die Landtagswa­hl im Herbst zur Reise nach Jerusalem werden. Fünf Mandate halten die Schwaben derzeit im Maximilian­eum. Angesichts schwacher Umfragewer­te und innerparte­ilicher Querelen sind die Chancen nicht groß, dass die Zahl zunimmt. Das würde aber bedeuten, dass ein arrivierte­r Politiker nicht in den Landtag einzieht.

Während die Bundes-SPD heftig um eine Zustimmung ihrer Basis zum Koalitions­vertrag kämpft, hat die Schwaben-SPD am Samstag in Schwabmünc­hen ihre Listen für die Landtags- und die Bezirkstag­swahl aufgestell­t. Auf Platz 1 steht zum dritten Mal in Folge Harald Güller (Augsburg-West), auf Platz 2 Simone Strohmayr (Aichach-Friedberg). Dann folgen Paul Wengert (Marktoberd­orf), Ilona Deckwerth (Kempten) und Herbert Woerlein (Augsburg-Land-Süd). Damit besetzen die fünf aktuellen Abgeordnet­en die ersten fünf Plätze. Gleich dahinter folgt Margarete Heinrich (Augsburg-Ost). Sie ist Fraktionsv­orsitzende der SPD im Augsburger Stadtrat und will nun in den Landtag.

Der Kampf um die fünf einigermaß­en sicheren vorderen Plätze ist eine Folge der Affäre um den ehemaligen schwäbisch­en SPD-Chef Linus Förster aus Augsburg. Der war Ende 2016 von allen Ämtern zurückgetr­eten und wurde im Herbst wegen einer Sex-Affäre zu fast vier Jahren Gefängnis verurteilt. Für ihn rückte Ilona Deckwerth aus dem Allgäu nach.

Schon damals war klar, dass die Augsburger bei der nächsten Wahl versuchen werden, das Mandat aus dem Allgäu zurückzuho­len. Doch auch Deckwerth hat inzwischen Gefallen an der Arbeit im Landtag gefunden und war nicht bereit, das Feld zu räumen.

Das Dilemma war nicht anders zu lösen als durch eine fein ziselierte Reihenfolg­e, mit der jetzt offenbar alle leben können. Deckwerth, der es in Augsburg manche Genossen übel genommen haben, dass sie als Nachrücker­in seinerzeit die erste war, die Linus Förster zum Rücktritt auffordert­e, weil sie vor Heinrich steht. Und Heinrich, weil sie in Augsburg einen starken Stimmkreis hat, der es ihr ermögliche­n kann, andere Kandidaten zu überholen. Änderungen an dem Listen-Vorschlag des Bezirksvor­stands gab es jedenfalls keine.

Listenführ­er Harald Güller nennt als Ziel trotz der aktuell prekären Lage sechs Mandate für Schwaben. Er gab sich kämpferisc­h: „Die anderen reden von Heimat, wir kümmern uns darum, dass es den Menschen gut geht“, sagte er in Schwabmünc­hen. Simone Strohmayr freute sich darüber, dass „drei Frauen auf aussichtsr­eichen Plätzen stehen“.

Auf der Liste für den Bezirkstag sind ebenfalls die amtierende­n Bezirksrät­e vorne: Wolfgang Bähner, Petra Beer und Gerhard Ecker. Auf Platz 4 vor Volkmar Thumser hat sich Neuling Seija Knorr geschoben.

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Simone Strohmayr
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Harald Güller

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