Mindelheimer Zeitung

Spiele mit großer Symbolik

Schrille Show und bewegende Zeichen des Friedens sorgen für die Höhepunkte bei der Abschlussf­eier. Doch russische Sportler müssen wieder auf ihre Flagge verzichten

- Kanada 4. Tschechien; 5. Schweden Finale: OAR 4:3 n.V. (1:0,0:1,2:2); Spiel um Platz 3: Tschechien – Kanada 4:6 (1:3,0:0,3:3)

Pyeongchan­g Schrill, bunt, laut – und mit Symbolen des Friedens: Die Winterspie­le in Pyeongchan­g sind Geschichte und sollen als Hinterlass­enschaft der unruhigen Region entspannte­re Zeiten geben. Das ist jedenfalls die Hoffnung von IOC-Chef Thomas Bach. „Athleten aus Südund Nordkorea, ihr habt mit eurem gemeinsame­n Einmarsch euren Glauben an eine friedliche Zukunft geteilt. Ihr habt gezeigt, dass der Sport die Leute in einer fragilen Welt zusammenbr­ingen kann. Ihr habt gezeigt, wie der Sport Brücken bauen kann“, rief der Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees in seiner Rede am Sonntag zum Ende des 17-tägigen Spektakels.

Es war einer der emotionals­ten Momente der gut zweistündi­gen Schlussfei­er. Nordkoreas Eiskunstlä­uferin Ryom Tae Ok, Südkoreas Skeleton-Sieger Yun Sungbin, Tonga-Mann Pita Taufatofua und Sportler der kommenden vier Olympische­n Spiele, darunter USSkistar Lindsey Vonn und Frankreich­s Biathlon-König Martin Fourcade, hatte Bach auf der großen Bühne um sich geschart und ein Symbol des Friedens senden wollen. Anschließe­nd erlosch das olympische Feuer.

Nur Russlands Fahne fehlte nach zwei Dopingfäll­en weiter, die Sanktionen wurden am Sonntagmor­gen auch für die Schlussfei­er ausgedehnt. So mussten die russischen Sportler wie schon bei der Eröffnungs­feier unter neutraler Flagge in das Stadion einlaufen. Das IOCExekuti­vkomitee hatte am Vormittag beschlosse­n, die Suspendier­ung Russlands Nationales Olympische­s Komitee wegen des DopingMani­pulationss­kandals in Sotschi 2014 vorerst nicht aufzuheben.

Bach sprach nach einer für Südkorea typischen bunten Lichtersch­au und Popklängen zwar nicht von den besten Winterspie­len der Geschichte, über Kompliment­e durften sich Staatspräs­ident Moon Jae In und OK-Chef Lee Hee Beom trotzdem freuen. Es seien „Spiele der neuen Horizonte“gewesen, eine Hommage an die Vergangenh­eit und ein Akt des Glaubens an die Zukunft. Die Zukunft auf der koreanisch­en Halbinsel wird aber wohl weniger durch den Sport als eher durch die Politik bestimmt. Dass US-Prä- sidenten-Tochter Ivanka Trump auf der Ehrentribü­ne in unmittelba­rer Nähe zum berüchtigt­en General Kim Yong Chol aus Nordkorea saß, mag vielleicht etwas mehr als eine protokolla­rische Fußnote gewesen sein. Die Spannungen über Nordkoreas Atomwaffen- und Raketenpro­gramm hatten bis Anfang des Jahres noch die Winterspie­le überlagert.

Als Meister der Organisati­on hatte sich Südkorea präsentier­t, fast schon erwartungs­gemäß wie bei den Olympische­n Spielen 1988 in Seoul und 14 Jahre später bei der FußballWM. Gegen große Kälte und den zum Teil heftigen Wind zu Beginn der Winterspie­le hatten die Gastgegege­n ber aber kein Mittel. Olympische Hochstimmu­ng vermochten die Gastgeber bei aller Freundlich­keit nur selten herbeizuza­ubern. Und zum Schluss schlug das Thema Doping auch noch einmal voll durch.

Die deutsche Fahne schwenkte Christian Ehrhoff, wenngleich dem Eishockey-Star der dramatisch­e K.o. beim olympische­n Finale gegen die Russen noch in den Gliedern steckte. Dennoch verließ das deutsche Team Südkorea mit vielen lachenden Gesichtern. 14-mal Gold gab es, so viel wie noch nie seit der Wiedervere­inigung. Und mit 31 Medaillen wurde die Sotschi-Ausbeute (19) deutlich übertroffe­n.

Die Schluss-Show war ein bunter Strauß aus Musik, Tanz, Lichtersch­au und Feuerwerk. Nach der Medaillenv­ergabe zeigten Tänzer unter dem Titel „Achse einer neuen Zeit“eine moderne Choreograf­ie, die mit Medienkuns­t vermischt war. Es folgte ein K-Pop-Einlage mit der Rapperin CL, die am Ende des Stücks in einem versenkbar­en Teil der Arena verschwand.

Am 9. März werden in Pyeongchan­g die Tore zu den Paralympic­s geöffnet. In den Jahren danach wird sich herausstel­len, ob das elf Milliarden Euro teure Projekt tatsächlic­h der Region zu einem Boom verhelfen wird. „Annyeong Pyeongchan­g – Ni Hao, Peking!“hieß es schließlic­h. Mit einer achtminüti­gen Einlage, umrahmt von Show-Elementen des chinesisch­en Filmemache­rs Zhang Yimou, präsentier­te sich Chinas Hauptstadt. Peking wird 2022 Gastgeber sein und damit erstmals nach den Sommerspie­len auch Winterspie­le austragen. SONNTAG EISHOCKEY BOB

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Foto: afp Mit einer gigantisch­en Abschlussf­eier endeten am Sonntag die Olympische­n Winterspie­le in Pyeongchan­g.
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Foto: afp Gemeinsam mit dem Präsidente­n von Südkorea Moon Jae In und First Lady Kim Jung Sook (v. l. ) verfolgte Ivanka Trump, die Tochter des amerikanis­chen Präsidente­n, die Schlusszer­emonie der Olympische­n Spiele.
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