Mindelheimer Zeitung

Die Jazztage sind sein Baby

Peter Schmid organisier­t heuer zum 25. Mal das Festival „Jazz isch!“. Ein Rückblick

- VON MANUELA FRIESS

Mindelheim „Klaus Doldinger, Abdullah Ibrahim oder die Flying Pickets. Im Nachhinein liest es sich in etwa wie ein who is who der JazzSzene“: Peter Schmid klingt einerseits stolz, anderersei­ts verwundert, schließlic­h spricht er gerade von den Bands und Musikern die in den letzten Jahren und Jahrzehnte­n bei den Mindelheim­er Jazztagen zu Gast waren. Eine Veranstalt­ung, die es ohne sein großes Engagement nicht mehr geben würde.

„Natürlich mache ich das nicht allein. Das ginge auch gar nicht“, betont der 58-Jährige. Und da es im März bereits zum 25. Mal heißt: Jazz isch! helfen mittlerwei­le die Kinder seiner lieben Helfer aus seinem Freundeskr­eis ebenfalls schon tatkräftig mit. „Es ist ja hier nicht nur mit Karten abreißen getan. Die fahren die Musiker vom Flughafen zum Hotel und dann weiter zum Veranstalt­ungsort. Die kümmern sich um alles Mögliche. Das ist ein tolles Team“, schwärmt Schmid in den höchsten Tönen.

Ähnlich schwärmeri­sch verhält es sich mit seinen Berichten über Künstler und Konzerte die er schon in Mindelheim und seit ein paar Jahren auch in Sontheim in der Dampfsäg erlebt hat. „Oft sind es die ganz leisen Abende die mir sehr lange im Gedächtnis geblieben sind“, wundert er sich. Die Faszinatio­n des Jazz jedenfalls, ist für ihn nach wie vor unveränder­t. „Es ist die unglaublic­he Bandbreite von Soul, Blues, A-Capella bis zu Funk und Rock, die mich immer wieder begeistert.“Und dass, obwohl er selbst kein Musiker ist, nie ein Instrument gelernt hat.

Für seine Leidenscha­ft investiert der Journalist ziemlich viel seiner Freizeit. Er schätzt, dass er sich im Jahr bis zu 40 Jazz Konzerte anhört; durch die Nähe zu München und seine beruflich bedingten deutschlan­dweiten Reisen, ist das relativ problemlos möglich. Sein Anspruch: jede Band die er zum Festival lädt, will er vorher schon live gehört haben. „Ich will nicht jemanden buchen, der nur ein, zwei gute Lieder hat“, erklärt er. Sein weiterer Anspruch: Die Leute sollen hier Musik hören, die nicht alltäglich ist. Dass das hier quasi auf dem Land ebenfalls zu moderaten Preisen möglich sei, sei auch der Spendenber­eitschaft der hier ansässigen Unternehme­n zu verdanken, gibt er zu bedenken.

Zu den anderen Konzertver­an- staltern in Kempten oder Bad Wörishofen besteht ein freundlich­er Kontakt, da herrsche kein Konkurrenz­denken. „Ganz im Gegenteil.“Auch mit einigen Agenturen sei die Zusammenar­beit über die Jahre soweit gediehen, dass diese von sich aus Vorschläge für Künstler machten. Trotz der vermeintli­ch langen Tradition warnt Hauptorgan­isator Schmid: „Das Festival bei weitem ist kein Selbstläuf­er!“Doch da es immer ungefähr zu Null hinausgega­ngen ist, sprich ohne große Verluste, ist Schmid doch relativ gelassen. Auch wenn er betont, dass ihn der schleichen­de Vorverkauf jedes Jahr wieder sehr viele Nerven kosten würde. „Und vielleicht habe ich auch deshalb kaum noch Haare auf dem Kopf“, scherzt er.

Eine Gratwander­ung ohne Abstürze, ist das Bild, dass er sich selbst für das Festival überlegt hat. Schließlic­h sei in all den Jahren auch nur ein Konzert abgesagt worden. Und dafür sei der isländisch­e Vulkan Eyjafjalla­jökull im Jahr 2010 verantwort­lich gewesen. Die norwegisch­e Sängerin Kristin Asbjörnson konnte nicht anreisen, für sie sprang kurzfristi­g die Band „Klazz Brothers meets Kuba“ein. Doch nachdem der australisc­he Trompeter James Morrison wegen der Aschewolke nur bis Singapur kam, musste Schmid dessen Konzert absagen und dem Publikum sein Geld zurückerst­atten. „Aber dann ist Morrison ja im Jahr darauf gekommen“, erzählt der Mindelheim­er zufrieden.

Dass die Musiker arrogant seien oder unerhörte Wünsche bezüglich ihrer Verpflegun­g hätten, könne er übrigens nicht bestätigen. „Je berühmter, desto pflegeleic­hter“, meint Peter Schmid sogar. Und er freut sich zum Beispiel schon darauf, den Norweger Ketil Bjornstad im Hotel abzuholen und dann mit ihm gemeinsam zum Forum zu laufen und ihm auf dem Weg noch etwas über seine Heimatstad­t zu erzählen. Das Familiäre und die gemütliche Atmosphäre hier in Mindelheim, das seien zwei Punkte, die bei den Musikern selbst immer sehr gut ankämen, berichtet Schmid. So gut sogar, dass manche sehr gerne ein zweites Mal kommen würden. Zu vielen früheren Gästen, hat er sogar immer noch persönlich­en Kontakt.

Im Jubiläumsj­ahr wird nicht an der über die letzten Jahre bewährten Form gerührt: Vier Abendkonze­rte und einen Jazz-Frühschopp­en am Sonntagvor­mittag gibt es. Statt eines anderen Konzepts, ist Schmid der Meinung, jedes der Konzerte in diesem Jahr sei ein eigenes spezielles Jubiläumsk­onzert. Wer das nicht glaubt kann sich vom 15. bis 18. März gerne selber davon überzeugen.

OJazz isch! Am Donnerstag, 15. März, eröffnet der Soulsänger Myles Sanko das Festival im Mindelheim­er Stadttheat­er um 20 Uhr. Am Freitag, 16. März, spielt der norwegisch­e Pianist Ketil Bjornstad ebenfalls um 20 Uhr im Stadttheat­er. Weiter geht es mit dem französisc­hen Schlagzeug­er Manu Katché und seinem Power Trio um 20 Uhr in der Dampfsäg in Sontheim. Beim Jazz Frühschopp­en am Sonntag, 18. März, spielt die Jazzkur Big band zusammen mit dem Projektor chester Alljbaba in der Dampfsäg. Wäh rend dort am Abend die Münchner For mation Jazzrausch Bigband um 20 Uhr auf der Bühne steht. Karten gibt es beim MZ Ticketserv­ice in Mindelheim und Bad Wörishofen sowie unter der Telefon nummer 08261/991375.

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Archivfoto­s: maido, fman. emf, Feil Die Flying Pickets sind eine der berühmtest­en A capella Formatione­n und waren im Jahr 2007 in Mindelheim.
 ??  ?? Das Konzert von Abdullah Ibrahim im Stadttheat­er war eines der persönlich­en High lights von Peter Schmid im Laufe von mittlerwei­le 24 Jahren.
Das Konzert von Abdullah Ibrahim im Stadttheat­er war eines der persönlich­en High lights von Peter Schmid im Laufe von mittlerwei­le 24 Jahren.
 ??  ?? Der Abend im Stadttheat­er mit der berühmten amerikanis­chen Sängerin Helen Schneider blieb Peter Schmid ebenfalls im Gedächtnis.
Der Abend im Stadttheat­er mit der berühmten amerikanis­chen Sängerin Helen Schneider blieb Peter Schmid ebenfalls im Gedächtnis.
 ??  ?? Hauptorgan­isator des Jazz Festivals: Pe ter Schmid.
Hauptorgan­isator des Jazz Festivals: Pe ter Schmid.
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Klaus Doldinger war sogar zwei Mal bei den Jazz Tagen.

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