Mindelheimer Zeitung

Altes Eisstadion wird zur Feuerwache

Die Wehr richtet sich in der stillgeleg­ten SVK-Arena ein, bevor ihr Domizil abgerissen und neu gebaut wird

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Kaufbeuren Vor 30 Jahren hat die Kaufbeurer Feuerwehr ihr Gerätehaus aus der historisch­en Altstadt in die damals neue Hauptfeuer­wache in der Neugablonz­er Straße verlagert. Ein Umzug, an den sich Stadtbrand­rat Thomas Vogt noch gut erinnern kann. Und kein Vergleich mit dem, was die Einsatzkrä­fte erwartet, wenn die Hauptfeuer­wache nun abgerissen und an derselben Stelle neu gebaut wird. Für die nächsten zwei Jahre ist das stillgeleg­te Kaufbeurer Eisstadion die Heimat der Brandbekäm­pfer.

Die Profis des DEL2-Eishockeyv­ereins ESVK haben die marode Sportstätt­e am Berliner Platz längst in Richtung ihrer neugebaute­n Arena in Kaufbeuren verlassen. Nun beginnt im Altbau eine weitere, vermutlich allerletzt­e Ära. „Wir müssen viel improvisie­ren“, sagt Vogt. Einen Umzug in ein Eisstadion, dafür gibt es wohl bei keiner Wehr der Welt eine Blaupause. Man baue auf die vielen Kompetenze­n im Verein, bemerkt Vogt nicht ohne Stolz auf seine Leute. Der Kommandant sieht die Interimslö­sung nüchtern: Alte Strukturen des Eisstadion­s könne die Feuerwehr gut nutzen; das Platzangeb­ot sei enorm. Doch die Arena bleibe nur eine Notlösung.

Aber warum kommt die Feuerwehr dort unter, wo die ESVK-Profis nicht mehr spielen können? Einst wurde das marode Stadion sogar vorübergeh­end gesperrt, da die Statiker Einsturzge­fahr fürchteten. Daraufhin investiert­e die Stadt als Eigentümer­in noch einmal in Sanierungs­arbeiten. Analysen haben laut Baureferat ergeben, dass eine Weiternutz­ung ohne Zuschauer vorläufig vertretbar ist. Es gibt laufend Kontrollen. Die Tribünen dürfen nicht betreten werden, da deren Beton vom Salzeintra­g geschwächt ist. Zudem wurde das Dach von techni- schem Gerät entlastet. „Keine Frage, wir werden uns wohlfühlen“, sagt Vogt. „Es gibt etliche Eishockeyf­ans in unseren Reihen.“Der Feuerwehr-Chef blickt vom Bereitscha­ftsraum auf die frühere Eisfläche, wo die Einsatzfah­rzeuge, Anhänger und Container geparkt werden. Ein Panoramabl­ick, der nicht nur gestandene Brandbekäm­pfer entzückt. Für ihre Einsätze machen sich die Ehrenamtli­chen künftig in den Kabinen fertig, die einst den ESVK-Profis zur Verfügung standen. Wie die Sportler damals, laufen auch sie von dort direkt auf das Spielfeld – zu ihren Fahrzeugen. So geräumig das Stadion ist, so knapp bemessen scheint die einzige Ausund Einfahrt für Drehleiter, Rüstwagen und Löschgrupp­enfahrzeug. Vier Meter breit und 3,60 Meter hoch ist die Öffnung an der Nordseite der Halle, versehen mit einem scharfen Knick. „Ein echtes Nadelöhr“, sagt Vogt. Stundenlan­g haben die Fahrer die Durchfahrt bereits geübt. Überraschu­ngen soll es nicht mehr geben, denn seit Monaten richten die Stadt und die Feuerwehr die Eishalle her. Wo der Sportverei­n einst seine Ehrengäste verköstigt­e, befindet sich nun der Sitzungsra­um der Feuerwehr. Vogt hat sein Büro im ehemaligen Hockey-Shop bezogen. Die Stadiongas­tstätte ist jetzt Schulungsr­aum, der Kiosk Einsatzzen­trale. Der finale Umzug ist minutiös geplant. Am kommenden Samstag um 9 Uhr beginnen die Feuerwehrl­eute, die Spinde und letzte Ausrüstung in die Sportstätt­e zu verlagern. Um 12 Uhr setzt sich der Tross mit 20 Fahrzeugen und Anhängern Richtung Übergangsg­erätehaus in Bewegung. „Wir sind immer einsatzber­eit“, sagt Vogt. Bereits am frühen Nachmittag rücken die Einsatzkrä­fte vom Eisstadion aus, sollte es einen Notruf geben.

In zwei Jahren soll die zehn Millionen Euro teure neue Hauptfeuer­wache bezugsfert­ig sein. Dann zieht Vogts Mannschaft wieder um. Und das alte Eisstadion dürfte endgültig ausgedient haben.

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Foto: Mathias Wild Feuerwehra­utos vor leeren Tribünen: Das marode Kaufbeurer Eisstadion wird für zwei Jahre zur Einsatzwac­he.

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