Einschnitt an der Römerschanze
Die Langläufer und Rodler freuen sich über das Winter-Finale. Doch die Skifahrer schauen erstmals in die Röhre. Der legendäre Lift steht still – und es tut sich ein gravierendes Problem für die Zukunft auf
Türkheim Doch noch Winter: Bei den Türkheimer Ski- und Rodelfans ist die Freude dieser Tag groß. Kurz vor dem meteorologischen Winterende am Mittwoch zeigt sich Frau Holle plötzlich in Hochform. Langläufer und Skater wissen die gut präparierten Loipen rund um die Türkheimer Römerschanze längst zu schätzen. Quasi vor ihrer Haustüre können sie die Bretter anschnallen und in luftiger Höhe auf einem riesigen, weißen Sportplatz der Natur dem Wintersport frönen. Zu verdanken haben sie dies vor allem zwei Männern des anno 1953 gegründeten Ski-Clubs Türkheim, einer Abteilung des SV Salamander.
Georg Baur und auch Günter Wilde sind in diesen Tagen schon in aller Herrgottsfrühe unterwegs, um die Loipen für sportliche Läufer, die sowohl der Skating-Technik, wie auch dem diagonalen Stil anhängen zu spuren. Schon kurz nach dem Frühstück können so von Fans des weißen Sports zwei Genießer- Rundkurse befahren werden. Bei Personalnot – wenn die ehrenamtlichen Kräfte verhindert sind – schwingt sich auch schon mal Bürgermeister Christian Kähler auf den Motorschlitten mit angehängtem Spurgerät oder Skating-Walze, um den Langläufern das Schlittern durch den Schnee zu ermöglichen. Der Rathauschef hat damit viel Erfahrung. War er doch lange Jahre Abteilungsleiter des Vereins, den er – weil sich bis jetzt kein Nachfolger fand – bis heute kommissarisch führt.
Langlaufen und Rodeln gut heißt es seit gut einer Woche auf der Römerschanze, wo zeitweise ein scharfer Ostwind den Wintersportlern die Freude an ihrem Hobby verdarb und immer wieder die Loipen zuwehte. „Mehrmals musste ich ausrücken, um die Spuren in gutem Zustand zu erhalten“, berichtet Georg Baur, ein Mann, der sie mit viel Herzblut und jahrelanger Erfahrung optimal präpariert. Baur schwärmt von „einem großen Andrang“. Die Leute kamen aus Landsberg, Augs- burg und auch aus München, berichtet er und auch dass die Römerschanze in Türkheim bei Langläufern als Geheimtipp gehandelt wird. „Weil sie zeitnah zu erreichen ist, dort kein Pistenrummel herrscht und es nur idyllische Umgebung gibt“, wirbt er.
Angeboten werden in Türkheims luftiger Höhe mit Blick auf eine märchenhafte Winterlandschaft zwei Rundkurse, die in Richtung Golfplatz und die Ortschaft Berg und wieder zurück führen. Zum einen eine fünf Kilometer lange Loipe für klassische Langläufer und eine viertausend Meter lange und vier Meter breite Skating-Bahn, auf der man sich im Schlittschuh-Schritt, will heißen mit viel Takt und Eleganz wie beim Eislaufen bewegen kann.
Entspannung vom beruflichen Alltag sucht beim Ski-Langlauf auf der Römerschanze auch Christine Hafler aus Türkheim. Wenn es die Schneelage erlaubt, ist die Gymnasiallehrerin des Öfteren zwei Mal am Tag auf der Loipe anzutreffen. Wenn sie es am Tag nicht schafft, dreht sie ihre Runden auch gerne nachts beim Mondschein. „Aber da muss man schon ein bisschen verrückt sein“, scherzt sie. Und was die Pädagogin besonders schätzt. „Dass man nach Lust und Laune wechseln kann zwischen Klassik, und Skating-Stil und Wintersport vor der Haustüre möglich ist“.
Ähnlich äußert sich auch die passionierte Langläuferin Gertrud Deubler. „Die Loipen kann ich bequem zu Fuß erreichen“, erwähnt sie und lobt ihren guten Zustand über den grünen Klee. Reizvoll findet sie zwei zweihundert Meter lange Abfahrten. „Da läuft alles wie von selber und man muss nicht mit den Stöcken arbeiten“bemerkt sie. Auch Annemarie Forster ist vom Wintersportort Türkheim restlos begeistert.
„Man kann die Skier zur Loipe hintragen und wenn die Sonne scheint ist das Langlaufen da oben in unverfälschter Landschaft ein Traum“, findet sie und bedauert „Leider hält der Schnee bei uns nicht sehr lange“. Und noch ein Wermutstropfen trübt das winterliche Vergnügen in der Marktgemeinde.
„Skifahren ist in diesem Jahr erstmals nicht möglich“, informiert Günter Wilde, der viele Jahre den Ski-Lift betreute und auch bei Kursen die Zwergerl von der Volksschule mit dessen Handhabung vertraut machte. Wilde führt gravierende Gründe an. „Seit drei Jahren haben wir mit Schneemangel zu kämpfen und auch das Interesse der Skifahrer hielt sich in Grenzen“.
Zudem stehe eine kostspielige Überholung des Lifts durch den TÜV und auch der Abschluss einer Versicherung an. „Die Kosten für diese Maßnahmen können bei Weitem nicht gedeckt werden“, macht er deutlich.
Schließlich fehle es auch an ehrenamtlichen Helfern, die am Lift Skifahrer und Kinder betreuen. So ist der Ski-Club in diesem Jahr auf der Suche nach einem neuen Betreiber, beziehungsweise Käufer für den Lift.