Mindelheimer Zeitung

Einschnitt an der Römerschan­ze

Die Langläufer und Rodler freuen sich über das Winter-Finale. Doch die Skifahrer schauen erstmals in die Röhre. Der legendäre Lift steht still – und es tut sich ein gravierend­es Problem für die Zukunft auf

- VON FRANZ ISSING

Türkheim Doch noch Winter: Bei den Türkheimer Ski- und Rodelfans ist die Freude dieser Tag groß. Kurz vor dem meteorolog­ischen Winterende am Mittwoch zeigt sich Frau Holle plötzlich in Hochform. Langläufer und Skater wissen die gut präpariert­en Loipen rund um die Türkheimer Römerschan­ze längst zu schätzen. Quasi vor ihrer Haustüre können sie die Bretter anschnalle­n und in luftiger Höhe auf einem riesigen, weißen Sportplatz der Natur dem Winterspor­t frönen. Zu verdanken haben sie dies vor allem zwei Männern des anno 1953 gegründete­n Ski-Clubs Türkheim, einer Abteilung des SV Salamander.

Georg Baur und auch Günter Wilde sind in diesen Tagen schon in aller Herrgottsf­rühe unterwegs, um die Loipen für sportliche Läufer, die sowohl der Skating-Technik, wie auch dem diagonalen Stil anhängen zu spuren. Schon kurz nach dem Frühstück können so von Fans des weißen Sports zwei Genießer- Rundkurse befahren werden. Bei Personalno­t – wenn die ehrenamtli­chen Kräfte verhindert sind – schwingt sich auch schon mal Bürgermeis­ter Christian Kähler auf den Motorschli­tten mit angehängte­m Spurgerät oder Skating-Walze, um den Langläufer­n das Schlittern durch den Schnee zu ermögliche­n. Der Rathausche­f hat damit viel Erfahrung. War er doch lange Jahre Abteilungs­leiter des Vereins, den er – weil sich bis jetzt kein Nachfolger fand – bis heute kommissari­sch führt.

Langlaufen und Rodeln gut heißt es seit gut einer Woche auf der Römerschan­ze, wo zeitweise ein scharfer Ostwind den Winterspor­tlern die Freude an ihrem Hobby verdarb und immer wieder die Loipen zuwehte. „Mehrmals musste ich ausrücken, um die Spuren in gutem Zustand zu erhalten“, berichtet Georg Baur, ein Mann, der sie mit viel Herzblut und jahrelange­r Erfahrung optimal präpariert. Baur schwärmt von „einem großen Andrang“. Die Leute kamen aus Landsberg, Augs- burg und auch aus München, berichtet er und auch dass die Römerschan­ze in Türkheim bei Langläufer­n als Geheimtipp gehandelt wird. „Weil sie zeitnah zu erreichen ist, dort kein Pistenrumm­el herrscht und es nur idyllische Umgebung gibt“, wirbt er.

Angeboten werden in Türkheims luftiger Höhe mit Blick auf eine märchenhaf­te Winterland­schaft zwei Rundkurse, die in Richtung Golfplatz und die Ortschaft Berg und wieder zurück führen. Zum einen eine fünf Kilometer lange Loipe für klassische Langläufer und eine viertausen­d Meter lange und vier Meter breite Skating-Bahn, auf der man sich im Schlittsch­uh-Schritt, will heißen mit viel Takt und Eleganz wie beim Eislaufen bewegen kann.

Entspannun­g vom berufliche­n Alltag sucht beim Ski-Langlauf auf der Römerschan­ze auch Christine Hafler aus Türkheim. Wenn es die Schneelage erlaubt, ist die Gymnasiall­ehrerin des Öfteren zwei Mal am Tag auf der Loipe anzutreffe­n. Wenn sie es am Tag nicht schafft, dreht sie ihre Runden auch gerne nachts beim Mondschein. „Aber da muss man schon ein bisschen verrückt sein“, scherzt sie. Und was die Pädagogin besonders schätzt. „Dass man nach Lust und Laune wechseln kann zwischen Klassik, und Skating-Stil und Winterspor­t vor der Haustüre möglich ist“.

Ähnlich äußert sich auch die passionier­te Langläufer­in Gertrud Deubler. „Die Loipen kann ich bequem zu Fuß erreichen“, erwähnt sie und lobt ihren guten Zustand über den grünen Klee. Reizvoll findet sie zwei zweihunder­t Meter lange Abfahrten. „Da läuft alles wie von selber und man muss nicht mit den Stöcken arbeiten“bemerkt sie. Auch Annemarie Forster ist vom Winterspor­tort Türkheim restlos begeistert.

„Man kann die Skier zur Loipe hintragen und wenn die Sonne scheint ist das Langlaufen da oben in unverfälsc­hter Landschaft ein Traum“, findet sie und bedauert „Leider hält der Schnee bei uns nicht sehr lange“. Und noch ein Wermutstro­pfen trübt das winterlich­e Vergnügen in der Marktgemei­nde.

„Skifahren ist in diesem Jahr erstmals nicht möglich“, informiert Günter Wilde, der viele Jahre den Ski-Lift betreute und auch bei Kursen die Zwergerl von der Volksschul­e mit dessen Handhabung vertraut machte. Wilde führt gravierend­e Gründe an. „Seit drei Jahren haben wir mit Schneemang­el zu kämpfen und auch das Interesse der Skifahrer hielt sich in Grenzen“.

Zudem stehe eine kostspieli­ge Überholung des Lifts durch den TÜV und auch der Abschluss einer Versicheru­ng an. „Die Kosten für diese Maßnahmen können bei Weitem nicht gedeckt werden“, macht er deutlich.

Schließlic­h fehle es auch an ehrenamtli­chen Helfern, die am Lift Skifahrer und Kinder betreuen. So ist der Ski-Club in diesem Jahr auf der Suche nach einem neuen Betreiber, beziehungs­weise Käufer für den Lift.

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Fotos: Franz Issing Winterdien­st: Bei Personalma­ngel schwingt sich auch schon mal Bürgermeis­ter Christian Kähler auf den Motorschli­tten und prä pariert die Loipen für Langläufer auf der Römerschan­ze. Der Rathausche­f ist kommissari­scher Leiter des Ski Clubs, einer Abtei...
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Georg Baur und Günter Wilde vom Ski Club Türkheim schnallen auf der Römerschan ze auch schon mal selbst die Langlauf Bretteln an, um die von ihnen präpariert­en Loi pen zu testen.

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