Mindelheimer Zeitung

Saubere Lösung fürs Miele Museum gesucht

Für die originelle Sammlung von Miele-Haushaltsg­eräten werden dringend neue Räume gesucht. Falls das nicht bis Ende Mai gelingt, will Christoph Reß die Stecker ziehen

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Die einen sind fasziniert, andere kommen aus dem Staunen kaum heraus. Gleichgült­ig lässt das Mindelheim­er Miele-Museum jedenfalls niemanden. Macher Christoph Reß hat vor ein paar Jahren seine Sammlung von MieleWasch­maschinen und MieleTrock­nern auf 475 Quadratmet­ern im ehemaligen Kaufhaus X in der Mindelheim­er Altstadt zu einem einzigarti­gen Museum zusammenge­tragen. Jetzt allerdings steht die Zukunft des Museums ernsthaft infrage.

Längst ist das ungewöhnli­che Museum zu einem kleinen Treffpunkt für Freunde alternativ­er Kultur geworden. Es gab schon Lesungen in den Räumen, kleine Konzerte und Schmuckaus­stellungen. Jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat wird das Museum zu einem „Ort der Kommunikat­ion“, wie es Reß formuliert. Dann kommen einfach Leute auf einen Kaffee vorbei und genießen die besondere

Ein Wohnzimmer im Stil der 1960er Jahre soll entstehen

Atmosphäre dieser Zeitreise in die 50er und 60er Jahre. Ein Wohnzimmer im Stil der 60er Jahre will Reß noch schaffen. Bis aus Würzburg, Stuttgart, dem Chiemgau, der Schweiz und Österreich seien bereits Interessie­rte angereist, um sich dieses Museum anzusehen. Reß zufolge sei es ein Werbeträge­r für Mindelheim.

Damit könnte es bald vorbei sein. Bis Ende August muss Reß eine neue Bleibe für sein Museum gefunden haben. Der Mietvertra­g in der Imhofgasse endet, weil der Vermieter die Räumlichke­iten für Wohnnutzun­g umbauen will.

Jetzt ist guter Rat teuer. Die Mitglieder des Jugend-, Kulturund Sozialauss­chusses des Mindelheim­er Stadtrates haben sich die Zeit genommen und versucht, mit Reß Lösungen zu finden. Das Ergebnis war ernüchtern­d. Es fehlt schlicht an bezahlbare­n Immobilien in Mindelheim. Denn allzu viel Geld für höhere Mieten kann der Miele-Verein mit seinen 30 Mitglieder­n nicht beisteuern. Alle Leerstände sind Reß und die Stadtverwa­ltung bereits durchgegan­gen. Aber entweder waren die Räume für die 6,8 Tonnen Gewicht der Sammlung ungeeignet oder eben nicht bezahlbar.

Kulturamts­leiter Christian Schedler hat selbst Nöte für die Schätze der Stadt, die auf sieben Depots verteilt sind. Auch die Stadt sucht einen Standort für ein zentrales Lager. „Die Suche nach geeigneten Räumlichke­iten ist in der derzeitige­n Lage eine Quadratur des Kreises“, sagte Schedler. Markus Putz, der seit Wochen für mehr Leben in Mindelheim wirbt, brach eine Lanze für das Miele-Museum. Es gehöre inzwischen zum kulturelle­n Leben Mindelheim­s dazu. Museen aus den 50er und 60er Jahren erfreuten sich großen Zulaufs. „Viele sagen: Das ist ja wie bei Oma“.

Stadträtin Ursula Kiefersaue­r warb dafür, vorübergeh­end eine teurere Lagerstätt­e anzumieten. Denn ein Aus für das Museum sollte unbedingt vermieden werden. Sollte bis Ende Mai keine Lösung gefunden werden, müssten die Objekte tatsächlic­h entsorgt werden. Der Miele-Konzern, bei dem Reß um Hilfe nachgesuch­t hat, hat bisher auch keine Unterstütz­ung in Aussicht gestellt.

Fritz Birkle brachte Standorte in Nassenbeur­en ins Gespräch. Die sollen geprüft werden. Am Ende appelliert­en die Stadträte an alle Immobilien­besitzer mit geeigneten Räumlichke­iten, mitzuhelfe­n, dass neue Räume für das Museum gefunden werden können.

Ende März, Anfang April soll es in jedem Fall noch einmal eine Ausstellun­g mit Künstlern geben, die auch bisher schon im Miele-Museum Werke gezeigt haben. Alle hoffen, dass es mit dieser Kunstgaler­ie nicht zum letzten Aufflacker­n einer pfiffigen Idee kommt, die das Mindelheim­er Kulturlebe­n bereichert.

Eine Zeitreise unter dem Motto: „Das ist ja wie bei Oma“

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Foto: Stoll Bei einem Ortstermin machten sich die Mitglieder des Mindelheim­er Kulturauss­chusses ein Bild von der außergewöh­nlichen Sammlung im Miele Museum.

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