„So eine kriegen wir nie mehr“
Kirchheimer verabschieden sich nach 50 Jahren von Organistin Gusti Freisinger
Kirchheim Das Orgelspiel war und ist ihr Ein und Alles. Nach 50 Jahren quittierte Gusti Freisinger aus gesundheitlichen Gründen ihren Dienst als Organistin der Pfarrgemeinde St. Peter und Paul. Während eines festlichen Gottesdienstes wurde die 87-jährige Kirchenmusikerin jetzt in allen Ehren verabschiedet. Da blieb es nicht unerwähnt, dass die „Gusti“auch seit 70 Jahren den Kirchenchor mit ihrer Sopranstimme verstärkt und den Sängern, wenn nötig, dazu verhalf, den richtigen Ton zu treffen.
Gusti Freisinger studierte am Konservatorium in Augsburg Musik und hat schon als junge Frau gerne in die Tasten von Piano und Orgel gegriffen. Viele Kinder in Kirchheim hat sie zudem Klavierunterricht gegeben. Mit ihrem Gesang und Orgelspiel bereicherte sie ein halbes Jahrhundert Messfeiern, Fest- und Trauergottesdienste und auch Hochzeiten.
„Die Gusti war eine Künstlerin an der Orgel und immer da, wenn sie gebraucht wurde. „,Das gibt‘s nicht’ war für sie ein Fremdwort“, lobte Kirchenchor-Vorsitzender Hermann Bainger. „Es wäre schön, wenn sie noch 50 Jahre spielen könnte, so eine kriegen wir nie mehr“, bedauerte er.
Voll des Lobes für eine harmonische Zusammenarbeit mit der scheidenden Organistin war auch Pater Benedikt. Gusti Freisinger, so der Kirchheimer Seelsorger, habe mit gefühlvollem Orgelspiel den Gottesdiensten besonderen Glanz und Feierlichkeit verliehen. Sie habe nie Nein gesagt, wenn es darum ging, neue Lieder einzuüben.
„Probier‘mers halt, es wird schon klappen“, gab sie sich immer zuversichtlich. Abschied war für die langjährige Organistin kein leises Wort. Unüberhörbar das überschwängliche Lob von Kirchenpfleger Alois Mayr, der Freisingers „unglaubliche Leistung“würdigte und vom Ende einer Ära sprach.
Schließlich sprach auch das Augsburger Amt für Kirchenmusik der betagten Organistin für ihre „musikalische Verkündigung“große Anerkennung aus. Pater Benedikt überreichte ihr eine von Bischof Zdarsa unterschriebene Dankesurkunde, die höchste Auszeichnung, die der Oberhirte an Kirchenmusiker verleiht. Mit lang anhaltendem Beifall sagten auch die Gemeindemitglieder nach der Messfeier der Gusti Adieu.
So ganz braucht die sich jedoch von der Kirchheimer Königin der Instrumente nicht zu trennen. Den Schlüssel zur Empore des Gotteshauses darf sie vorerst behalten. Und wenn sie mit ihrem Drahtesel im Ort unterwegs ist und Lust und Laune hat, kann sie sich auch weiter ihrem geliebten Orgelspiel widmen. „Obwohl er mir immer viel Spaß gemacht hat, bin ich doch froh, dass ich den Job jetzt los bin“, scherzte Freisinger. Doch die Orgel ist auch in Zukunft nicht verwaist. Die 16-jährige Gymnasiastin Agnes Kling und ihre 19 Jahre alte Schwester, die Medizinstudentin Maria Kling aus Aichen lösen sich künftig beim Orgelspiel ab.
Kirchenpfleger Alois Mayr machte den beiden jungen Damen, die schon mit sechs Jahren bei Schwester Cäcilia in Ursberg das Klavierund Orgelspiel erlernt haben, Mut für ihre verantwortungsvolle Aufgabe und sagte ihnen „durch die Blume“ein herzliches Dankeschön.