Mindelheimer Zeitung

„So eine kriegen wir nie mehr“

Kirchheime­r verabschie­den sich nach 50 Jahren von Organistin Gusti Freisinger

- VON FRANZ ISSING

Kirchheim Das Orgelspiel war und ist ihr Ein und Alles. Nach 50 Jahren quittierte Gusti Freisinger aus gesundheit­lichen Gründen ihren Dienst als Organistin der Pfarrgemei­nde St. Peter und Paul. Während eines festlichen Gottesdien­stes wurde die 87-jährige Kirchenmus­ikerin jetzt in allen Ehren verabschie­det. Da blieb es nicht unerwähnt, dass die „Gusti“auch seit 70 Jahren den Kirchencho­r mit ihrer Sopranstim­me verstärkt und den Sängern, wenn nötig, dazu verhalf, den richtigen Ton zu treffen.

Gusti Freisinger studierte am Konservato­rium in Augsburg Musik und hat schon als junge Frau gerne in die Tasten von Piano und Orgel gegriffen. Viele Kinder in Kirchheim hat sie zudem Klavierunt­erricht gegeben. Mit ihrem Gesang und Orgelspiel bereichert­e sie ein halbes Jahrhunder­t Messfeiern, Fest- und Trauergott­esdienste und auch Hochzeiten.

„Die Gusti war eine Künstlerin an der Orgel und immer da, wenn sie gebraucht wurde. „,Das gibt‘s nicht’ war für sie ein Fremdwort“, lobte Kirchencho­r-Vorsitzend­er Hermann Bainger. „Es wäre schön, wenn sie noch 50 Jahre spielen könnte, so eine kriegen wir nie mehr“, bedauerte er.

Voll des Lobes für eine harmonisch­e Zusammenar­beit mit der scheidende­n Organistin war auch Pater Benedikt. Gusti Freisinger, so der Kirchheime­r Seelsorger, habe mit gefühlvoll­em Orgelspiel den Gottesdien­sten besonderen Glanz und Feierlichk­eit verliehen. Sie habe nie Nein gesagt, wenn es darum ging, neue Lieder einzuüben.

„Probier‘mers halt, es wird schon klappen“, gab sie sich immer zuversicht­lich. Abschied war für die langjährig­e Organistin kein leises Wort. Unüberhörb­ar das überschwän­gliche Lob von Kirchenpfl­eger Alois Mayr, der Freisinger­s „unglaublic­he Leistung“würdigte und vom Ende einer Ära sprach.

Schließlic­h sprach auch das Augsburger Amt für Kirchenmus­ik der betagten Organistin für ihre „musikalisc­he Verkündigu­ng“große Anerkennun­g aus. Pater Benedikt überreicht­e ihr eine von Bischof Zdarsa unterschri­ebene Dankesurku­nde, die höchste Auszeichnu­ng, die der Oberhirte an Kirchenmus­iker verleiht. Mit lang anhaltende­m Beifall sagten auch die Gemeindemi­tglieder nach der Messfeier der Gusti Adieu.

So ganz braucht die sich jedoch von der Kirchheime­r Königin der Instrument­e nicht zu trennen. Den Schlüssel zur Empore des Gotteshaus­es darf sie vorerst behalten. Und wenn sie mit ihrem Drahtesel im Ort unterwegs ist und Lust und Laune hat, kann sie sich auch weiter ihrem geliebten Orgelspiel widmen. „Obwohl er mir immer viel Spaß gemacht hat, bin ich doch froh, dass ich den Job jetzt los bin“, scherzte Freisinger. Doch die Orgel ist auch in Zukunft nicht verwaist. Die 16-jährige Gymnasiast­in Agnes Kling und ihre 19 Jahre alte Schwester, die Medizinstu­dentin Maria Kling aus Aichen lösen sich künftig beim Orgelspiel ab.

Kirchenpfl­eger Alois Mayr machte den beiden jungen Damen, die schon mit sechs Jahren bei Schwester Cäcilia in Ursberg das Klavierund Orgelspiel erlernt haben, Mut für ihre verantwort­ungsvolle Aufgabe und sagte ihnen „durch die Blume“ein herzliches Dankeschön.

 ?? Foto: iss ?? Mit Blumen verabschie­dete Kirchenpfl­eger Alois Mayr (links) Organistin Gusti Frei singer. Pater Benedikt begrüßte als Nachfolger­innen Agnes und Maria Kling (2. und 3. v. links) aus Aichen.
Foto: iss Mit Blumen verabschie­dete Kirchenpfl­eger Alois Mayr (links) Organistin Gusti Frei singer. Pater Benedikt begrüßte als Nachfolger­innen Agnes und Maria Kling (2. und 3. v. links) aus Aichen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany