Mindelheimer Zeitung

Auto-Bosse müssen für ihre Schuld bezahlen

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Würde es eine Wegduck-Weltmeiste­rschaft für Manager geben, unsere Auto-Bosse hätten gute Chancen, Gold, Silber und Bronze zu gewinnen. Denn nach dem verbrauche­rfreundlic­hen Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts sind die Konzern-Lenker abgetaucht. Ob Matthias Müller (Volkswagen), Dieter Zetsche (Daimler) oder Harald Krüger (BMW): Die sonst so selbstbewu­ssten Männer haben sich in den kommunikat­iven Schweigewi­nkel zurückgezo­gen.

Wolfgang Reinhart, CDU-Landtagsfr­aktionsche­f in Baden-Württember­g, hat das erkannt. Treffend merkt er an, die Autoindust­rie mache sich einen schlanken Fuß, so, als wäre sie von dem Urteil nicht betroffen. Dabei haben die Konzerne – allen voran VW – reichlich Dreck an den Schuhen. Es ist der Schmutz des Betruges an hunderttau­senden Autobesitz­ern. Ihnen wurden beim Kauf akzeptable Abgaswerte vorgegauke­lt, die der Realität auf der Straße nicht standhalte­n können.

Mit Unterstütz­ung der Bundesregi­erung versuchen sich die Auto-Bosse mit für sie billigen Software-Updates von ihrer unübersehb­aren Schuld freizukauf­en. Der Skandal besteht darin, dass Merkel & Co das zugelassen haben und der Branche nicht abverlange­n, die Diesel-Dreckschle­udern mit entspreche­nder Hardware nachzurüst­en. Das ist zwar teuer, aber finanziell verkraftba­r für die Konzerne mit ihren goldgeränd­erten Bilanzen.

Und nur so kann wirklich DieselFrie­den in Deutschlan­d einkehren. Wenn die Fahrzeuge die StickoxidG­renzwerte einhalten, erübrigen sich Fahrverbot­e. Mit einem solchen sicher Milliarden Euro teuren Kraftakt könnte die Autobranch­e den ins Gerede geratenen Diesel retten. Denn solche Fahrzeuge sind für die Übergangsz­eit notwendig, bis endlich umweltfreu­ndlichere Autos, die leistungsf­ähig und bezahlbar sind, angeboten werden.

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