Mindelheimer Zeitung

Rekorde für die Ewigkeit

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Das Praktische an dem Rekord ist, dass ihn Roger Federer bis auf Weiteres jede Woche brechen wird. Der Schweizer machte sich mit 36 Jahren, sechs Monaten und elf Tagen zur ältesten Nummer 1 im Tennis. Gleiches hat Timo Boll im Tischtenni­s geschafft. Wenn ab heute die neue Weltrangli­ste gilt, steht Boll ganz oben – sieben Tage vor dessen 37. Geburtstag.

Während aber Federer unzweifelh­aft der beste Tennisspie­ler des Planeten ist, zweifelt selbst Boll das Ranking in seiner Sparte an. Dort wird derjenige belohnt, der viel spielt. Boll hat viel gespielt. Die Chinesen hingegen, die der geneigte Hobbyspiel­er seit jeher als Gottheiten hinter dem Tisch verehrt, spielten nicht so viel. Zack war Boll zum dritten Mal in seiner langen Karriere die Nummer 1.

Dennoch sind die Erfolgsges­chichten über diese beiden älteren Herren gern gelesen. Erinnern sie einen doch daran, dass der Verfall nicht ganz so schnell vonstatten­geht, wie es der morgendlic­he Ganzkörper­schmerz vermuten lässt. Die Zahl der Zipperlein wächst parallel zur Erfahrung. Was die jungen Hüpfer an Dynamik voraushabe­n, machen die alten Kämpen mit Auge wett. Der eine läuft, der andere lässt laufen.

Auffallend ist, dass Tennis und Tischtenni­s Sportarten sind, die der Kälte den Rücken kehren. Während die einen dem Winter auf die andere Seite der Erdkugel entfliehen, tummeln sich Tischtenni­sspieler in warmen Hallen. Winterspor­tler reiferen Alters hatten in dieser Saison einen schweren Stand. Die Björndalen­s und Kasais liefen und sprangen der jüngeren Konkurrenz hinterher. Es scheint, als käme der Klimawande­l zu langsam voran, als dass er deren knarzende Gelenke noch mit ein bisschen CO2-Wärme geschmeidi­g machen könnte. Dieses Zeug ist für den modernen Athleten eine einzige Enttäuschu­ng. Selbst die von Affen unterstütz­ten Versuche, Dieselabga­se zur Erweiterun­g der Atemwege zu nutzen, scheiterte­n.

Die Norweger haben die CO2-Sackgasse erkannt und ihre Olympiatei­lnehmer in Pyeongchan­g mit ausreichen­d Asthmaspra­y versorgt. Erfolgreic­h trotzte deren Seniorensp­ortlerin Marit Björgen, 37, dem Zahn der Zeit, nahm einen Sprühstoß und kürte sich mit ihren olympische­n Goldmedail­len sieben und acht zur erfolgreic­hsten Winter-Olympionik­in aller Zeiten.

Björgens Rekord gilt manchem schon als einer für die Ewigkeit. Das gilt immer so lange, bis ein Jüngerer kommt, um es besser zu machen. Diese Regel ist noch älter als die Herren Federer und Boll zusammen.

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Marit Björgen
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