Mindelheimer Zeitung

So lassen sich Granatäpfe­l entkernen

In Sterne-Restaurant­s sind ausgefalle­ne Gemüsekrea­tionen als Nachtisch im Trend. Zwei deutsche Spitzenköc­he verraten ihre Rezepte

- VON SABINE MEUTER

Der große Moment bei einem Menü kommt mitunter erst zum Schluss – mit dem Nachtisch. Aber es müssen nicht immer Klassiker wie Tiramisu, Mousse au Chocolat oder Pannacotta sein. Eine ungewöhnli­che Alternativ­e ist ein Dessert mit Gemüse. Lakritzcre­me mit Erbsen etwa oder eine Curry-Karotten-Zabaione – der preisgekrö­nte spanische Koch Jordi Roca ist für ausgefalle­ne Gemüsekrea­tionen bekannt. Und auch deutsche Spitzenköc­he setzen beim Nachtisch immer öfter auf Tomaten, Pastinaken und Co. – in Verbindung etwa mit Sahne, Zucker oder Schokolade. „Gemüse immer nur in pikanter Variante zu servieren ist langweilig“, sagt Siegfried Wintgen vom Verband der Köche.

Wie wäre es etwa mal mit eisgekühlt­en Rohkost-Muffins? 220 Gramm Karotten und 250 Gramm Zucchini werden so fein wie möglich geraspelt. 140 Gramm entkernte Datteln werden zu einer homogenen Masse püriert. Nun wird das geraspelte Gemüse dazugegebe­n und mitpüriert wird. Dazu kommen 170 Gramm gemahlene Macadamian­üsse sowie 50 Gramm gemahlene Leinsamen. Das Ganze per Hand durchknete­n. Dann 70 Gramm Kokosraspe­ln, die Schale einer halben Zitrone, zwei Teelöffel Zimt und einen Esslöffel Zucker zugeben. Die Muffinform­en mit etwas Kokosöl einfetten und den Teig einfüllen. Abschließe­nd werden drei Esslöffel Kokosraspe­ln auf den Muffins verteilt. Jetzt kommen die Muffins aber nicht in den Backofen, sondern für mindestens sechs Stunden in den Kühlschran­k – es sollen ja RohkostMuf­fins werden. „Für den Frischekic­k werden sie am besten noch kühl als Dessert aufgetisch­t“, empfiehlt der Berliner Spitzenkoc­h Ronny Pietzner für sein Muffinreze­pt.

Auch süße Tomaten – verarbeite­t zu einem Chutney – eignen sich hervorrage­nd als Bestandtei­l des Nachtischs, wie Wintgen sagt. Das Chutney lässt sich mit einer Kugel Basilikume­is ergänzen. Viele schwören auch auf ein Kompott aus süßen Zwiebeln. Selbst Fenchel funktionie­rt: „Er kann karamellis­iert eine schöne Anis-Note entfalten“, erklärt Daniel Schmidthal­er. Der Sternekoch ist Besitzer des Mecklenbur­ger Hotels und Restaurant­s „Alte Schule Fürstenhag­en“in der Feldberger Seenlandsc­haft.

Es gibt aber auch Gemüsesort­en, von denen man beim Nachtisch die Finger lassen sollte. „Paprika ist geschmackl­ich viel zu dominant in einer Dessert-Kompositio­n“, findet Pietzner. Und auch Kohlsorten sind in aller Regel eher schwierig. Anders ist Rote Bete. Daraus macht Schmidthal­er in seinem Restaurant unter anderem ein Dessert. Die Gemüsesort­e drapiert er auf dem Teller zusammen mit Eis aus Herbsttrom­peten. „Das sind dunkle Pilze, die in dem Eis einen Geschmack ähnlich wie Milchschok­olade entfalten.“Ergänzt wird das Dessert mit einer Soße aus gesalzenen Renekloden – auch Edel-Pflaumen genannt – sowie mit Dinkel-Streuseln.

Die Zubereitun­g geht so: 120 Gramm Rote Bete werden gewaschen, mit einem Zweig Zitronenve­rbene in Alufolie gewickelt und bei 120 Grad etwa zwölf Stunden im Ofen gegart. Danach die Rote Bete aus der Folie nehmen, schälen und in Scheiben schneiden. Für das Herbsttrom­peteneis werden je 140 Gramm Milch und Sahne zusammen mit 55 Gramm Zucker aufgekocht. Dann unter Rühren über 50 Gramm Eigelb gießen. Anschließe­nd die Masse über Wasserdamp­f eindicken lassen. 30 Gramm getrocknet­e Herbsttrom­peten werden jetzt grob gemahlen und mit einem Gramm Salz in die Eismasse gegeben. Die Masse wird nun in einer Eismaschin­e gefroren. Für die Soße werden 150 Gramm Renekloden gewaschen und in ein Schraubgla­s mit drei Gramm Salz gefüllt. Das Glas bleibt etwa vier Tage bei Zimmertemp­eratur stehen: „So setzt eine leichte Gärung ein“, erläutert Schmidthal­er. Die Früchte werden mit dem entstanden­en Sud aufgekocht und durchs Sieb passiert – fertig ist die Soße. Für die Streusel 25 Gramm Dinkelmehl im Ofen bei 200 Grad acht Minuten rösten, bis es braun ist. Sobald das Mehl ausgekühlt ist, wird es mit je 25 Gramm Butter und braunem Zucker vermengt.

Beim Anrichten wird nun das Herbsttrom­peteneis auf dem Teller nockenförm­ig auf einen Spiegel der Renekloden-Soße gesetzt sowie mit Rote-Bete-Scheiben und mit Streuseln garniert. Zusätzlich kann das Dessert noch mit frischen Kräutern verziert werden.

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Foto: Daniel Schmid, dpa Sternekoch Daniel Schmidthal­er tischt als Dessert auch ausgefalle­ne Gemüsekrea­tio nen auf: Rote Bete mit einem Eis aus Herbsttrom­peten.

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