Italienische Romanze
So großartig können sich zwei junge Männer ineinander verlieben
„Jetzt teilen wir uns das Bad!“, empfängt der 17-jährige Elio (Timothée Chalamet) den neuen Gast. Wie immer hat Elios Vater, ein Professor für Archäologie, auch im Sommer 1983 einen Studenten auf dem Landsitz der Familie einquartiert. Diesmal kommt der 24-jährige Doktorand Oliver (Armie Hammer) aus den USA zu Besuch. Je mehr Zeit die Jungs miteinander verbringen, desto größer wächst die Zuneigung und steigt das Begehren. Je forscher Elio auftritt, desto zögerlicher reagiert der Freund. Gegen die italienische Charme-Offensive hat der amerikanische Widerstand jedoch keine Chance. Die Wege zum Liebesglück sind dennoch holprig.
Mit der Verfilmung des Romans „Maurice“gelang James Ivory vor 30 Jahren ein Klassiker des QueerKinos. Das dürfte nun auch mit dieser Adaption des Romans von André Aciman gelingen. Mit mittlerweile fast 90 Jahren beschränkte sich Ivory diesmal auf das Drehbuch, die Regie übernahm Luca Guadagnino, der als echter Italiener bestens weiß, wie er seine Heimat am schönsten in Szene setzt: sonnendurchflutete Landschaften, pittoreske Dörfer mit palavernden Bewohnern.
Ähnlich entschleunigt geht auch der Regisseur vor. Wenn die Jungs bei ihrer Radtour eine Bäuerin um Wasser bitten, warten auch die Zuschauer gefälligst mit, bis die Alte aus der Küche zurückkommt. Bisweilen fühlt man sich fast wie in einem Stummfilm. Wenn schon Dialoge, dann aber richtig: Ob augenzwinkernd als endloser Wortschwall über Politik beim Abendbrot. Oder sehr berührend als intimes VaterSohn-Gespräch über Sex, Liebe und das Leben – wie es großartiger im Kino noch nicht zu sehen war. Ach ja, der Pfirsich: Man erfährt dessen etymologische Herkunft und neue, überraschende Verwendungsmöglichkeiten für das süße Früchtchen – aber das sollte man selbst ansehen … » Call Me by Your Name (2 Std. 12 Min.), Romanze, I, F, USA, Bra 2017 Wertung ★★★★★