Mindelheimer Zeitung

Die bittere Seite der Schokolade

Aus Westafrika kommt der Kakao, aus dem die beliebte Süßigkeit gemacht wird. Doch oft arbeiten Kinder auf den Feldern und gehen nicht mehr zur Schule

- VON JÜRGEN BÄTZ

Tabea kennt diesen Witz: Fritzchen soll sein Zimmer gründlich aufräumen und Staubwisch­en. Mit dem Ergebnis ist die Mutter nicht zufrieden. „Schau, überall liegt Staub!“, sagt sie und fährt mit dem Finger über den Globus. „Ist ja logisch“, meint Fritzchen, „wenn du ausgerechn­et über die Sahara streichst!“

» Kennst du auch einen guten Witz? Schreib einfach an: capito@augsburger allgemeine.de Nirgends sonst auf der Welt wachsen so viele Kakaobäume wie in Westafrika. Für SchokoFans klingt das nach dem Paradies. Denn aus den Früchten der Bäume wird eine beliebte Süßigkeit hergestell­t: Schokolade!

Besonders gut wächst der Kakao im Land Elfenbeink­üste. Dort ist es das ganze Jahr warm, es regnet aber auch viel. Trotzdem gibt es ein Problem: Auf den Feldern arbeiten oft Kinder. So wie der 16 Jahre alte Sylvain Yao Kouakou. Er hat mit einem großen Messer, das man Machete nennt, auf den Kakaoanbau­flächen seines Onkels gearbeitet. „Ich habe mit der Machete das Unkraut weggeschla­gen“, erklärt er. „Und sobald der Kakao reif war, habe ich ihn in schweren Säcken nach Hause geschleppt.“

Sylvains Leben hat sich nun etwas verbessert

Kinder in Westafrika dürfen eigentlich keine schweren oder gefährlich­en Arbeiten verrichten. Denn das gefährdet ihre Gesundheit. Außerdem gehen sie so seltener zur Schule. Doch Kinderarbe­it ist in Westafrika weit verbreitet: Zwei Millionen Kinder arbeiten in der Elfenbeink­üste und im Nachbarlan­d Ghana im Kakaoanbau. Dafür gibt es verschiede­ne Gründe. Viele Familien sind arm. Sie können niemanden anstellen, der auf ihren Feldern arbeitet. Deswegen helfen die Kinder mit. Manchmal haben die Familien auch einfach nicht genug Geld, um die Kinder zur Schule zu schicken. Und in vielen Fällen halten die Eltern es für normal, dass Kinder arbeiten.

In Deutschlan­d macht es viele Menschen traurig, wenn ihre Schokolade Kindern in Afrika schadet. Deswegen geben sich manche Schokolade­nherstelle­r inzwischen Mühe, Kinderarbe­it zu verhindern. Sie haben zum Beispiel eine Organisati­on in Sylvains Dorf geschickt. Die Mitarbeite­r der Organisati­on erklären den Eltern, wieso Kinder nicht arbeiten dürfen. Und sie helfen den Familien dabei, ihre Geldproble­me zu lösen.

In Sylvains Dorf haben sie sogar eine neue Schule gebaut. So müssen die Kinder nicht mehr viele Kilometer ins nächste Dorf laufen. Bei Sylvain hat es funktionie­rt:

„Jetzt mache ich keine schweren Arbeiten mehr“, sagt er. Er hilft seinem Onkel nur bei kleineren Aufgaben. Für den Onkel ist es schwierig ohne Sylvains Hilfe. Doch er kann seinen

Kakao nur gut verkaufen, wenn keine Kinder auf seinen Feldern arbeiten. Jetzt muss er manchmal tageweise Arbeiter anheuern. Sylvain aber kommt so seinem Traum ein Stück näher. „Ich will Automechan­iker werden“, sagt der 16-Jährige. Damit könnte er genug Geld verdienen, um später auch seine eigenen Kinder zur Schule zu schicken. (dpa)

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So sehen die länglichen Früchte des Ka kaobaumes aus, wenn sie noch am Ast hängen. Sie sind in etwa so groß wie ein Kinderkopf.

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