Jugendlich helfen Senioren beim Umgang mit Handy&Co
Beim Generationentreff erklären junge Menschen Senioren, wie Laptops und Smartphones funktionieren. Von kälte-resistenten Besuchern, Line-Dance und Hausbesuchen
Mindelheim Opa hat ein neues Handy. Sogar ein Smartphone. Jetzt sollen ihm die Enkel erklären, wie das funktioniert: Fotos löschen, das Internet nutzen, die Systeme von Apple oder Android kennenlernen. Eine Situation, die sicher viele von Euch auch schon einmal erlebt haben. Was aber, wenn man keine Zeit hat, den Großeltern alles zu erklären? Was machen Menschen, die keine Enkel haben, die ihnen die Welt der Smartphones und Laptops näherbringen? In Mindelheim gibt es Veranstaltungen, die bei diesen Problemen helfen: Im Café Frox, das vom Kreisjugendring Unterallgäu betrieben wird, findet einmal im Monat ein Generationentreff statt. Junge Menschen erklären Senioren dabei, wie Handys, Laptops und das Internet an sich funktionieren.
Dominik Wagner ist erstaunt. Trotz der Kälte betreten mehr und mehr Menschen das Café Frox: „Normalerweise kommen immer acht bis zehn Personen, aber heute werden es wohl weniger sein, weil es so kalt ist“, vermutete der 23-Jährige noch vor einer Viertelstunde. Er kennt sich aus, war bei vielen Treffen dabei. Dominik war es auch, der den Generationentreff damals ins Leben gerufen und Vorträge zu verschiedenen technologischen Themen vorbereitet hat.
Nun sitzt der 23-Jährige neben einem älteren Herrn und tippt auf das Mauspad eines Laptops. Auf die Frage, was sie dort machen, antwortet der „Schüler“Jakob Josef: „Ich möchte wissen, wie das InternetBanking funktioniert.“Schritt für Schritt erklärt Dominik ihm, was für viele jüngere Menschen heutzutage selbstverständlich ist.
Ebenfalls völlig normal für viele von uns: Musik aus dem Internet runterladen oder streamen. „Ich brauche Musik für meine LineDance-Gruppe“, erklärt Evelyn Seibert. Neben ihr sitzt Patrik Beggel und erklärt, wie man Musik runterlädt und Youtube nutzt: „Dass jemand wissen will, wie man Musik runterlädt, kommt nicht so oft vor“, sagt er.
Was hingegen oft zur Sprache kommt, sind Fotos. Auch bei diesem Treffen: Eine Besucherin lässt sich erklären, wie man beim iPhone mehrere Fotos gleichzeitig löscht. Das Mädchen neben ihr erklärt aber nicht nur, sondern schreibt die einzelnen Schritte gleich auf. „Das funktioniert hier wirklich sehr gut“, lobt die Handybesitzerin. „Meine Nachbarin hat mir den Generationentreff empfohlen.“
Viele der älteren Menschen sind zum ersten Mal da, andere kommen seit Jahren regelmäßig. Dazu gehört auch Annemarie Merk: Die Grund- lagen ihres Laptops hat sie sich in der Vergangenheit in mehreren Sitzungen im Café Frox erklären lassen: „Heute bin ich eigentlich nur da, weil ich zwei Fragen habe.“Während sie auf ihre Beratung wartet, tauscht Annemarie Merk sich mit einer anderen Besucherin aus und gibt zu: „Im Laufe der Zeit habe ich durch die Treffen die Angst vor dem Umgang mit dem Laptop verloren.“Hier im Café Frox fühle sie sich immer gut beraten. Zumal das mit der neuen Technik ja nicht so einfach sei: „Hat man einmal etwas gelernt, kommt gleich die nächste Sache um die Ecke“, sagt eine Dame am Nebentisch.
Ältere Menschen sind neuen Technologien gegenüber misstrauisch und nicht aufgeschlossen – ein Vorurteil, das beim Generationentreff widerlegt wird. Annemarie Merk und ihre Gesprächspartnerin tauschen sich eifrig darüber aus, wie schön es sei, in Whatsapp-Gruppen mit der Familie zu schreiben und sind sich einig: „Das ist so einfach!“Auch Skype wird von vielen der älteren Besucher gelobt.
Etwas, das nicht so einfach ist, woran auch junge Menschen manchmal verzweifeln, ist, verschiedene elektronische Geräte miteinander zu verknüpfen: „Auch das gibt es teilweise: Dass Menschen kommen, die ein komplettes Sortiment von Apple haben und ihre Geräte dann miteinander verknüpfen wollen“, erzählt Dominik.
Dass ihm die Treffen am Herzen liegen, merkt man schnell: „Ich mache das aus Leidenschaft.“Und mit Erfolg: Annemarie Merk, die schon öfter da war, erkennt den 23-Jährigen sofort: „Der Dominik hat auch früher immer die Präsentationen zu den einzelnen Themen gemacht.“Mittlerweile berät Dominik nicht nur im Café Frox, sondern besucht den einen oder anderen „Schüler“auch zuhause. Dafür wurde er belohnt: Für den Generationentreff hat das Café Frox 2016 den Goldenen Internetpreis verliehen bekommen. Mit diesem Preis werden Menschen wie Dominik und seine Mitstreiter ausgezeichnet, denn der Internetpreis steht unter dem Motto „Ältere Menschen aktiv durch die digitale Welt“. Schirmherr des Preises ist das Innenministerium.
Wenn jemand von Euch also auch mal merkt, dass Oma oder Opa am Smartphone verzweifeln und ihr es nicht erklären könnt – im Café Frox ist Hilfe sofort zur Stelle.