Wo Wald und Wild aufeinandertreffen
Experten beobachten die natürliche Verjüngung der Bäume. Die Verbissspuren spielen dabei eine große Rolle. Auftaktveranstaltung im Wald über dem Kohlbergtunnel
Unterallgäu Waldbäume wie Fichte, Buche und Tanne können sich ohne Schutz nur dann selbst erfolgreich verjüngen, wenn ihr Leittrieb und das obere Drittel vom Schalenwild nicht verbissen werden. Wie sich die Situation in den heimischen Wäldern entwickelt, zeigt ein forstliches Gutachten zur Waldverjüngung, das im dreijährigen Turnus heuer wieder erstellt wird (siehe auch Infokasten).
Die Grundlage hierfür bildet eine stichprobenartige Untersuchung der Naturverjüngung. Der Auftakt dafür fand nun im Staatswald direkt über dem Kohlbergtunnel statt. Bis zum Vegetationsbeginn Ende April werden an den bayernweit festgelegten „Gitternetzpunkten“durch Mitarbeiter des Amtes für Landwirtschaft und Forsten (AELF) die kleinen Pflänzchen an der nächstgelegenen ungeschützten Verjüngungsfläche nach einem genau festgelegten Schema auf Verbissschäden untersucht.
Dabei werden an fünf Stellen, entlang einer geraden Linie von 50 Metern Länge, jeweils 15 Bäumchen
Anfang Mai muss die Erhebung der Daten abgeschlossen sein
mit einer Höhe von 20 Zentimetern bis 1,30 Meter erfasst. Registriert werden Baumart und Höhe, Verbiss durch Schalenwild am Leittrieb und im oberen Drittel sowie Fegeschäden an der Rinde. Bis zum Austrieb der Waldbäume Anfang Mai muss die Erhebung der Daten abgeschlossen sein. Anfang September wird auf dieser Grundlage ein Gutachten erstellt, das dann im November veröffentlicht wird.
Wie Forstdirektor Rainer Nützel bei der Demonstration des Aufnahmeverfahrens im Waldstück über dem Kohlbergtunnel ausführte, sei-
die Ergebnisse des Gutachtens die Grundlage der Empfehlungen für die Abschusspläne der nächsten drei Jahre.
Da durch das weitmaschige Gitter jedoch oftmals nur wenige Punkte in die einzelnen Jagdreviere
werden in den Aussagen für die einzelnen Reviere auch die Erkenntnisse der vergangenen Begehungen mitberücksichtigt. Um den Jagdpächtern, Grundstückseigentümern und auch den Vorständen der Jagdgenossenschaften die Sien
tuation vor Ort anschaulich vor Augen zu führen, können diese die Inventur in ihrem Revier auch begleiten.
Bei klirrender Kälte und in hohem Schnee wurden bei der Demonstration auf dem Kohlberg lefallen,
diglich zwei verbissene Bäumchen entdeckt. Die kleinen Fichten- und Buchenpflänzchen könnten hier also offenbar vom Schalenwild noch weitgehend unbehelligt aufwachsen, waren sich die Experten bei der Begehung einig.