Mindelheimer Zeitung

Ein kriminelle­s Katz und Maus Spiel der Extraklass­e

Bei „Funny Money“in Kirchheim wird ein Buchhalter plötzlich reich – aber nicht unbedingt glücklich

- VON FRANZ ISSING Foto: Issing

Kirchheim Während viele Theaterver­eine in der Region das Spielgesch­ehen in schwäbisch­e Bauernstub­en verlegen, setzt man in Kirchheim seit Jahren eher auf skurrilen Schabernac­k nach britischem Muster. Wie auf die Boulevardk­omödie „Funny Money“von Ray Cooney, die kürzlich im Adlersaal Premiere hatte. Wer sich drei Stunden am laufenden Band amüsieren will, sollte sich dieses Spektakel mit hintergrün­digem Humor nicht entgehen lassen. Führte doch das achtköpfig­e Ensemble vor, dass nicht nur große Bühnen britische Verwirrspi­ele für sich gepachtet haben.

Die Geschichte des witzigen Schlagabta­usches ist schnell erzählt und wurde von Regisseur Gerhard Reichle gekonnt in Szene gesetzt: Jean Perkins, alias Magdalena Dannhart ist mitten in den Vorbereitu­ngen zu einer Dinnerpart­y am Geburtstag ihres Mannes Henry (Hans Hampp), eines sanftmütig­en Buchhalter­s. Die guten Freunde des Ehepaares Betty (Conny Scheifele) und Vic Johnson (Tobias Dannhart) treffen jeden Moment ein.

Jean ist völlig außer sich, weil Henry nicht kommt. Völlig von der Rolle stürzt dieser verspätet über die Bühne und greift zum Telefon. Er will mit seiner Frau nach Barcelona auswandern und bucht zwei Tickets ohne Rückflug. Dafür hat er einen triftigen Grund. Eine Aktentasch­e, die er versehentl­ich mit seiner eigenen in der U-Bahn vertauscht hat, ist randvoll mit gebündelte­n Geldschein­en im Wert von 750 000 Pfund. Da erwacht bei Henry, der Bürokram und Schinkensa­ndwich gegen unverhofft­en Geldsegen eingetausc­ht hat, kriminelle Energie.

Aber so einfach es war, an das Geld zu kommen, so schwer ist es, dieses zu behalten. Denn gleich zwei recht schrullige und bestechlic­he Polizeikom­missare (Lukas Scheifele und Rupert Dannhart) tauchen auf und zwingen Henry, Vic und Betty wie auch die angesichts der obskuren Pläne ihre Mannes ständig über die Bühne torkelnde Jean zu einem chaotische­n Katz- und Maus-Spiel. Alle Figuren in dieser rasanten Komödie vereint die Geldgier. Das Stück ist gespickt mit heiteren Anspielung­en und unglaublic­hen Schicksals­wendungen.

Die Protagonis­ten stöhnen, schreien, lachen und wechseln in rasantem Tempo die Rollen, um das viele Geld in Sicherheit zu bringen. Und ehe sich die Zuschauer versehen, sind sie mittendrin im aufregende­n Leben des Ehepaares Perkins, das auch Taxifahrer Bill (Andreas Schmid) und ein geheimnisv­oller Mister „Öktokoff“gehörig durcheinan­derbringt. Als dann noch ein dubioser Gauner namens „Big“auftaucht und Schüsse auf der Bühne dessen Leben ein Ende bereiten, ist das Chaos perfekt.

Die Schenkelkl­opfer in dieser britischen Farce sind ohne Zweifel Hans Hampp und Magdalena Dannhart, die sich Hals über Kopf auf ein Lotterlebe­n einstellen muss und ihren Ehemann mit spöttische­n Bemerkunge­n wie „als kleiner Langweiler warst du mir lieber“in Rage bringt.

Aber auch die übrigen sechs Darsteller beherrsche­n die hohe Kunst des Boulevardt­heaters. Bei aller Turbulenz vergessen sie keine Sekunde, dass ihre Rollen auch eine gewisse Glaubwürdi­gkeit brauchen. Das Premierenp­ublikum erlebte im Kirchheime­r Adlersaal einmal mehr puren Theaterspa­ß und quittierte die Leistungen der Schauspiel­er am Ende und auf offener Szene mit viel Applaus.

Spieltermi­ne Samstag, 3. März, um 19.30 Uhr, Sonntag, 4. März, um 17 Uhr, Freitag, 9. März, und Samstag, 10. März, jeweils um 19.30 Uhr. Auch am Samstag, 17. März, öffnet sich der Vor hang um 19.30 Uhr.

 ??  ?? Um das Chaos perfekt zu machen, liegt plötzlich auch noch ein Toter auf der Bühne. Die Komödie „Funny Money“der Kirchheime­r Laienspiel­er erntete bei der Premiere im Adlersaal viel Beifall.
Um das Chaos perfekt zu machen, liegt plötzlich auch noch ein Toter auf der Bühne. Die Komödie „Funny Money“der Kirchheime­r Laienspiel­er erntete bei der Premiere im Adlersaal viel Beifall.

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