Vorgezogenes Präsent
Überraschung für Dietmar Gräf im Klostersaal
Bad Wörishofen Das erste Meisterkonzert dieses Jahres im Festsaal des Dominikanerinnenklosters war ein grandios virtuoser Beginn dieser von Dietmar Gräf seit Jahren initiierten Konzertreihe. Dazu hatte er das „Malinconia-Ensemble“aus Stuttgart eingeladen. Dabei stand auch Gräf selbst unversehens im Mittelpunkt.
Das Ensemble unter der Leitung des Cellisten Helmut Scheunchen ist bekannt dafür, selten gespielte Werke bekannter Komponisten zu intonieren. Mit Günter Schmidt am Steinway-Flügel und Ramin Trümpelmann an der Violine brachten sie als Trio in hervorragender Kammermusikbesetzung nicht nur das „Klaviertrio h-moll“von Gustav Jensen (1843 bis 1895) zu Gehör, sondern auch das zauberhafte „Geistertrio“, das „Klaviertrio D-Dur“von Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827). Beim melancholischen zweiten Satz, dem „Largo assai ed espressivio“verhielten sich die Gäste im voll besetzten Saal so still, dass man volksmundartig eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Doch der Konzertabend hatte noch sehr viel mehr zu bieten. Es war eine gelungene Kombination von Kammermusik und einem Liederabend, bei dem der klare, lyrische Sopran von Chieko Mitsuhashi voll zum Tragen kam. Sie sang Lieder von Friedrich Schiller (1759 bis 1805) wie „Thekla. Eine Geisterstimme“, das Franz Schubert (1797 bis 1828) vertonte und in dem es heißt: „Wage du, zu irren und zu träumen“.
Einen überraschenden Effekt brachte das Gedicht „Waldgespräch“von Joseph von Eichendorff (1788 bis 1857), das gleich von zwei Komponisten vertont und in sehr einfühlsamer Weise von Chieko Mitsuhashi vorgetragen wurde, einmal von Robert Schumann und einmal von Adolf Jensen. Adolf Jensen war der ältere Bruder von Gustav Jensen, dessen Klaviertrio zu Beginn des Konzertes zu hören war. Diese beiden Lied-Vertonungen waren so unterschiedlich wie zwei Komponisten nur schreiben können, obwohl sie beide im 19. Jahrhundert lebten, Robert Schumann von 1810 bis 1856 und Adolf Jensen von 1837 bis 1879.
Das „Malinconia-Ensemble“hatte noch einige Überraschungen mitgebracht, keine Musik aus dem 18. Und 19. Jahrhundert, sondern sehr zeitgenössisch, Kompositionen von Dietmar Gräf. Damit machten sie ihm anlässlich seines in diesem Jahr zu begehenden 75. Geburtstages ein vorgezogenes musikalisches Geschenk.
Zwei Uraufführungen fanden somit Eingang in die musikalischen Darbietungen, zum einen das Solo für Cello „Prélude alla Introduzione“und das Lied „Aprikosenbaum“, dessen Text ebenfalls von Dietmar Gräf stammt. Zeitgenössisch komponiert hat Gräf außerdem das Lied „…wenn Licht und Wärme“von Emil Merker (1888-1972). Und –Ehre, wem Ehre gebührt – besang Chieko Mitsuhashi den „Aprikosenbaum“von Dietmar Gräf, begleitet vom Trio des „Malinconia-Ensemble“noch einmal als Zugabe und das mit wiederholtem heftigen Applaus der Gäste.