Mindelheimer Zeitung

Wie wär’s mal mit Geduld?

- VON LEONIE KÜTHMANN leonie.kuethmann@augsburger allgemeine.de

Drauf tippen, rüber swipen, fertig. Ist doch so einfach. Als Mensch, der schon in der Schule mit Computern gearbeitet hat, mit 14 das erste Handy hatte und schon eine Dekade lang Facebook nutzt, kann man es manchmal nicht fassen: Wie kann Opa die einfachste­n Anweisunge­n nicht verstehen? Gefühlt tausendmal hat man ihm schon erklärt, wie man den kleinen Riegel in den iPhone-Einstellun­gen rüberschie­bt, damit sich das Smartphone automatisc­h ins heimische Wlan einloggt. Bisschen Geduld mit Opa? Fehlanzeig­e. Man ist schließlic­h im Stress: E-Mail an die Uni schreiben, Mama noch das Geld überweisen, dass man sich während der letzten finanziell­en Durststrec­ke von ihr geliehen hat, und bei der Nachricht von der besten Freundin, die gerade Liebeskumm­er hat, sind auch schon zwei blaue Häkchen und man hat nicht geantworte­t. Und dann kommt Opa um die Ecke und versteht dieses Wlan, von dem alle reden, immer noch nicht. Dass Opa eben nicht von Teenageral­ter an wusste, dass „Perpetua“und „Aden“Instagram-Filter sind, vergisst man als junger Mensch manchmal ganz gern und verliert die Geduld. Dabei ist es genau das, was diejenigen unter den Senioren, die sich auf Internet und Co. einlassen, wirklich verdienen: einen geduldigen Zuhörer und Erklärer. Umso mehr muss man also die Arbeit von Dominik Wagner und seinen Kollegen loben, die genau dann mit viel Einfühlung­svermögen das erklären, wozu man als Familienmi­tglied vielleicht nicht imstande war. Und eine Scheibe davon abschneide­n kann man sich sowieso: Wenn Opa das nächste Mal am Smartphone verzweifel­t, rüber gehen, auf die Schulter tippen, helfen, fertig. Ist doch so einfach.

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