Unser Olympia Held
Patrick Reimer bringt erstmals eine olympische Medaille nach Mindelheim
Der Mindelheimer Eishockey-Star Patrick Reimer ist aus Südkorea zurück im Alltag. Im Exklusiv-Interview mit der MZ schildert er seine Eindrücke.
Mindelheim Sechs Tage ist es nun her, dass Patrick Reimer mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen die Silbermedaille gewonnen hat. Im Interview mit der erzählt der 35-jährige Mindelheimer von den zwei aufregendsten Wochen seines Sportlerlebens.
Patrick Reimer, selbst nach einigen Tagen: Haben Sie schon realisiert, was in Südkorea passiert ist?
Patrick Reimer: Überhaupt noch nicht. Ich habe so viele Glückwünsche bekommen. Ich glaube, wir hatten noch nie eine solche Aufmerksamkeit erfahren, wie in den letzten Tagen. Und dann kam ja auch schon der Alltag wieder. Am Montag sind Sie in Deutschland gelandet, dann ging es gleich weiter nach Nürnberg, wo Sie am Mittwoch schon wieder für die Ice Tiger in der DEL auf dem Eis standen. Selbst für einen Eishockey-Profi ist das ein knackiges Programm.
Reimer: Ja, vor allem, wenn dann auch noch die verschiedenen Zeitzonen mitspielen. Aber zum Glück haben wir in der nächsten Woche keine Pre-Play-offs, sodass ich da dann etwas ausspannen kann.
Was ist dann geplant? Ein Kurzurlaub fernab jeglicher Eishallen oder einfach nur zu Hause die Beine hochlegen? Reimer: Ich werde wohl nur die Füße hochlegen. Und vielleicht meinen Eltern in Mindelheim einen Besuch abstatten. Der Mama muss ich die Medaille ja noch zeigen. Mein Vater war ja in Südkorea dabei und hat sie schon gesehen.
Außer Ihrem Vater waren ja noch Ihre Frau und Ihr Trauzeuge in Pyeongchang dabei. Mussten die ihren Aufenthalt verlängern?
Reimer: Es war tatsächlich so, dass sie eigentlich schon nach dem Viertelfinale heimgeflogen wären. Aber dann haben sie doch noch ihre Flüge umgebucht.
Es gab ja im Deutschen Haus in Pyeongchang dann doch noch eine große Party mit der Mannschaft und anderen Athleten. Auch Skistar Lindsey Vonn war dabei – und hat sich am Ende Ihr Trikot geschnappt. Wie kam es denn dazu?
Reimer: Geschnappt ist das richtige Wort. Eigentlich war das Trikot unserem Pressesprecher versprochen. Es lag dann im Deutschen Haus auf einem Tisch und plötzlich hat es Lindsey einkassiert. Unser Pressesprecher hat es ihr dann auch generös überlassen.
Hatten Sie denn während der Spiele auch Zeit, um sich andere Sportarten anzusehen oder andere Athleten zu treffen?
Reimer: In der ersten Woche schon. Da hat unser Trainer Marco Sturm auch gesagt: „Genießt die Zeit, saugt dieses olympische Flair auf.“Denn sobald das Eishockeyturnier losging, lag der Fokus eben voll auf Eishockey. Das war auch gut so und gehört auch so, aber für andere Sachen waren dann keine Zeit mehr. Aber davor haben wir beim Biathlon und Skispringen vorbeigeschaut, einige Jungs waren auch beim Eisschnelllauf.
Und im Olympischen Dorf? Läuft man sich da über den Weg und kommt mit anderen ins Gespräch?
Reimer: Das muss man sich vorstellen wie ein Schullandheim. Da gibt es eine Mensa oder ein Verpflegungszelt, das 24 Stunden geöffnet hat. Da trifft man sich natürlich. Es gab auch einen Spieleraum mit Tischtennisplatten, Sessel zum Chillen und so weiter. Der Kontakt zu anderen Sportlern war schon da.
Haben Sie dann mitbekommen, ob die auch mit der deutschen Eishockeymannschaft mitgefiebert haben? Reimer: Man hat im Lauf des Turniers schon gemerkt, dass immer mehr mitfiebern. Die deutsche Fankurve, in der ja auch viele deutsche Sportler waren, ist von Spiel zu Spiel größer geworden. Das ist toll zu sehen, wenn Olympiasieger wie Natalie Geisenberger (deutsche Rennrodlerin, Anm. d. Red.) uns die Daumen drückt. Dabei sah es anfangs ja nicht sonderlich gut aus. Man startete mit einer 2:5-Niederlage gegen Finnland ins Turnier, verlor dann auch trotz guter Leistung gegen Schweden. Wann war der Moment, als die Mannschaft gemerkt hat, dass es vielleicht doch zu einer Medaille reicht?
Reimer: Es ist richtig, das FinnlandSpiel war nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Da waren schon noch ein großer Batzen Nervosität und eine gewisse Ehrfurcht vor diesem Turnier da. Wir haben ja auch viele junge Spieler im Kader gehabt, die so etwas noch nicht erlebt hatten. Nach dem Schweden-Spiel, als wir sehr gut gespielt hatten, hat es Klick gemacht. Wir haben gesehen, dass wir mit den Top-Nationen mithalten können.
„Nächste Woche werde ich erst einmal die Beine hochlegen.“Patrick Reimer
„Anfangs war schon noch ein Batzen Nervosität dabei.“Patrick Reimer